Die Wälder von Albion
zusammen. »Es kommt wohl nicht darauf an, ob ich dir glaube oder nicht!«
Er drehte sich um und sagte zu allen, die wartend vor der Tür standen: »Die Wahrheit wird sich heute nacht zeigen. Am Samhain-Feuer wird Cathubodva richten.«
» Seht, die Hohepriesterin naht.
Mit dem geweihten Kranz im Haar… «
Als sie zum Festplatz hinaufzogen, sangen die Priester das alte Lied, aber in dieser Nacht hatte ihr Lied neue Verse.
» Krieg ist die Losung der Nacht!
Für jeden Baum soll ein Krieger stehen.
So werden die Wälder von Albion uns den Sieg bringen!
Wie reißende Wölfe fallen wir über unsere Feinde her!
Die Herden der schwachen Römer sind DEINE Opfer,
Cathubodva!
Wie Schafe treiben wir sie in den Tod! «
Gaius stöhnte, aber die Speerspitze trieb ihn vorwärts. Wenn nur Dieda ihn nicht verraten hätte! Macellius würde trauern, wenn er vom Tod seines Sohnes erfuhr, aber noch mehr würde er unter der Schande leiden, wenn bekannt wurde, wie Gaius gestorben war…
Wie konnte er nur so versagt haben? Nun war er zum Anlaß des Krieges geworden, den er hatte verhindern wollen. Es war ihm nicht einmal gelungen, die zu retten, die er liebte. Seine einzige Hoffnung war, daß er bis jetzt weder etwas von Senara noch dem Jungen gehört oder gesehen hatte.
Der Weg zum Festplatz von Vernemeton schien noch nie so lang und steil gewesen zu sein. Wäre ich doch wie das letzte Mal mit meinen Reitern und dem Schwert in der Hand hierher gekommen, dachte er grimmig. Das weiße Gewand rieb an seinen Wunden, und die geweihte Girlande auf dem Kopf drückte auf seine Stirn. Sie hatten ihn gebadet und ihm einen Trank gegeben, damit er wieder klar im Kopf geworden war. Aber Gaius machte sich keine Illusionen darüber, was ihm bevorstand. Auf dem Festplatz sah er das große Feuer brennen. Caesar hatte also doch keine Märchen über die Druiden erzählt, dachte Gaius.
Sie erreichten schließlich den Platz, und die Priester bildeten einen Kreis um ihn. Dahinter sah Gaius im Schein der Fackeln und des lodernden Feuers ein Meer von Gesichtern. Die Menschen lauschten ernst oder erwartungsvoll dem Lied der Druiden.
Freute sich Eilan oder war sie traurig über sein Schicksal? Gaius hätte viel darum gegeben, ihr Gesicht hinter dem Schleier sehen zu können.
Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er mit Eilan kaum je allein gewesen war - zum ersten Mal, als er krank im Haus von Bendeigid lag und sie ihn gesund pflegte, dann an Beltane, als er ihr seine Liebe gestand, und schließlich an jenem Beltane ihrer Liebesnacht. Danach hatte er sie mit seinem Sohn in der Hütte gesehen und noch einmal in Vernemeton nach dem Tod von Ardanos, als er sie darum gebeten hatte, mit ihm und dem Jungen zu fliehen. Bei allen anderen Gelegenheiten waren sie nie allein gewesen…
Als er auf die feindseligen Gesichter blickte, die ihn anstarrten, dachte er, jetzt schließt sich der Kreis. Aber er verstand nicht richtig, was das eigentlich zu bedeuten hatte.
Eilan ging hinter ihrem Vater und Dieda. Zwei Priesterinnen folgten ihr. War auch sie eine Gefangene?
Sie hatte sich von ihm abgewandt. Sie hatte ihn zurückgewiesen, und sie hatte ihn weggeschickt. Jetzt mußte sie eigentlich zufrieden darüber sein, daß er sterben würde.
» Tötet sie alle! Rächt unsere Schande!
Brüder, greift zu den Waffen!
Kein Römer soll verschont werden.
Mäht sie nieder wie mit der Sense das Korn!
Der Tod sei euer Diener und Cathubodva eure
Herrin! «
Der Gesang endete, und die Trommeln verstummten. Aber ein erregtes Murmeln ging durch die Menge, und Gaius wußte, der eigentliche Sturm würde erst noch kommen.
Der höchste Druide drehte sich um und stieß dreimal seinen Stab auf die Erde.
»Kinder des Don! Es ist die Nacht von Samhain! Es ist die Zeit der Veränderung. Das neue Jahr beginnt und für dieses Land ein neues Zeitalter! Mit dem Wechsel vom Alten zum Neuen wollen wir die Römer vertreiben, die Albion zugrundegerichtet haben! Wir wollen die Kriegsgötter mit einem Opfer ehren. Aber wir müssen auch unsere Reihen von allen Verrätern befreien.«
Die Menge jubelte und brüllte.
»Krieg und Sieg!«
Bendeigid hob den Stab und stieß ihn noch einmal auf den Boden.
Dann trat er vor Gaius und sagte: »Hör zu, Römer. Wir können dich schnell oder langsam sterben lassen. Sag uns, weshalb bist du nach Vernemeton gekommen?«
»Töte mich, wenn du willst, aber stell mir keine dummen Fragen!« stieß Gaius heiser hervor. »Ich wiederhole noch einmal: Mein
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