Die Verschwoerung von Toledo
Rouen führte. Lyon war 1049 Schauplatz eines Pogroms mit zahlreichen jüdischen Opfern. Auch kam es im Jahr 1063 zu Übergriffen, als Söldner für den Kampf gegen die Muslime in Spanien durch Frankreich zogen. Wenn also auch das Leben der Juden unsicher war, so konnte sich doch in Frankreich das Geistesleben voll entfalten. Die Stadt Troyes brachte mit Salomo ben Isaak (1040-1105), besser bekannt unter dem Namen Raschi, den bedeutendsten Kommentator des babylonischen Talmuds hervor. Seine Jeschiva in Troyes erlangte großes Ansehen.
Auf dem Gebiet des Deutschen Reiches hatten sich größere jüdische Gemeinden vor allem in den großen rheinischen Städten (Speyer, Worms, Mainz, Bonn, Köln) angesiedelt. Zu nennen sind aber auch die Gemeinden von Hameln, Hildesheim und Magdeburg sowie von Regensburg. Besonderes Interesse an der Ansiedlung von Juden hatten die Bischöfe, da sie als deren Schutzherren über die fälligen Abgaben direkt verfügen konnten. Auch war der jüdische Geldverleih eine willkommene Möglichkeit für die geistlichen und weltlichen Herren, ihre oft leeren Kassen wieder zu füllen. Jüdisch-christliche Kontakte waren im Deutschen Reich, ähnlich wie zur gleichen Zeit in Frankreich, selten. Die jüdischen Gemeinden lebten daher weitgehend unter sich, wenn es auch noch keine wirklichen Ghettos gab.
Den Buchstaben nach standen die Juden im Deutschen Reich unter kaiserlichem Schutz. Dieser Schutz wurde für die Juden von Speyer mit einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV. (Ks. 1084-1106) im Jahr 1090 bekräftigt, in der es heißt: »… dass in Zukunft niemand, der unter unserer königlichen Macht mit irgendeiner Amtswürde oder Machtbefugnis ausgestattet ist, kein Geringer und kein Großer, kein Freier und kein Sklave, sich unterstehen soll, diese durch irgendwelche falsche Anklagen zu beunruhigen oder anzugreifen. Auch soll niemand es wagen, ihnen irgendetwas von ihrem rechtmäßig ererbten Besitz an Höfen, Häusern, Gärten, Weinbergen, Feldern, Sklaven und sonstigen beweglichen und unbeweglichen Gütern wegzunehmen. […] Auch sollen sie die freie Erlaubnis haben, ihre Güter mit wem auch immer es ihnen beliebt in gerechtem Handel auszutauschen und sich frei und unbehelligt in den Grenzen unseres Reiches zu bewegen. […] Niemand soll es wagen, ihre Söhne und Töchter gegen ihren Willen zu taufen« [zit. n. Schoeps/Wallenborn, Bd. 1, 2001, S. 121-122].
Waren diese Sicherheitsversprechen auch sehr weitreichend, so sollte sich doch wenige Jahre später zeigen, wie wenig den Juden damit geholfen war.
In der Folge des Kreuzzugsaufrufes und des Zustandekommens des nicht legitimierten »Kreuzzuges des Volkes« im Jahr 1096 kam es zu den ersten ausgedehnten Juden-Pogromen im Deutschen Reich. Der Einsiedler Peter von Amiens hatte zur Finanzierung seines Kreuzzuges die Juden des Rheinlandes zunächst zur Zahlung gewaltiger Summen genötigt, doch blieb es nicht dabei. Die Rotten um Graf Emicho von Leiningen zogen mit dem Ruf »Taufe oder Tod!« gegen die rheinischen Juden. Wenn auch die Bischöfe von Trier, Worms und Köln verzweifelt bemüht waren, ihre jüdischen Untertanen vor der rasenden Soldateska zu schützen, so entkamen nur wenige Juden den Verfolgungen. Von Plünderungen wird in den Quellen nur wenig berichtet, die »Kreuzfahrer« hatten die »Bekehrung« der »Ungläubigen« auf ihre Fahnen geschrieben. Unzählige Juden wählten wegen der drohenden Taufe den Freitod, töteten ihre Kinder und Ehefrauen oder wurden von den fanatisierten Christen niedergemacht. Nur vereinzelt kam es zu einem bewaffneten Widerstand. In Regensburg gab es eine zwangsweise Massentaufe: Das Kreuzzeichen wurde über den Wassern der Donau geschlagen, dann trieb man die Juden in den Fluss. Im Zusammenhang mit diesen Übergriffen wurde auch zum ersten Mal in der Geschichte der Vorwurf laut, die Juden hätten mit Leichen Brunnen vergiftet. Dieser grundlose und erfundene Vorwurf sollte in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Anlass zu Verfolgungen, Pogromen und schrecklichen Ausschreitungen geben. Beim Abzug der Mordbrenner aus dem Deutschen Reich fiel auch noch die jüdische Gemeinde von Prag einem Pogrom zum Opfer. Alle Schutzversprechungen Kaiser Heinrichs IV. hatten nichts geholfen, allein die der Zwangstaufe Unterworfenen durften zu ihrem alten Glauben zurückkehren, die Gemeinden konnten sich wiederherstellen. Erneut flammte maßloser Judenhass in der Zeit des Zweiten Kreuzzuges um 1146 auf. Dabei standen sich
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