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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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nicht zum Gegenstand des Eides gemacht worden. Mediziner waren bis zum Beginn der wissenschaftlich fundierten Medizin, den man – großzügig – vor etwa 200 Jahren ansetzen kann, ein mit Skepsis und Argwohn betrachteter Berufsstand. Ob man tatsächlich von den Anwendungen der Ärzte profitierte, war schwer zu beurteilen. Wie sollte man Scharlatane und Quacksalber von aufrichtig an der Gesundheit interessierten Ärzten unterscheiden?
    Der erste placebokontrollierte Versuch, mit dem Franz Anton Mesmers Methode des Mesmerisierens als Unfug enttarnt wurde, fand 1784 statt. Mesmer hatte vorgegeben, seine Patienten mit einer Form des »Magnetisierens« heilen zu können. Seine Enttarnung war die Morgendämmerung eines systematisch kritischen Umgangs mit den Versprechungen der Medizin.
    Einen positiven Deckungsbeitrag zur Gesundheit liefern Ärzte erst seit etwa 100 Jahren. Zuvor haben sie mehr Schaden angerichtet, als dass sie den Patienten geholfen hätten. Vor allem die Unkenntnis der Mikrobiologie und der Hygiene machte Ärzte bis weit ins 19. Jahrhundert hinein millionenfach zu Todesengeln. Weil sie die Keime von einem Operationssaal in den anderen oder von der Leichensektion in den Kreißsaal trugen.
    Die Phase der »Götter in Weiß«, in der Mediziner nahezu uneingeschränkten hohen Respekt in der Bevölkerung genossen, erstreckte sich nur über einige Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, als in der Medizin tatsächlich spektakuläre Erfolge gefeiert wurden. Herzchirurgie, Organverpflanzungen – vor allem Chirurgen drangen in Sphären vor, die man lange Zeit für unerreichbar gehalten hatte.
Misstrauen macht sich breit
    Heute macht sich wieder Misstrauen in der Bevölkerung breit. Das ist bitter. Denn ein unbelastetes Vertrauensverhältnis der Patienten und Patientinnen zu ihren Ärztinnen und Ärzten ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der meisten Therapien. Leider ist dieses Misstrauen berechtigt. Zahnärzte bohren und verschließen Löcher, wo keine Karies war. Gynäkologen entfernen Gebärmütter oder Eierstöcke ohne medizinischen Grund. Interventionelle Radiologen und Kardiologen setzen Stents in unsere Herzkranzgefäße, ohne dass wir davon gesundheitlich profitieren. Orthopäden schneiden, bohren, fräsen, meißeln und schrauben an unseren Sehnen, unserem Knorpel und unseren Knochen in einem Ausmaß, welches das medizinisch Sinnvolle bei Weitem überschreitet. Vorsorglich und therapeutisch werden wir mit Produkten der pharmazeutischen Industrie vollgestopft, die in unabhängigen Studien mit relevanten »Endpunkten« (zum Beispiel »Überleben«) oft keinen Nutzen zeigen. Dafür verschwenden wir jährlich Milliardenbeträge und Zehntausende verlieren dadurch jedes Jahr ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben. Die Medizin entwickelt sich fort von ihrer Rolle als Gesundheitsdienstleister und hin zu einem allein profitorientierten Wirtschaftszweig.
    Der medizinisch-industrielle Komplex setzt auf Wachstum, ist mächtig und international vernetzt. Seine Lobbystrukturen sind stark und manipulieren die politisch gesetzten Rahmenbedingungen in unserem Gesundheitssystem grundlegend. Ein trauriges Beispiel dafür sind die Anfang 2011 in Kraft getretenen neuen Vorgaben für den Gemeinsamen Bundesausschuss zum Ausschluss von bereits zugelassenen Medikamenten von der Erstattungspflicht durch die Krankenkassen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist ein Gremium aus Ärzten, Patienten- und Kassenvertretern, die festlegen, welche Medikamente von den Krankenkassen erstattet werden. Damit entscheiden sie als letzte Instanz darüber, ob ein Medikament für den Hersteller wirklich zu einem finanziellen Erfolg wird, denn erst die Kassenzulassung bedeutet Zugang zum Massenmarkt. Bis 2011 konnte der G-BA von den Herstellern auch für bereits zugelassene Medikamente den Beweis eines Nutzens der Medikamente fordern – das wurde geändert.

Acht Vorschläge zur Eindämmung des medizinischen Wildwuchses
1. Den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wieder stärken
    Dazu muss man sich vergegenwärtigen, dass Medikamente bis vor Kurzem für eine pharmazeutische Zulassung zunächst nur einen Wirkungsnachweis erbringen mussten. Das beweist noch lange nicht, dass das Medikament den Patienten auch einen Nutzen bietet. Beispiel Cholesterinsenker: Sie wirken. Sie senken den Cholesterinspiegel im Blut. Nur einen Nutzen haben ansonsten Gesunde von dem Präparat nicht. Sie werden dadurch nicht gesünder und leben auch nicht länger.

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