Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
schon.«
»Und dann lief alles schrecklich aus dem Ruder, nicht wahr ?«
»Es lag an dem Kerl. Er gab mir Befehle. Da war dieser Schokokuchen. Ich sollte seine Freundin damit füttern, während er … Es war entsetzlich. Ich wurde panisch und lief aus dem Zimmer.«
»Ich verstehe. Und nun, Jahre später, verlangt dieser Erpresser dasselbe von dir, und wieder verspürst du Panik.«
»Ja, ich fand es empörend, und ich fragte mich, wo das alles enden sollte.«
»Wie hat es denn geendet ?«
Sie schwieg.
»Theresa, sag mir, was ist passiert ?«
»Ich weiß es nicht.«
»Leidest du unter Gedächtnislücken ?«
»Gelegentlich, ja.«
»Meinst du nicht auch, dass das eventuell ein Verdrängungsmechanismus ist ?«
»Worauf willst du hinaus ?«
»Möglicherweise willst du dich nicht mehr daran erinnern, dass du, nachdem du bei Carlotta Torwald den Kuchen abgegeben und den perversen Zettel deines Erpressers an deinem Auto gefunden hast, in der Nacht noch einmal zurückgekehrt bist und dir Zutritt zu der Wohnung verschafft hast.«
»Aber nicht doch !«
»Jegliche Erinnerung an das, was geschah, als Carlotta Torwald und Paul Ziemann starben, ist in deinem Gehirn ausgelöscht, weil es viel zu grausam ist.«
»Nein !«, stieß sie hervor. Ihre Hände begannen zu schwitzen.
Unvermittelt fragte die Person auf dem Stuhl: »Kannst du mit einem Elektropick umgehen ?«
Sie antwortete nicht.
»Du weißt doch, was das ist. Du hast es mir gegenüber in einem Gespräch selbst einmal erwähnt.«
»Hilmar hat mir davon erzählt.«
»Richtig. Und du warst irritiert darüber.«
»Ja. Mit diesem Gerät lassen sich fremde Türen öffnen.«
» Überaus irritierend. Aber auch faszinierend, nicht wahr ?«
Sie schwieg.
»Theresa, hast du die Brille von Carlotta Torwald gestohlen ?«
Sie nickte kaum merklich.
»Warum ?«
Ihre Stimme war brüchig. »Ich wollte sie haben, sie war so schön.«
»Wann hast du sie gestohlen ? In der Nacht, als du noch einmal zurückkamst ?«
»Oder davor. Ich kriege das nicht mehr genau zusammen.«
Sie zitterte.
»Brauchst du eine Pause ?«
Abermals nickte sie.
Die Person erhob sich, lächelte sie an und ging aus dem Zimmer.
Theresa hörte noch, wie die Tür leise ins Schloss fiel, doch schon bemerkte sie, dass ihr die Augen zufielen. Sie war müde, so entsetzlich müde. Einmal war ihr, als würde man ihr eine Injektion verpassen, deutlich spürte sie den Stich in der Armbeuge, aber vielleicht träumte sie das auch nur.
Das Licht hatte sich geändert, als sie wieder erwachte. Es schien später Nachmittag zu sein. Die Person saß wieder vor ihr und schaute sie ruhig an.
»Wie geht es dir jetzt, Theresa ?«
»Besser.«
»Siehst du. Nun lastet schon sehr viel weniger auf deiner Seele. Fahren wir fort. Hinterher wirst du frei und gelöst sein. Was bedrückt dich noch ? Ist es vielleicht der Disput, den du mit deiner Freundin hattest ?«
Sie nickte.
»Rede. Es wird dir guttun.«
Und so erzählte sie nach einigem Zögern von dem anonym zugesandten Umschlag mit den entlarvenden Bildern darin, die sie in Mara Hertlings Wohnung zeigten, wie aufgebracht ihre Freundin deswegen gewesen war, wie heftig ihr Streit.
Wieder klaffte eine Lücke in ihren Erinnerungen auf. Sie hatte sich schrecklich gedemütigt gefühlt. Aber was war dann geschehen ?
»Bist du nach dem Streit in die Wohnung eingedrungen ?«, fragte die Person. »Diesmal brauchtest du ja nicht einmal ein technisches Hilfsmittel. Du hattest einen Schlüssel.«
Theresa war selbst überrascht, als sie sich leise sagen hörte: »Möglich, ja. Ich kann es zumindest nicht ausschließen.«
Die Person lächelte. »Gut, kommen wir zu Claude Haller und Lisa Brobrowski. Gab es bei den beiden auch eine Auseinandersetzung ? Wurdest du ebenfalls gedemütigt ?«
»Woher kennst du diese Namen ?«
»Natürlich von deinem Mann. Was geschah bei diesem Paar ?«
Unter Tränen berichtete sie von dem verstörenden Abend bei Lisa, dem Auftauchen von Claude und wie alles eskalierte.
»Und am nächsten Morgen erwachst du auf dem Bett im Schlafzimmer dieser fremden Wohnung, und die beiden Menschen neben dir sind tot. Stimmt das ?«
»Wie kommst du darauf ?«
»Antworte einfach auf meine Frage.«
Sie atmete schwer.
»Ich habe dort gelegen, ja«, sagte sie schließlich leise.
»Und die beiden waren ermordet ?«
»Ja.«
»Aneinandergefesselt mit einer weißen Wäscheleine ?«
Sie vergrub das Gesicht in den Händen.
Die Person setzte eine Pause.
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