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Die Verfluchten

Die Verfluchten

Titel: Die Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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habe«, antwortete Meruhe mit
leiser, fast tonloser Stimme. »Ich glaube fast, er hat es von Anfang an
so geplant. Zumindest von dem Moment an, in dem er wusste, dass
ich das Amulett zurückgeholt habe. Ich war so dumm.«
Andrej wollte antworten, doch in diesem Moment spürte er eine
Präsenz, die sich wie ein unsichtbarer, aber erstickender Nebel über
den Raum legte und ihm schier den Atem zu nehmen schien. Als er
sich umdrehte, erblickte er fünf hoch gewachsene, in strahlendes
Weiß gekleidete Gestalten mit schwarzen Gesichtern und Händen,
die hintereinander den Raum betraten. Auch jetzt war es ihm nicht
möglich, sie zu unterscheiden. Obgleich sie von Wuchs und Größe
sehr ähnlich waren, waren ihre Gesichter vollkommen verschieden,
doch es gelang ihm trotzdem nicht, zu sagen, welcher von ihnen
Seth, Osiris und die anderen waren. Ein weiteres, unheimliches Rätsel, das diese Furcht einflößenden Unsterblichen umgab, war der
Umstand, dass etwas durch sein Gedächtnis zu fahren und das Bild
auszulöschen schien, sobald sein Blick ihre Gesichter losließ. Er
fragte sich, ob es ihm mit Meruhe irgendwann genauso ergehen wür
de.
Andrej sah aus den Augenwinkeln, wie sich Abu Duns Hand auf
das Schwert senkte, und machte eine rasche Bewegung. »Nicht!«,
zischte er.
Das ist sehr vernünftig von dir.
Die Stimme entstand direkt in seinen Gedanken, ohne dass sich die
Lippen in dem schwarzen Gesicht bewegt hätten. Doch wo Meruhes
lautlose Stimme ein sanfter, warmer Hauch war, traf ihn die Seths
wie ein Schlag. Es war die Stimme eines zornigen Gottes, unter der
sich seine Seele krümmte und die Welt erbebte.
»Bist du gekommen, um deinen Triumph zu genießen?«, fragte Meruhe bitter.
Seth antwortete nicht gleich, sondern kam mit langsamen Schritten
näher, begleitet von den vier anderen, Fleisch gewordenen Gottheiten. Ein sanftes, fast verzeihendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Glaubst du denn wirklich, dass es mir das hier Freude bereitet?«
Er schüttelte traurig den Kopf. »Gewiss nicht. Ich habe nur getan,
was ich tun musste.«
»Ich sehe dir an, dass es dir das Herz bricht, Seth«, sagte Andrej
böse. »Dass du dir dabei so ganz nebenbei Faruks Krieger und ihn
selbst vom Hals geschafft hast, war vermutlich nur ein Versehen,
nehme ich an.«
Er war nicht sicher, doch einen Moment lang schien es, als würde
Zorn in Seths Augen aufblitzen. Aber wenn dem so war, dann
kämpfte der Unsterbliche das Gefühl nieder, bevor es Gewalt über
ihn erlangen konnte.
Er maß Andrej nur mit einem Blick, der verächtlich sein konnte,
ebenso gut aber auch verzeihend oder amüsiert, dann wandte er sich
wieder an Meruhe. Obwohl es sicherlich nicht nötig war, sprach er
laut weiter, sodass Andrej und Abu Dun seine Worte hören konnten.
»Du weißt, warum wir gekommen sind.«
Meruhe schwieg.
»Wollt ihr noch ein bisschen mehr Blut vergießen?«, fauchte Abu
Dun. »Allzu viel ist nicht mehr da, nur noch Andrejs und meines.« Er
umschloss sein Schwert fester. »Aber ich habe nichts dagegen, wenn
ihr versucht, es euch zu holen.«
Seth würdigte ihn nicht einmal eines Blickes, doch einer der anderen Unsterblichen trat einen Schritt vor, und Abu Dun sprang ihn an.
Das Ergebnis war so, wie Andrej erwartet hatte: Der Unsterbliche
taumelte unter dem Anprall von Abu Duns gewaltiger Masse mit
einem überraschten Laut nach hinten und fiel, Abu Dun stürzte sich
auf ihn, um ihn mit seinem gewaltigen Gewicht unter sich zu begraben. Doch stattdessen setzte er seinen begonnenen Sturz fort, schien
wie durch Zauberei den Halt auf dem Boden zu verlieren und flog
über den Kopf des Unsterblichen hinweg, um mit einem dumpfen
Laut auf dem Rücken zu landen. Noch bevor das überraschte Keuchen, das über seine Lippen kam, verklungen war, war der Unsterbliche über ihm, riss ihn herum und drehte ihm mit einem harten Ruck
den Arm auf den Rücken. Sein anderer Arm umschlang Abu Duns
Hals und riss seinen Kopf zurück. Der Nubier keuchte vor Überraschung und Wut und wehrte sich mit seiner ganzen, gewaltigen
Kraft. Ein neuerlicher, keuchender Schmerzenslaut kam über seine
Lippen.
»Lass es, Abu Dun«, sagte Andrej leise.
Ich wusste, dass du der Vernünftigere von euch beiden bist, dröhnte
Seths Stimme in seinem Kopf.
»Ja«, sagte Andrej. Er bemühte sich, ein möglichst zerknirschtes
Gesicht zu machen. »Das mit deinen Augen tut mir Leid, Seth«, fuhr
er fort. »Hätte ich gewusst, wer du bist, hätte ich gleich versucht, dir
die Kehle

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