Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
 
     
    Ich hasse das Wasser!
    Er hatte versucht, sich diesen immer und immer wieder periodisch in seinem Bewusstsein auftauchenden Satz zu verbieten. Es war ein dummer Satz – gerade für ihn, gerade in seiner Lebenssituation.
    Lebenssituation – lächerlich!
    Das hier – sein Leben – war nichts weiter, als die Summe all seiner Leichtsinnigkeiten, seines Größenwahns und nicht zuletzt seines unerschütterlichen Glaubens, dass ihm niemand etwas anhaben konnte. Byron Hensley und aus der Bahn geworfen? Aber niemals!
    Doch man hatte noch viel mehr getan – man hatte ihn mehr als zwei Jahre in eine Zelle gesperrt, ihn anschließend unehrenhaft aus dem Star Corps entfernt und ihm seine Raumlizenz auf unbefristete Zeit entzogen.
    Das war die Realität.
    Die Lebenssituation von Byron Hensley, den man den »Lord« nannte.
     
    *
     
    Die Tyche lief mit niedrigster Geschwindigkeit.
    Das gut 40 Meter lange Ernteschiff hielt sich streng in dem ihm zugewiesenen Quadranten auf. Der Raubbau, der im Namen der »ALG-Food« hier wie auch auf unzähligen anderen Wasserwelten betrieben wurde, ließ die so genannten Erntequader auf Marina III immer weiter auseinander liegen.
    Das bedeutete lange Anfahrten zum Erntegebiet. Die kosteten Zeit, Treibstoff und auch Lohn für die Mannschaft, der gezahlt werden musste, egal wie lange die tatenlos blieb. Byron Hensley war sicher, dass in längst vergangenen Zeiten, auf der Erde, ein Kapitän seine Leute mit Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen gedrillt hätte, um die lange Wartezeit zu überbrücken.
    Hätte er das heute bei den Tagelöhnern versucht, hätte er ihnen gesagt, sie sollen das Schiff streichen, das Deck schrubben, sie hätten ihn ins Wasser geworfen. Also ließ er es bleiben, denn Byron hasste Wasser.
    Er warf einen kurzen, eher beiläufigen Blick auf Prior, den Navigator, den er ebenfalls für diese Fahrt angeheuert hatte. Byron kannte den Mann seit einigen Jahren. Wenn ihm – dem Skipper und Steuermann – an Bord etwas geschehen sollte, dann musste es zumindest einen Mann geben, der das Ernteschiff irgendwo sicher zu einem der wenigen trockenen Flecken auf dieser so nassen Welt bringen konnte.
    Prior war ein unfreundlicher Kerl, doch er verstand sein Handwerk. Im Grunde bestand das daraus, während der Fahrt dem Kapitän die Nester anzusagen. Er saß vor seinen Monitoren und Anzeigen und verzog keine Miene. Hensley grinste – kein Grund zur Besorgnis, denn in all den Jahren, in denen er Prior für seine Erntefahrten immer wieder eingestellt hatte, hatte er den brummigen Seemann nie lachen sehen, hatte er niemals auch nur ein freundliches Wort von ihm vernommen. Viele der Seeleute auf dieser Welt waren verschlossene Typen. Prior machte da ganz einfach nur keine Ausnahme.
    Byron Hensleys Blick ging zum Himmel. Die irre Sonne , wie das Gestirn von Marina III allgemein genannt wurde, machte ihrem Namen wieder einmal alle Ehre. Die Korona strahlte böse, die Protuberanzen wirkten wie silberne Blitze, die todbringend auf die Wasserwelt abgeschossen wurden. Diese Sonne war ein Phänomen. Eine von vielen physikalischen Anomalien im All, die Byron nicht begreifen konnte. Bei bestem Willen wollte es ihm nicht gelingen, die komplizierten, oft spekulativen Erklärungen der Wissenschaftler in sein Hirn zu pumpen.
    Irgendwann, kurz nach der Ausbildung zum Pilot, bei der er sich das ganze trockene Zeug hatte aneignen müssen, war Byron zu dem Schluss gekommen, dass sein armes Gehirn nun ausreichend gequält worden sei. Es reichte! Schluss mit der ganzen Theorie, die ihn im Ernstfall keinen Schritt nach vorne brachte. Von dieser merkwürdigen Sonne wusste er nur soviel, dass sie den wilden Stern spielte, eine wirkliche Gefahr durch sie jedoch nicht bestand.
    Zumindest jetzt nicht – und was in ein paar Millionen Jahren sein mochte – oder wann auch immer so ein Brauner Zwerg ausbrannte – interessierte Byron nicht. Punkt. Sollte der Täuscher-Stern doch seine Mätzchen machen.
    »Skipper.« Manchmal vergaß Hensley wirklich, dass Prior tatsächlich sprechen konnte. Auch wenn es ja nur ein Wort war … immerhin ein Lebenszeichen.
    »Ja, Mister Prior?« Byron war nicht minder einsilbig.
    »Drei Strich Steuerbord – hohes Nest.« Kürzer konnte man diese Meldung nicht formulieren, doch sie beinhaltete alles, was Byron Hensley wissen musste.
    »Danke sehr, Mister Prior. Damit füllen wir die Heckkammer.«
    Byrons Finger verselbstständigten sich noch während er sprach, wischten wie

Weitere Kostenlose Bücher