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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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Vorwort
    »Die weiße Mafia.« Sie finden, das hört sich reißerisch an? Ich finde das auch. Mafia bedeutet immerhin: organisiertes Verbrechen. Es hat definitiv etwas Ungeheuerliches, der Medizin zu unterstellen, sie sei mafiös organisiert. Und zwar gerade dort, wo es um zentrale Weichenstellungen geht: bei wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit von Medikamenten beweisen sollen; bei der Einführung von Produkten oder bei der Formulierung von Leitlinien für die medizinischen Zünfte. Und das, wo kein anderer Teil unserer Gesellschaft so sehr die Flagge der Ethik vor sich herträgt wie die Medizin.
    Gibt es das tatsächlich: unsinnige, ja schädliche medizinische Interventionen – seien es chirurgische Eingriffe oder Produkte der pharmazeutischen Industrie –, die uns nur verordnet werden, weil Industrie und Mediziner Profit damit machen? Auch wenn Sie und ich das lieber nicht glauben möchten: Das gibt es. Und es sind keine Ausrutscher oder Ausnahmen. Es sind nicht einige wenige »schwarze Schafe im weißen Kittel«. Der Wahnsinn hat Methode. Es geschieht auf breiter Front. Und bei näherer Betrachtung ist das gar nicht überraschend. Oder finden Sie es wirklich so erstaunlich, dass die gewaltige Summe von 280 Milliarden Euro, die wir jährlich in unser Gesundheitssystem pumpen, eine Menge krimineller Energie auf den Plan ruft?
    Dabei ist der innere Kreis der weißen Mafia, der Kreis der wirklich vorsätzlich Kriminellen, die, von Profitgier getrieben, nutzlose und schädliche Medizin in Anschlag bringen, sicher nicht sehr groß. Es finden sich dort Vertreter aus den Chefetagen börsennotierter Unternehmen, die anordnen, Angaben über schädliche Nebenwirkungen zu verheimlichen, um den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Produkte nicht zu gefährden. Zu den Paten dieser Mafia gehören aber auch zynische Funktionäre der medizinischen Selbstverwaltung und der Wissenschaft. Angesehene Leute, für die eine enge Verzahnung mit der ausschließlich profitorientierten Industrie unverzichtbarer Bestandteil ihres Karrieremodells ist. Doch dieser innere Zirkel der weißen Mafia könnte nicht die verhängnisvolle Macht über unser Gesundheitssystem erlangen, gäbe es da nicht die große Zahl von Profiteuren, Kollaborateuren und Mitläufern, die das mafiöse System stützen. »Die weiße Mafia« mag reißerisch klingen, doch angesichts der empörenden und unheilvollen Verhältnisse in unserem Gesundheitssystem ist dieser Titel angemessen.
    Seit mehr als zehn Jahren arbeite ich als Journalist zum Thema »medizinische Überversorgung«, vor allem für Beiträge in Wissenschafts- und Gesundheitsmagazinen und längere Dokumentationen auf Feature-Sendeplätzen in den TV-Sendeanstalten der ARD. Zu überflüssigen Operationen, überflüssigen Medikationen, überflüssigen Vorsorgemaßnahmen und den Profiten, die damit erwirtschaftet werden. Millionen von Menschen haben diese Beiträge gesehen. Dennoch haben sich die mafiösen Verhältnisse in unserem Gesundheitssystem weiter verschärft. Die Manipulation des medizinischen Systems und die Desinformation der Öffentlichkeit werden heute professioneller und skrupelloser betrieben denn je.
    Dennoch bin ich überzeugt davon, dass wir eine Chance haben, das zu ändern. Überflüssige Medizin muss in einem breiten gesellschaftlichen Diskurs thematisiert werden. Das Thema muss heraus aus dem »Immer mal wieder ein Aufreger«-Status: »Im Ernst? Grippeimpfung fast wirkungslos?« »Was haben die gesagt? Die Knieoperation ist Hightechschamanismus? Keine Wirkung abgesehen von ein bisschen Placebo?« »Ehrlich? Gebärmutteroperationen, die gar nicht nötig sind? Geldschneiderei? Empörend!« Und auf die Empörung folgen Ratlosigkeit und dann der Übergang zum Alltagsgeschäft. Das muss sich ändern. Wir brauchen eine Debatte über die Medizinwende. Weil uns die medizinische Überversorgung schadet und weil für diese Überversorgung enorme Mittel verschwendet werden. Mittel, die wir andernorts – zum Beispiel in der Pflege – dringendst benötigen.
    Dafür habe ich dieses Buch geschrieben. Es schildert Missstände, von denen Sie zum Teil vielleicht schon gehört haben. Aber ich habe versucht, diese Missstände in größere Zusammenhänge einzuordnen. Nur so wird das System erkennbar, das diese Entgleisungen des medizinischen Betriebes verursacht. Dabei stütze ich mich auf wissenschaftliche Studien. Auf Dokumente, die einige Personen sicher nicht gerne in diesem Buch veröffentlicht sehen.

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