Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition)

Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
einige die entsprechenden Essenzen von ihm bestellt. Jetzt musste er erst wieder gegen Ende des Weges mit ein paar Apothekern sprechen und konnte sich bis dorthin um Klara kümmern.
    Er mietete sich erneut ein Pferd und ritt, von einem Knecht des Besitzers begleitet, in die Richtung, in der Klara zu finden sein musste. Schon bald zeigte es sich, dass er bei der Auswahl des Gauls übers Ohr gehauen worden war. Das Tier sah zwar gut aus, ließ sich aber nur zu zwei Gangarten bewegen, die Tobias als »langsamer Schritt« und »noch langsamerer Schritt« bezeichnete. Auf diese Weise kam er kaum schneller voran als ein Fußgänger. Das Pferd des Knechts war besser, doch als er ihm den Vorschlag machte, zu tauschen, schüttelte dieser grinsend den Kopf.
    »Halten zu Gnaden, der Herr, aber das geht nicht. Wenn Ihr das schnellere Ross habt und es Euch einfällt, davonzureiten und das Pferd irgendwo zu verkaufen, zieht mir mein Herr das Tier vom Lohn ab, und ich erhalte außerdem noch Schläge. Das wollt Ihr doch gewiss nicht.«
    »Bei Gott, ich reiße schon nicht aus! Außerdem weiß dein Herr, wer ich bin. Als Sohn des Laboranten Rumold Just kann ich es mir nicht leisten, ein Pferd zu stehlen.«
    »Das sagt Ihr!«, antwortete der Knecht ungerührt. »Doch mir tut der Rücken weh, wenn ich Schläge erhalte. Wisst Ihr überhaupt, wie lange ich arbeiten müsste, bis ich die Kaufsumme für das Pferd zusammenhabe?«
    Tobias funkelte den Mann zornig an. »Bei dem Gaul, auf dem ich sitze, zwei Wochen, höchstens einen Monat! Mehr ist der Zossen nicht wert!«
    »Es ist ein prachtvolles Tier«, widersprach der Knecht. »Vor allem aber trägt es Männer wie Euch, die es nicht gewohnt sind, oft zu Pferd zu sitzen, ohne alle Mucken. Das solltet Ihr zu schätzen wissen.«
    Tobias konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Knecht sich über ihn lustig machte. Daher zwickte es ihm in den Fingern, dem frechen Burschen mit ein paar kräftigen Ohrfeigen Achtung einzubleuen und dann den Gaul mit ihm zu tauschen. Er war sogar bereit, ihm ein paar Taler als Sicherheit in die Hand zu drücken. Doch als er den Knecht verstohlen musterte, verwarf er den Gedanken. Der Mann sah kräftig aus und hatte zudem ein langes Haumesser am Sattel hängen. Dem Kerl traute er zu, samt dem langsameren Gaul und den als Pfand überreichten Talern das Weite zu suchen. Dann aber müsste er das Pferd, das er reiten wollte, selbst zurückbringen und hätte einen zornigen Verleiher am Hals, der sich das verlorene Tier in Gold aufwiegen lassen würde. Schlechtgelaunt, weil er nicht so rasch vorankam, wie er gehofft hatte, kehrte Tobias am Abend in einer Schenke ein.
    Dem Knecht war es recht, denn der Laborantensohn hatte sich verpflichtet, für seine Unterkunft und Verpflegung zu sorgen. Zwar reichte ihm ein Platz im Stroh zum Schlafen, aber sein Magen verfügte über ein schier unglaubliches Fassungsvermögen. Er vertilgte zum Abendessen das Doppelte von dem, was Tobias essen konnte, und die Bierkrüge waren schneller leer, als sie von der flinken Wirtsmagd hingestellt wurden.
    Mit dem Gefühl, diesmal ein sehr schlechtes Geschäft getätigt zu haben, legte Tobias sich schließlich ins Bett und durchlebte im Schlaf Alpträume, in denen er Klara vor sich sah, die er wegen seines lahmen Gauls niemals einzuholen vermochte. Als er am Morgen erwachte, überlegte er, ob er dem Knecht nicht ein paar Groschen als Trinkgeld geben und ihn zurückschicken sollte, weil er zu Fuß ebenso schnell war wie mit dem faulen Wallach. Nur der Gedanke, dass er das Pferd für eine ganze Woche gemietet hatte, ließ ihn davon absehen.
    Nachdem er sich gewaschen und seine Zähne mit einem getrockneten Schafgarbenstengel abgerieben hatte, zog er sich an und betrat die Schenke. Der Wirt stand bereits neben dem Herd und kochte die Morgensuppe. Als er Tobias sah, wieselte er geschäftig zu ihm hin.
    »Was darf’s denn sein, gnädiger Herr?«
    »Lass erst einmal das ›gnädiger‹ weg, denn ich bin ein schlichter Bürgersohn«, antwortete Tobias ungehalten. »Aber du kannst mir ein Bier bringen, einen Napf Suppe, sobald sie fertig ist, und ein Stück Brot.«
    »Sehr wohl, gnä… der Herr!« Der Wirt füllte einen Krug und stellte ihn vor Tobias hin. »Wohl bekomm’s!«
    »Ist der Knecht schon auf?«, fragte Tobias.
    Der Wirt zuckte mit den Achseln. »Ich war noch nicht im Stall.«
    »Dann werde ich schauen!« Tobias trank einen Schluck, stand auf und eilte in den Stall. Dort hätte der

Weitere Kostenlose Bücher