Die Verschwörung des Bösen
eingeschlagen. Der Fall hatte ganz offensichtlich nichts mit Sobek zu tun. Bei dem versuchten unrechtmäßigen Grenzübertritt gab es allerdings etwas, was ihn stutzig machte: Die beiden Männer hatten nicht versucht, nach Ägypten zu kommen, sondern das Land zu verlassen!
Sekari begab sich zu der Grenzfestung, um den Offizier zu befragen, der das Schriftstück unterzeichnet hatte.
»Berichte noch einmal, was sich abgespielt hat.«
»Die beiden Gestalten haben sich zwar anscheinend friedlich der Grenze genähert, aber meinen Leuten gefielen ihre Köpfe nicht, und dafür haben sie ein gutes Gespür! Und tatsächlich waren es auch Kanaaniter. Ich habe sie gefragt, wohin sie wollten. ›Wir wollen nach Hause, nach Sichern, unsere Ausweise sind in Ordnung.‹ Ziemlich hochnäsig hielten sie uns eine Tafel hin, auf der stand: ›Tod den ägyptischen Truppen, es lebe der Aufstand von Kanaan!‹ Die Stimmung schlug schnell um, die Banditen versuchten zu fliehen, meine Bogenschützen trafen. Da waren es zwei Aufständische weniger.«
Sekari runzelte die Stirn.
Entweder waren diese Unruhestifter Selbstmörder, oder… sie konnten nicht lesen! Jemand hatte ihnen dieses Schriftstück untergeschoben, damit die Grenzwachen einen Grund hatten, sie zu töten.
»Weißt du, wie diese Kerle hießen?«, fragte Sekari, ohne sich große Hoffnungen zu machen.
»Leider nein, aber ich zeichne gern. Nachdem das hier bisher der schwerste Zwischenfall war, habe ich sie gleich gezeichnet.«
»Zeig sie mir!«, sagte Sekari.
»Ja, gern, aber ich muss dich warnen, ich zeichne nur zum Vergnügen!«
Der Offizier hatte einen erstaunlich genauen Pinselstrich.
»Die Zeichnungen nehme ich mit«, erklärte Sekari.
Als sich die Wachleute dem Töpfer näherten, der in ein einfaches Viertel von Memphis umgezogen war, griff Spürnase nach einem Stock und fuchtelte wie wild damit herum.
»Wenn ihr näher kommt, schlag ich Euch tot!«
»Der Wesir hat uns geschickt, er will dich dringend sprechen.«
»Wer sagt mir denn, dass Ihr nicht auch so falsche Wachleute seid wie die anderen?«
»Ich«, erklärte Sekari.
»Und wer bist du?«
»Ich bin der Gesandte des Pharaos. Kein Angehöriger der Ordnungskräfte wird in meiner Gegenwart Hand an dich legen.«
Der Töpfer beruhigte sich etwas. »Was wollt Ihr denn noch von mir?«
»Wir müssen eine wichtige Überprüfung vor dem Wesir machen.«
»Bei ihm selbst?«
»Ja, er erwartet dich.«
Widerwillig erklärte sich der Töpfer bereit, Sekari zu folgen. Als man ihn dann in den Arbeitsraum von Chnum-Hotep führte, erkannte der Handwerker, dass man ihn nicht an der Nase herumgeführt hatte. Trotzdem blieb er so entschlossen wie zuvor.
»Falls Ihr verlangt, dass ich meine Klage zurückziehe – ich weigere mich! Man hat mich angegriffen, grün und blau geschlagen und mir mein Schiff gestohlen! Und wenn der Schuldige auch der Herr über die Sicherheitskräfte sein sollte und ich nur ein einfacher Töpfer bin, verlange ich trotzdem Gerechtigkeit!«
»Und genau das ist meine Aufgabe«, erinnerte Chnum-Hotep.
»Gleiches Recht für alle, unabhängig von der Herkunft. Deshalb wurde Sobek ja auch angeklagt und darf das Haus nicht verlassen, bis die Verhandlung beginnt.«
»Nun gut, ich will Euch vertrauen.«
»Sieh dir diese Bilder an.«
Chnum-Hotep zeigte dem Töpfer die Zeichnungen, die Sekari mitgebracht hatte.
Spürnase griff nach den Papyrusbögen.
»Das sind sie… Das sind die beiden Wachmänner, die mir so übel mitgespielt haben! Dann habt Ihr sie also gefunden! Ich will sie sehen, sofort, die werden mich kennen lernen, diese Schweine!«
»Sie sind tot«, sagte der Wesir. »Es waren Kanaaniter, die sich als Wachmänner von Sobek ausgegeben haben, um seinen guten Ruf zu schädigen. Und du, Spürnase, bist Opfer dieses hinterhältigen Spiels geworden. Bist du dir ganz sicher, dass du auf diesen Bildern die Übeltäter erkennst, die dich überfallen haben?«
»Allerdings erkenne ich sie! Das sind sie, da gibt es keinen Zweifel!«
Noch während ein Schreiber die Aussage des Töpfers niederschrieb, eilte Sekari zu Sobek dem Beschützer.
33
»Gibt es Neuigkeiten von General Nesmontu?«, fragte der Pharao Sehotep, den Träger des Königlichen Siegels.
»Unsere Truppen marschieren in Kanaan auf, Majestät. Es sind keine Zwischenfälle zu vermelden.«
»Auf der Baustelle von Dahschur geht es gut voran«, ergänzte der Große Schatzmeister. »Djehuti leistet ganze Arbeit: Die Arbeiter sind
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