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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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    Schon sein Vater war Topfheiler gewesen. So war es gekommen, daß auch er Töpfe heilte, oder genauer gesagt, jede Art von Keramikware, die aus den alten Zeiten vor dem Krieg erhalten geblieben war; aus einer Zeit also, in der noch nicht alles aus Plastik gewesen war. Ein Keramiktopf war ein wundervoller Gegenstand, und jeden, den er heilte, wurde für ihn zu einer Art Liebesobjekt, das er niemals mehr vergaß. Seine Form, seine Struktur und seine Glasur prägten sich fest bei ihm ein und blieben ihm lebendig.
    Leider nahm jedoch kaum jemand seine Dienste in Anspruch. Es gab kaum noch Gegenstände aus Keramik, und die Leute, die sie besaßen, achteten sorgsam darauf, daß sie ihnen nicht zerbrachen.
    »Ich bin Joe Fernwright«, pflegte er sich zu sagen. »Ich bin der beste Topfheiler der Erde. Ich, Joe Fernwright, bin anders als andere Menschen.«
    In seinem Büro lagen überall Kästen herum. Sie waren leer. Es waren Stahlbehälter, in denen er die fertigen Töpfe zurückschickte. Auf der Seite, wo die zu reparierenden Stücke lagen, war fast nichts. Seit sieben Monaten war seine Werkbank leer geblieben.
    In diesen sieben Monaten hatte er über vieles nachgedacht. Er hatte zum Beispiel daran gedacht, seine Arbeit aufzugeben, und irgendeine Beschäftigung aufzunehmen, egal welche, um nur nicht auf die Kriegsveteranenunterstützung angewiesen zu sein.
    Vielleicht war seine Arbeit auch nicht gut genug. Vielleicht hatte er keine Kunden mehr, weil sie ihre zerbrochenen Töpfe anderen Firmen zur Reparatur schickten.
    Dann hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich umzubringen. Ein anderes Mal hatte er sich ausgemalt, ein großes Verbrechen zu begehen; nämlich jemanden ganz oben aus der Hierarchie des Weltfriedenssenats zu ermorden. Aber was hätte ihm das schon genutzt?
    Außerdem war sein Leben ja doch irgendwie nicht vollkommen wertlos und unsinnig, denn es blieb ihm wenigstens noch eine schöne Sache, wenn ihn auch sonst alles im Stich gelassen hatte: das Spiel!
    Auf dem Dach seines Mietshauses wartete Joe Fernwright mit seinem Henkelmann in der Hand auf den Schnellverkehrsschweber. Die kalte Morgenluft war unangenehm schneidend. Er fröstelte. Er muß jeden Moment auftauchen, sagte sich Joe. Außer, wenn er voll ist. Dann wird er nicht anhalten. Er wird, bis zum Rand vollgestopft, vorbeifliegen. Nun gut, dachte er, ich kann ja immer noch zu Fuß gehen.
    Er hatte sich daran gewöhnt, zu Fuß zu gehen. Wie auf jedem anderen Gebiet, so hatte die Regierung auch in der Bewältigung des öffentlichen Nahverkehrs erbärmlich versagt. Zum Teufel mit ihnen, sagte Joe zu sich, oder besser, zum Teufel mit uns! Schließlich war auch er selbst ja ein Teil des weltweiten Parteiapparats, der sie alle wie ein Netz liebevoll umrankt hatte, um sie dann in tödlicher Umarmung zu umklammern.
    »Ich geb’s auf«, sagte der Mann neben ihm, wobei seine wohlrasierten und parfümierten Wangen nervös zuckten. »Ich fahre nach unten bis zum Bodenniveau und gehe zu Fuß. Viel Glück beim Warten.«
    Der Mann schob sich durch das Gedränge der Leute, die alle auf den Schweber warteten. Als er hindurch war, schloß die Gasse sich wieder, und er war außer Sichtweite.
    Ich gehe auch, entschloß sich Joe. Gefolgt von einigen brummigen Arbeitspendlern, die ebenfalls nicht länger warten wollten, ging er zum Aufzug.
    Als er auf Bodenniveau angekommen war, machte er einen Satz über ein beschädigtes, noch nicht repariertes Stück des Bürgersteigs, holte einmal wütend tief Luft und begab sich vermittels eigener Beineskraft Richtung Norden. Ein Polizeikreuzer schwebte auf ihn zu und blieb dicht über seinem Kopf stehen. »Sie gehen zu langsam«, rief ihm der uniformierte Beamte zu und richtete einen Walters-&-Jones-Laserstrahler auf ihn.
    »Gehen Sie schneller, oder ich schreibe Sie auf!«
    »Ich gehe ja sofort schneller«, sagte Joe. »Schließlich bin ich eben erst losgegangen und brauche etwas Zeit, um in Fahrt zu kommen.«
    Er machte schnellere Schritte und paßte sich der Geschwindigkeit der anderen Fußgänger an, die eilig die Straße entlangschritten. Auch sie hatten – wie er – das Glück, eine Arbeit zu haben, irgendeinen Platz, zu dem sie gehen konnten an diesem trüben Donnerstagmorgen, Anfang April des Jahres 2046 in Cleveland, Kommunale Bürgerrepublik Nordamerika. Oder zumindest, dachte er, hatten sie irgendetwas, das wie eine Arbeit aussah: Einen Platz, eine Begabung, Erfahrung, und möglicherweise sogar einen Auftrag, den

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