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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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dachte an die Muttergottes in der Kapelle und sandte ihr ein Dankgebet, daß das Kind und ich die Niederkunft überstanden hatten, und erinnerte sie dringend daran, nicht zu vergessen, daß sie mir die Heimkehr meines Mannes versprochen hatte.
    Ob nun diese Erinnerung nötig gewesen war oder ob sie von selbst an ihr Versprechen gedacht hatte - jedenfalls kam Gottschalk am nächsten Tag an, und ich weinte vor Freude, als er in der Tür stand. Mit raschem Schritt näherte er sich dem Bett, zog behutsam die Decke beiseite und nahm sein Kind in die Arme. Dann schlüpfte er zu mir, legte den anderen Arm um mich und flüsterte mir tausend Liebesworte ins Ohr, bis mir der Kopf vor Glück rauschte und Mathilde, die er in ihrer Ecke gar nicht bemerkt hatte, mahnend hüstelte.
    Ich wollte nun wissen, wieso und warum er denn so lange ausgeblieben war; aber meine unermüdlich fürsorgerische Mathilde bestand darauf, daß ich jetzt erst einmal schlafen müsse.
    »Er ist wieder da, das soll für den Moment genügen. Ich
könnte mir auch denken, daß mein Löwe größtes Interesse daran hat, was dein Mann uns berichten kann. Laß ihn also zunächst mit dem Herzog sprechen, und du kannst dich erst einmal um deinen Sohn kümmern, denn er hat offenbar Hunger.«
    So ließ ich Gottschalk ziehen und widmete mich in Ermangelung des großen eben dem kleinen Gottschalk, und kurz darauf schliefen wir beide selig.
     
    Aber in den nächsten Tagen konnte ich meine Neugier natürlich nicht mehr bändigen, und ich erfuhr, was meinen Mann ein halbes Jahr lang von mir ferngehalten hatte.
    Er war, wie gewohnt, nach Lübeck gereist; jedoch hielten sich dort nur sehr wenige Händler auf, und er mußte sich große Mühe geben, seine mitgebrachten Waren abzusetzen. Aber er konnte nicht, wie gewohnt, seine Wagen nun mit Fellen, Honig, Wachs und Bernstein füllen, denn der Markt war wie leergefegt. Einzig eine größere Ladung Hering wurde ihm angeboten. Dazu konnte er sich aber nicht entschließen. Hast du einmal Heringe in einem Wagen geladen, dann kannst du nie wieder Tuche darin transportieren, der Fischgeruch geht auch nach reichlichem Scheuern mit Seifenlauge nicht weg.
    Sollte er nun ohne eine Warenladung zurückkehren? Ein Schiff mieten und nach Bornholm segeln? Dazu war das Jahr viel zu weit fortgeschritten. Schließlich fuhr er nach Oldenburg, und auch dort gab es nichts zu kaufen, weil die Kaufleute ausgeblieben waren. Er hörte aber, daß in Schleswig noch die Bestände der Einfuhr des Herbstes liegen sollten. Der Winter war noch nicht eingebrochen, und er entschloß sich, in das Reich des Dänenkönigs zu reisen. Unterwegs bemerkte er erstaunliche Dinge: Er sah immer wieder Häuflein von Soldaten, deren Richtung Roskilde war. Dort, so hatte Gottschalk gehört, hielt sich zur Zeit König Waldemar
von Dänemark auf. Auch viele schwerbeladene Karren waren zu sehen, die vermutlich das gleiche Ziel hatten. Gottschalk wunderte sich darüber. Was hatte Waldemar vor?
     
    In Schleswig angekommen, fand er dort auch tatsächlich einige andere Kaufleute. Aber nachdem er seine Wagen, wie gewünscht, mit Waren aus dem Ostseeraum gefüllt hatte und sich zur Abfahrt nach Braunschweig rüstete, standen plötzlich einige Bewaffnete vor seiner Tür. Sie teilten ihm höflich mit, er könne leider noch nicht abreisen. Er habe mit verbotenen Waren gehandelt, das müsse untersucht werden. Auch seine Männer hätten solange am Ort zu bleiben. Gottschalk wies darauf hin, daß er mit leeren Wagen angekommen sei und lediglich Ware in Schleswig gekauft habe, und zeigte seine Abrechnung und die Quittung für die bezahlte Steuer. Aber sie stellten fest, daß er »Waffen« gehandelt habe. Gottschalk schlug sich vor die Stirn. Als er am Abend seiner Ankunft müde und hungrig beim Abendessen saß, hatte sich ein Mann an ihn herangemacht und ein Gespräch gesucht. Gottschalk hatte keine Lust auf eine Unterhaltung; aber der Mann war von einer aufdringlichen Freundlichkeit. Er hatte Gottschalks Messer, das er wie jedermann am Gürtel trug und damit sein Essen kleinschnitt, sehr bewundert. Ein solch feinziseliertes Heft hatte er angeblich noch nie gesehen. Er wollte es unbedingt kaufen, und schließlich ließ Gottschalk es ihm, um endlich seine Ruhe zu haben. Er hatte noch ein weiteres in seinem Gepäck, und der Preis, den der Mann ihm bot, war verlockend hoch.
    Und dies war nun die Waffe - mit der er verbotenerweise gehandelt haben sollte.
    Gottschalk begriff, daß er

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