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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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Behandlung/die Medizin, für die Sie sich interessieren, seltener ist. Da werden Sie in den oben genannten Angeboten nicht unbedingt fündig. Im Ernstfall kommen Sie um die Recherche in einer medizinischen Datenbank nicht herum. Und das bedeutet Fachausdrücke und Englisch. Wissenschaftliche Studien richten sich nämlich an die ganze Fachwelt. Aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken. In der angloamerikanischen Wissenschaftskultur hat eine verständliche Sprache eine große Tradition. Die Wissenschaftler dort haben nichts dagegen, dass ihre Texte auch »vom Volk« verstanden werden. Mit einem robusten Schulenglisch und eventuell dem Online-Wörterbuch LEO in einem parallelen Fenster werden Sie sich das, was Sie wirklich interessiert, schon erschließen können. Ich benutze zwei Datenbanken: die Datenbank des verdienstvollen Cochrane-Netzwerks: die Cochrane Library. 84 Und die etwas komfortablere Trip Database. 85 Schauen Sie sich – wenn vorhanden – die Reviews oder die Metaanalysen durch. Die haben die breiteste statistische Datenbasis.
Patientenverfügung
    Zum Thema Patientenverfügung gibt es die hervorragende Website patientenverfuegung.de. Sie wird unter anderem betreut durch Dr. Michael de Ridder, den wir schon im Kapitel 8, Abschnitt »Wie wollen wir sterben? So nicht!«, kennengelernt haben, und den Münchner Patientenrechtsanwalt Wolfgang Putz, den ich für eine Mitarbeit bei zwei meiner Fernsehproduktionen gewinnen konnte. Beide sind Überzeugungstäter und garantieren eine patientenorientierte Information.
Vorsicht: Operation!
    Im Kontakt mit Medizinern sollten Sie immer dann misstrauisch werden, wenn diese mit einem »geschäftstüchtigen« Gebaren auftreten, etwa mit der Behauptung »Das müssen wir so schnell wie möglich operieren«. Eine Ausnahme bildet natürlich die Notfallmedizin. Wenn Sie vom Balkon gefallen sind und innere Verletzungen haben oder gerade knapp einen Verkehrsunfall überlebt haben, ist es wahrscheinlich, dass Sie schnellstmöglich operiert werden müssen. Sonst gibt es aber praktisch keine Situation, in der es nicht möglich und sinnvoll ist, eine Zweitmeinung einzuholen. Das ist vor allem ratsam, weil der Zweitgutachter nicht der Chirurg ist, der die Operation durchführt. Er hat also keinen Vorteil von der Empfehlung einer Operation. Das hilft ihm, sachlich zu bleiben. Die Krankenkassen raten mittlerweile auch dazu, eine Zweitmeinung einzuholen, und bezahlen das auch. Aus gutem Grund.
Mediendoktor
    Zu guter Letzt möchte ich Ihnen den Medien-Doktor 86 im Internet ans Herz legen. Er ist hervorgegangen aus einer Initiative des Lehrstuhls für Wissenschaftsjournalismus an der TU Dortmund. Auf der Seite medien-doktor.de begutachtet ein Team von erfahrenen Wissenschaftsjournalisten nach festgelegten Kriterien Zeitungsartikel, in denen neue medizinische Verfahren oder Medikamente vorgestellt werden. Neben Verständlichkeit und Relevanz geht es vor allem um die Frage, ob der wissenschaftliche Hintergrund korrekt dargestellt wird und die Risiken angemessen thematisiert werden. Die Lektüre der Originaltexte und ihrer Bewertungen schärft die Wahrnehmung für die Qualität der entsprechenden Berichterstattung in den Medien.

10. Was getan werden müsste
    Unser Gesundheitssystem zeigt in weiten Bereichen unkontrollierte Wucherungen, sinnlose Aufblähungen der Medizin. Immer mehr Patienten werden ohne medizinische Indikation behandelt und nehmen dadurch Schaden. In den letzten 20 Jahren ist unser »Gesundheitssystem« kostenmäßig um über 80 Prozent gewachsen. Unsere Wirtschaftskraft ist in dieser Zeit nicht einmal halb so weit angestiegen. 1990 haben wir sieben Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes für das Gesundheitssystem ausgegeben, 2010 waren es 11,6 Prozent. Tendenz weiter steigend.
    Diese Wucherungen sind strukturell angelegt. Die häufig fehlende Gewaltenteilung zwischen Diagnose und Behandlung ist eines dieser Strukturprobleme. Ein anderes ist die Nähe der medizinischen Selbstverwaltung zur Industrie.
    Der karzinomatöse Wachstumsprozess der Medizin verschärft sich noch durch den Rückgang dessen, was man die hypokratische Integrität der Medizin nennen könnte. Im Eid des Hippokrates – eines griechischen Arztes, der um 400 vor Christus gewirkt hat – ist es explizit formuliert: Mediziner sollen ihre Patienten nach bestem Wissen und nur zu deren Nutzen behandeln. Beides war offensichtlich auch vor zweieinhalb Jahrtausenden nicht selbstverständlich, sonst wäre es

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