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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einem Stand verkaufte man Armreifen und Ringe aus griechischem Glas. Eilan verstummte und blieb stehen, um sie zu bewundern. Gaius biß sich auf die Lippen.
    Vermutlich ist es klüger, wenn ich keine Fragen mehr stelle, sonst verrate ich mich noch. Bestimmt gibt es Dinge, die selbst ein Silurer wissen müßte…
    Es gab Buden, in denen Besen zum Fegen und Wedel aus Federn zum Staubwischen angeboten wurden. Hübsche Mädchen verkauften Girlanden - beinahe jeder trug eine Girlande zum Fest -, Blumen und viele andere Dinge, die Gaius nicht kannte. Der rituelle Teil des Fests würde erst bei Einbruch der Dämmerung beginnen, das zumindest wußte auch er.
    Die jungen Leute schlenderten an den Ständen vorbei und betrachteten die Waren. Cynric erkundigte sich nach einem Schweinehirten, aber als er zurückkam, erzählte er, daß die Männer alle zuviel Lohn für die Arbeit verlangten.
    »Die verfluchten Römer haben so viele Männer zur Zwangsarbeit ausgehoben, daß wir schon Leute bezahlen müssen, um unser Vieh zu hüten und die Felder zu bestellen«, schimpfte Cynric. »Aber sie haben auch viele von ihrem Land vertrieben, so daß manchmal Männer zu uns kommen, die als Lohn nur Unterkunft und ihr Essen verlangen. Wenn ich Bauer wäre, würde ich mich vermutlich über diese billigen Arbeitskräfte freuen. Aber die Götter mögen mich davor bewahren, daß ich mein Brot als Feldarbeiter verdienen muß!«
    Er lachte gezwungen, und wieder einmal wunderte sich Gaius über die Bitterkeit, die Cynric wie ein Schatten begleitete.

    Um die Mittagszeit versammelte Rheis die Familie unter einer großen, ausladenden Eiche am Fuß des Hügels. Es gab kaltes Bratenfleisch und frisches Brot.
    Zum Hügel von Vernemeton führten viele Wege. Von ihrem Platz aus sahen sie eine breite, gepflegte Allee, die nach Westen führte und die von stattlichen Eichen gesäumt wurde. An ihrem Ende sah man die schilfgedeckten Dächer von Vernemeton. Sie hoben sich hell vom Dunkelgrün der Bäume im heiligen Hain ab.
    Cynric und Gaius schlenderten nach dem Essen zum Pferdemarkt. Rheis hatte sich mit Freunden und Verwandten verabredet und war ebenfalls gegangen. Die beiden jungen Frauen blieben allein zurück und räumten die Sachen zusammen. Plötzlich richtete sich Eilan auf und flüsterte: »Sieh mal, da ist Lhiannon.«
    Die Hohepriesterin kam, begleitet von zwei ihrer Frauen, den heiligen Weg zwischen den Bäumen entlang. Sie war von zierlicher Gestalt und trug den weiten dunkelblauen Umhang der Priesterin, der im gesprenkelten Sonnenlicht, das durch die Zweige fiel, schimmerte. Sie bewegte sich mit dem gleitenden Gang der ausgebildeten Priesterin, so daß sie beim Näherkommen tatsächlich wie ein überirdisches Wesen wirkte.
    Lhiannons Blick fiel auf die beiden jungen Frauen, und sie blieb stehen. Lächelnd trat sie näher.
    »Du gehörst zu Bendeigids Familie«, sagte sie und richte die Augen auf Dieda. »Wie alt bist du, mein Kind?«
    »Fünfzehn«, flüsterte Dieda, als könne sie vor Ehrfurcht kaum sprechen.
    »Bist du schon verheiratet?« fragte Lhiannon. Eilan spürte, wie ihr Herz anfing, heftig zu schlagen. Genauso hatte sie die Hohepriesterin in ihrem Traum gesehen.
    »Nein«, erwiderte Dieda kaum hörbar. Sie blickte wie in Trance in die klaren, leuchtenden Augen der Priesterin.
    »Auch nicht einem Mann versprochen?«
    »Noch… nicht, obwohl ich… «, sie wollte weitersprechen, aber ihre Stimme versagte.
    Sag es ihr, dachte Eilan, du hast Cynric dein Wort gegeben! Du mußt es ihr jetzt sagen!
    Dieda bewegte zwar die Lippen, aber sie schien gelähmt wie ein junger Hase, wenn der Schatten des Falken auf ihn fällt.
    Lhiannon nahm den schweren blauen Umhang von den Schultern und sagte feierlich: »Dann höre meine Worte. Die Göttin hat dich erwählt. Von nun an wirst du IHR dienen, nur IHR… «
    Der weite Umhang öffnete sich wie eine dunkle Schwinge, als die Hohepriesterin ihn von ihren Schultern nahm. Der Platz war plötzlich in gleißendes Licht getaucht, und in den Zweigen der Bäume rauschte ein heftiger Wind.
    Eilan legte schützend die Hand vor die Augen. Gewiß, das helle Licht kam von der Sonne, aber einen Augenblick lang hatte sie unter dem Umhang eine schöne strahlende Gestalt zu sehen geglaubt. Verwirrt schloß Eilan die Augen, aber vor ihrem inneren Auge sah sie immer noch ein Gesicht. Es war das Gesicht einer Frau mit dem liebevollen Lächeln einer Mutter und den gefährlichen Augen eines Raubvogels. Nicht Dieda, sondern sie

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