Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman
auf Pferden sitzen konnten. Die Pferde, die bereits daran gewöhnt waren, gab es als Zugabe - ein normales Pferd wäre sofort in Panik ausgebrochen, wenn es ein großes Raubtier auf seinem Rücken verspürt hätte. Ein äußerst großzügiges, aber auch reichlich unbequemes Geschenk. Zum Glück für die Leoparden wie auch für die Begleiter Heinrichs, die sich nicht mit Leoparden auskannten, marschierten einige Sklaven mit, welche mit diesen Tieren umzugehen verstanden. Zu guter Letzt erhielt Heinrich auch noch sechs Filzzelte samt Lastkamelen, damit er nachts bequem schlafen konnte.
Der Herzog, der mit solch überwältigender Großzügigkeit nicht gerechnet hatte, wollte sich gern revanchieren, aber die Gastgeschenke, die er aus seiner Heimat mitgebracht hatte, waren längst an Kaiser Manuel und die Fürsten und kirchlichen Einrichtungen im Heiligen Land verteilt. Er ließ die Kaufleute, darunter auch meinen Gottschalk, zu sich rufen und fragte, welche wertvollen Waren sie noch übrig hätten.
Gottschalk war froh, daß Heinrich ihm seine große Ladung erstklassiger Waffen schon in Jerusalem abgekauft
und dort verteilt hatte, denn die wollte er doch ungern in den Händen der seldschukischen Reiter und vielleicht eines Tages gegen Christen gerichtet wissen. Er hatte in Jerusalem vor allem Reliquien verschiedenster Art und Gewürze eingekauft. Die Gewürze kaufte Heinrich ihm auf der Stelle ab. Die Reliquien betrachtete der Herzog nachdenklich, und dann kam ihm die große Idee.
»Was ich dem Sultan jetzt noch an Gaben bieten kann, ist geradezu armselig; aber ein ganz großes Geschenk kann ich ihm doch machen: Ich werde ihn zum christlichen Glauben hinführen und damit seine Seele für die Ewigkeit retten«, verkündete er.
Gottschalk traute seinen Ohren nicht. Er wollte schon an einen Scherz glauben, jedoch ein Blick in Heinrichs ehrliches, strahlendes Gesicht belehrte ihn eines Besseren, und er hielt lieber den Mund.
»Komm mit«, sagte Heinrich fröhlich. »Und du auch.« Dabei winkte er seinen Beichtvater herbei.
Zu dritt besuchten sie den Sultan. Dieser saß gerade mit seinen Stammesführern zusammen; sie tranken gemeinsam Tee und debattierten dabei. Der Sultan strahlte beim Anblick seiner Gäste und winkte dem kleinen, gebückten Übersetzer. Auf dessen Dienste wollte der Löwe aber lieber verzichten und schickte Gottschalk darum noch einmal hinaus, um einen der Templer zu holen. Dein Vater fand nach kurzem Suchen Herrn Jean, einen Ritter, der in Antiochia geboren und aufgewachsen war. Er beherrschte nicht nur die Sprache der Seldschuken ganz gut, sondern kannte auch ihre Bräuche und Gewohnheiten.
Heinrich tauschte mit Kilidsch Arslan Umarmungen und freundliche Begrüßungsworte aus, denn sie hatten sich seit mindestens zwei Stunden nicht mehr gesehen, und die Förmlichkeiten mußten eingehalten werden. Dann sah er seinem wohlwollenden Gastgeber liebevoll ins Gesicht.
»Vetter Kilidsch Arslan, niemand hätte mich freundlicher und aufmerksamer aufnehmen können als du. Du bist ein edler, weitherziger Mann, ein gewaltiger Krieger, ein mächtiger Fürst. Ich bin dankbar, daß du mir deine Freundschaft geschenkt hast«, begann Heinrich.
Herr Jean übersetzte dies, und der Sultan lächelte erfreut und nickte zustimmend.
»Ich kann dir deine großzügigen Gaben, mit denen du mich so reich beschenkt hast, nicht entgelten«, fuhr Heinrich fort. »Darum habe ich mir den Kopf zerbrochen, was ich für dich tun kann.«
Es folgten eine erneute Übersetzung und ein erneutes freudiges Kopfnicken.
»Da kam mir folgender Gedanke: Du bist ein reicher Mann, wonach immer dein Herz gelüsten könnte, ist schon jetzt dein. Das einzige, was dir fehlt, ist der rechte Glauben. Darum möchte ich dich gern zum Christentum bekehren, damit du die ewige Seligkeit erreichen und dereinst, wenn unsere Tage gezählt sind, mit mir gemeinsam im Himmel weilen kannst«, setzte Heinrich seinen Gedankengang fort.
Herr Jean blieb mitten im Satz stecken. Er sah den Löwen völlig entgeistert an. Unwillig sagte Heinrich: »Na los, übersetze schon. Du siehst doch, wie gespannt der Sultan ist, was ich ihm sagen möchte.«
Herr Jean schluckte. Dann übersetzte er und schien nach den richtigen Worten zu suchen. In Heinrich keimte der Verdacht auf, Jean habe seine Rede nicht unbedeutend abgeändert.
»Ich will, daß du ganz genau und Wort für Wort übersetzt«, sagte er darum unwillig. Herr Jean seufzte, blickte unglücklich zur Decke des
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