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Die Verfluchten

Die Verfluchten

Titel: Die Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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scharfes Gehör, sein Geruchs- und Tastsinn, die unendlich feiner waren
als die eines normalen Menschen, verrieten ihm auch so, dass die
wenigen Angreifer, die den Kampf überlebt hatten und noch dazu in
der Lage waren, nunmehr ihr Heil in der Flucht suchten. Trotzdem
blieb er auf der Hut. Wenn man einen sicher geglaubten Vorteil wieder verspielen wollte, brauchte man nichts weiter zu tun, als sich
seiner Sache vollkommen sicher zu sein.
    Das Schwert in langsamen, kreisförmigen Bewegungen vor sich
schwenkend und sich dabei gleichzeitig um seine eigene Achse drehend, um auf jeden plötzlichen Angriff reagieren zu können, blinzelte Andrej ununterbrochen weiter und fuhr sich dabei mit Daumen
und Zeigefinger der freien Hand immer wieder über die Augen, um
diesen verfluchten Sand loszuwerden. Es war ein Sand, wie er ihn
erst in diesem Teil der Welt kennen gelernt hatte. Er unterschied sich
von allem, was er bisher unter diesem Wort verstanden hatte. Fein
wie Staub und von wechselnder Farbe musste er mit irgendwelchen
bösen Geistern im Bunde stehen oder gar eine eigene, tückische Intelligenz besitzen, denn man konnte dagegen machen, was man wollte, er kroch durch die schmälsten Ritzen, unter jedes noch so eng
sitzende Kleidungsstück und in jede Körperöffnung, ja, sogar in fest
verschlossene Wasserflaschen und verschnürte Lederbeutel.
    Im Moment hatte er genug von dem verdammten Zeug im Mund,
um die Frachträume eines Flusskahnes zu füllen, und so viel in den
Augen, dass er das Gefühl hatte, die Innenseiten seiner Lider wären
mit Tausenden winziger Glassplitter gespickt. Der Sand schmerzte
nicht nur höllisch, er konnte auch blinzeln und reiben, so viel er
wollte, es gelang ihm einfach nicht, richtig zu sehen. Die Schleier
vor seinen Augen lichteten sich nur ganz allmählich.
    Irgendwo hinter ihm erscholl ein seltsamer, klatschender Laut, dann
noch einer, noch einer und noch einer. Andrej vermochte zwar die
ungefähre Richtung zu identifizieren, aus der er kam, nicht aber seine
Ursache. Unbeholfen drehte er sich um, deutete mit dem Schwert in
die entsprechende Richtung und blinzelte und rieb, bis sich sein
Blick endlich doch zu klären begann.
    Als er wieder sehen konnte, hielt er verblüfft in der Bewegung inne
und ließ seine Waffe sinken.
Der Verursacher des sonderbaren Geräusches war Abu Dun. Der
riesige Nubier stand über ihm auf dem Kamm der Düne, auf der sie
gekämpft hatten, und hatte seinen kaum weniger riesigen Krummsäbel tief genug in den Sand gerammt, um sich mit den Unterarmen
bequem darauf abstützen zu können. Das rhythmische Geräusch, das
Andrej hörte, stammte von seinen Händen, mit denen er ihm - warum
auch immer - applaudierte.
Andrej warf einen verwirrten Blick nach rechts und links. Bis auf
die reglos daliegenden Körper von drei oder vier Männern, die den
Fehler begangen hatten, in den beiden einsamen Reisenden leichte
Beute zu sehen, aber glückloser als der Rest der Räuberbande gewesen waren, der jetzt in einiger Entfernung davonrannte und humpelte, sah er absolut nichts Außergewöhnliches. Schon gar
nichts, was Abu Dun Anlass zum Applaudieren oder gar zu diesem
breiten Grinsen auf seinem nachtschwarzen Gesicht gegeben hätte.
»Was soll der Unsinn?«, fragte Andrej.
Abu Dun hörte zwar auf, die Hände wie ein übermütiger Riesengorilla aufeinander zu schlagen, aber sein Grinsen wurde eher noch
breiter. »Dieser Unsinn?«, erkundigte er sich mit gespielter Verblüffung. »Hast du mir nicht selbst oft genug erzählt, der Applaus wäre
des Künstlers Brot?«
Andrej starrte den Nubier weiter verständnislos, auch ein wenig
verärgert, an. Abu Duns Humor, der noch um etliches schwärzer war
als sein Gesicht, ging manchmal selbst für seinen Geschmack eindeutig zu weit. Dass sich eine Räuberbande, die das Land seit einem
guten Jahr terrorisierte und glaubhaft verkündet hatte, dass sie sich
als die wahren Herren dieses Landstriches betrachtete - und auch die
Truppen des Kalifen nicht zu fürchten brauchte -, sich ausgerechnet
an Abu Dun und ihn gewagt und ein wenig zu spät begriffen hatte,
dass aus Jägern nur zu leicht Gejagte werden konnten, entbehrte vielleicht nicht einer gewissen Ironie.
Komisch fand Andrej die Situation allerdings nicht. Sie hatten etliche von ihnen erschlagen und den Rest so übel zugerichtet, dass die
Hälfte davon entweder auch noch sterben oder für sehr lange Zeit
keine Waffe mehr anrühren würde.
Auch, wenn es

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