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0286 - Briefe aus der Hölle

0286 - Briefe aus der Hölle

Titel: 0286 - Briefe aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Mann sah aus, als wollte er sich nicht stören lassen. Er hatte bereits drei Blätter vollgeschrieben, legte jetzt auch das vierte zur Seite und nahm ein nächstes in Angriff.
    Sorgfältig malte er die Zahl 5, nickte zufrieden und fuhr in dem Satz fort.
    Nichts brachte ihn aus der Ruhe. Er wunderte sich nicht einmal darüber, mit welch einer gestochen scharfen Schrift er die einzelnen Worte zu Papier brachte.
    Es war später Abend. Die meisten Menschen in dem alten Wohnblock lagen bereits in den Betten. Nur hinter wenigen Fenstern brannte noch Licht.
    Niemand störte den Mann, er schrieb weiter und hatte fast die fünfte Seite vollgeschrieben, als hinter der Zimmertür Schritte aufklangen. Für einen Moment hob der Schreiber den Kopf, in seinen Augen zuckte es, dann senkte er seinen mit grauen Haaren bedeckten Schädel und schrieb weiter.
    Die Zimmertür lag in seinem Rücken. Er schaute nicht nach hinten und sah deshalb auch nicht, daß sich die Klinke sehr behutsam nach unten bewegte.
    Jemand wollte das Zimmer betreten, doch diese Person zögerte noch.
    Wahrscheinlich deshalb, weil sie den Schreiber bei seiner Arbeit nicht stören wollte.
    Spaltbreit wurde die Tür aufgedrückt, und sie schwang lautlos in das Innere des Zimmers.
    Mit der Öffnung drang etwas sehr Seltsames in den Raum.
    Ein beißender scharfer Geruch, der aus allen möglichen Düften widerlichster Art zusammengesetzt war, aber von einem Stoff überlagert wurde.
    Es stank nach Schwefel!
    Noch war nichts zu sehen, doch schon bald änderte sich dies. Erste Wolken drangen in den Raum. Sie schimmerten leicht gelblich, verteilten sich wie ätzender Brodem und bekamen, je mehr Wolken nachfolgten, eine grünlichere Färbung.
    Es folgte eine Hand.
    Nein, eine Klaue. Schwarz wie die eines Tieres. Mit Nägeln versehen, die ein wenig heller schimmerten und eine gekrümmte Form zeigten. Eine schreckliche Kralle, die eigentlich keinem Menschen gehören konnte, sondern einem Tier.
    Die Kralle mündete in einen Arm, der ebenso dunkel aussah, mit Fell bedeckt war und in der oberen Hälfte in einem dunkelroten Vorhang verschwand.
    Wer trug ein solches Gewand? Es gab nur einen, der so auftrat: Jemand den die Menschen von Anbeginn der Zeiten haßten und fürchteten. Der sich verwandeln konnte in einen schönen Jüngling oder ein häßliches Monstrum. Der sich den Menschen hin und wieder in einer bockfüßigen, ziegenköpfigen Gestalt gezeigt hatte und der einen Namen besaß, der Angst und Panik verbreitete.
    Es war der Teufel!
    Und genau er war es, der die Tür so vorsichtig geöffnet hatte und das Zimmer betrat.
    Sein breites, häßliches Maul verzog sich zu einem Grinsen, doch es drang kein Laut über die widerlichen Lippen. Das Gesicht lief unten am Kinn in einem Dreieck zu. An der Stirn wurde es breiter, wobei die Nase kaum zu sehen war, sehr genau aber die hochstehenden Nüstern, aus denen feine Rauchschwaden krochen und vor der häßlichen Teufelsfratze allmählich zerflatterten.
    Eigentlich besaß der Teufel pechschwarze Haare, doch er hatte sich eine dunkelrote Kappe übergestreift, die sehr eng an seinem Schädel auflag, die Stirn noch mehr zum Vorschein kommen ließ, so daß die beiden Hörner doppelt so groß wirkten, wie sie tatsächlich waren.
    So sah der Satan in all seiner Scheußlichkeit aus. Er stand im Zimmer, hatte eine Klaue auf die Klinke gelegt, drückte die Tür allmählich wieder zu, wobei sie kein Geräusch verursachte, als sie ins Schloß fiel.
    Falls der Mann am Schreibtisch dennoch etwas bemerkt hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Er blieb in seiner gebückten Haltung hocken und schrieb weiter.
    Der Teufel wartete einen Moment. Der Blick seiner stechenden dunklen Augen glitt zum Fenster. Er nickte, als er sah, daß auch von draußen her kein Licht in das Zimmer fiel.
    Dann ging er langsam vor.
    Er schlich, er schwebte, kein Geräusch begleitete ihn, nur die nach Schwefel stinkende Wolke hielt sich immer in seiner Nähe, denn sie war für ihn eine Art Markenzeichen.
    Einen halben Schritt hinter dem schreibenden Mann blieb er stehen.
    Durch seine häßliche Gestalt lief ein Zucken, als er auf den gebeugten Nacken des Mannes schaute, seine Arme ausstreckte und die widerlichen Krallen um den Hals des Menschen legte.
    Er drückte nicht zu, doch der Mann zuckte zusammen, als er die Berührung verspürte, und seine rechte Hand glitt zur Seite. Die Feder verließ das Papier, ein zittriger Streifen blieb auf der weißen Fläche zurück

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