Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
sein, dass sie sich annähernd zu den Tatzeiten in den Wohnungen der Opfer aufhielt. Mit diesen erschreckenden Tatsachen ist sie konfrontiert, und das könnte sie allmählich an ihrem Verstand zweifeln lassen. Vielleicht ist das der entscheidende Punkt.«
»Du meinst, der Täter will erreichen, dass sie sich für die Mörderin hält ?«
»Das wäre denkbar, denn so ist er selbst fein heraus, er kann morden …«
»… und ihr die Taten in die Schuhe schieben.«
»Ja. Und noch etwas solltest du nicht außer Acht lassen, nämlich was augenblicklich mit deinem Chef passiert.«
Er sah sie fragend an.
»Seine Karriere geht den Bach runter«, sagte sie, »alles, wofür er gekämpft hat. Du beschreibst ihn selbst als Arbeitstier, und dann trifft ihn aus heiterem Himmel diese Schmach, er muss den Fall abgeben, weil seine eigene Frau als tatverdächtig gilt.«
»Das hieße in der Konsequenz …«
»… dass da jemand einen großen Hass auf die Polizei hat.«
»Eine persönliche Rache.« Trojan setzte sich auf. »Jana, du bist nicht nur eine umwerfende Frau und eine großartige Psychologin, sondern du verfügst auch über eine gehörige Portion kriminalistischen Scharfsinn. Du solltest bei uns als Profilerin anfangen !«
»Nein, Nils, niemals.« Er war ein wenig erschrocken darüber, wie ernst sie das sagte. »Ich möchte nicht auf deiner Seite arbeiten. All diese furchtbaren Verbrechen, mit denen du tagein, tagaus zu tun hast, das könnte ich nicht ertragen.«
Er nickte ihr im Halbdunkeln zu.
Der Schlaf traf ihn wie ein Genickschlag, rasch und gezielt. Er irrte durch einen wabernden Traum, da war dichtes Gehölz, Zweige schlugen ihm ins Gesicht, Tannennadeln stachen in seine nackten Fußsohlen. Einmal streckte er sich auf einer Lichtung aus, starrte in den Himmel, Wolkenfetzen ballten sich rund um einen vollen Mond. Er lief weiter. Sein Atem war wie das Raunen in den Bäumen, der Herzschlag wie seine stampfenden Schritte im Laub. Je weiter er ging, desto mehr löste er sich auf, er wurde zum Ruf der Nachtvögel, dem Rascheln und Zischen von Nattern und Würmern, er war der Klang der Luft, er war der Odem des Walds.
Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Brust. Er tastete danach. Und schon verstand er: Es war ihre Hand, sie war es, sie !
Er erwachte, öffnete die Augen. In seinem Taumel hatte er vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Das Mondlicht fiel durchs Fenster, so satt, so verstörend hell, dass er kurz erschauderte.
Er drehte sich zu Jana um und sagte leise ihren Namen.
Sie lächelte ihn an, von diesem irren weißen Glanz erhellt.
»Kannst du nicht schlafen ?«
»Nein«, flüsterte sie, »aber das macht nichts.«
»Diese Nacht ist wunderschön.«
»Ja.«
Mit dem Finger fuhr er die Linie ihrer Lippen nach. Und dann glitten seine Hände über ihren Körper, und wieder zog sie ihn an sich, und wieder wölbte sie sich ihm entgegen.
Und der Tanz begann von vorn, nur langsamer jetzt, träge, und er sah sie die ganze Zeit dabei an, ihre Augen waren ein Spiegel für ihn, so schimmernd, so lüstern und beglückt.
Doch plötzlich glitt ihr Blick von ihm ab, und ihr Gesicht erstarrte.
Da war etwas.
Etwas schien im Zimmer zu sein.
Hinter ihm.
Und Jana schrie.
Es war ein entsetzlicher Schrei, er fuhr ihm bis ins Mark.
Er spürte einen Lufthauch, wirbelte herum. Entsetzt blickte er in ein verspiegeltes Visier. Da war eine Gestalt, ganz in Leder, direkt vor ihm.
Und da war ein Hammer. Der schnellte auf ihn herab.
Trojan riss die Arme hoch, um seinen Kopf zu schützen. Der Schmerz traf ihn an der Schulter, raubte ihm den Atem.
Jana schrie. Noch nie in seinem Leben hatte er Schreie wie diese gehört.
Sie schrie immer weiter, und das Blut toste in seinen Ohren. Aufs Neue sauste der Hammer auf ihn herab, diesmal erwischte es ihn am Rücken, und er begann zu röcheln.
Grelle Blitze zuckten durch sein Blickfeld. Die Versuchung, sich der Ohnmacht zu ergeben, benebelte seine Sinne. Doch dann bäumte er sich auf, er packte den ledernen Arm, verdrehte ihn, bis der Hammer aus der schwarzglänzenden Hand glitt. Und er schlug zu, einmal, zweimal, und sie stürzten vom Bett hinunter, sie wälzten sich am Boden.
Das Adrenalin kochte in seinen Adern. Sein Herz hämmerte. Er teilte Schläge aus, wild, wütend, einen nach dem anderen.
Die Waffe, durchfuhr es ihn. Sein Holster, wo hatte er es abgelegt ? Irgendwo am Bett, dachte er, aber er war zu weit davon entfernt.
Er schaute kurz in die Richtung, wo er die Sig
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