Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
gewonnen haben. Ich habe auf den ersten Blick gewusst, dass nicht dieser junge Ramirez fliegt. So draufgängerisch? Nein, als ich das gesehen habe, wusste ich, dass es mein Junge war.«
»Wieso hast … wie konntest du …« Tom hielt inne, da er begriff, schon zu viel verraten zu haben.
»Ich habe dich in Tausenden Videogames spielen sehen. Meinst du, ich wüsste nicht, wie dein Gehirn funktioniert, Tommy?«
Tom starrte auf den Kragen seines Vaters. Neil hatte ihn über Jahre hinweg Games spielen sehen. Er hatte ihn beobachtet.
»Äh, gestern habe ich etwas mitbekommen«, sagte Tom. »Zweimal im Jahr gibt es bei uns Beförderungen. Ich habe gehört, dass ich befördert werde.« Warum er plötzlich wollte, dass Neil es wusste, war ihm nicht klar. »Ich werde in den Mittleren Dienst befördert. Noch nicht in die Camelot Company, aber vielleicht komme ich ja bald dort rein. Vielleicht bin ich eines Tages eines der Rufzeichen in den Nachrichten.«
Neil wandte sich von ihm ab und verkniff geblendet vom Licht der Sonne die Augen. »Steigst in den Rängen auf, was?«
Tom starrte auf Neils Rücken und wartete auf eine spitze Bemerkung darüber, der »Kriegsmaschinerie der Konzerne« zu dienen.
Doch Neil überraschte ihn mit den Worten: »Tut mir leid, dass ich nicht dabei sein kann, um es mir anzusehen.«
Tom war sprachlos, brachte kein einziges Wort hervor.
Er drehte sich um und schaute auch in die Ferne, genau wie sein Dad es gerade tat. Während er neben ihm auf dem Gipfel des Mount Everest stand, schnürte es ihm die Brust zu. Zum ersten Mal begriff er, dass sein Vater stolz auf ihn war, sosehr er das, was Tom tat, auch verabscheuen mochte.
ZWEIUNDDREISSIG
U nbedarfter Kretin.«
Viks Worte ließen Tom zusammenfahren. Sie standen gerade vor der Tür zum Lafayette-Raum. »Was soll das denn jetzt heißen?«
»Das ist dein neuer Spitzname«, erklärte Vik.
Die lange erwartete männliche Entsprechung zu Böse Hexe ergab für Tom keinen Sinn. In einer Formation aus zwölf Rekruten marschierten sie in den Raum. Er konnte mit der Anspielung nichts anfangen. Was sollte unbedarft bedeuten?
»Ist in deinem Neuronalprozessor nicht gespeichert, was?« Vik zog die Brauen nach oben, während die Türen vor ihnen aufglitten. »Genau deshalb habe ich ihn ausgesucht. Wir haben eine Abmachung – du musst darauf reagieren.«
Tom lachte. »Schön, aber Vik, nichts auf der Welt kommt an Scharfer Inder heran.«
»Stirb langsam, Tom.«
Tom lachte, während sie hintereinander den Mittelgang entlangmarschierten. Auf der Bühne vorn im Raum warteten Marsh, Cromwell und Blackburn. Die anderen Auszubildenden waren für die Zeremonie vor ihren Bänken angetreten.
Tom entdeckte Yuri in der Gruppe der Rekruten und erntete von ihm ein mattes Lächeln. Sosehr sich Yuri bemühte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen – als er hörte, dass all seine Freunde befördert wurden, machte es ihm trotzdem zu schaffen. Erst war er chiffriert worden, und jetzt auch noch das. Es war eine weitere Bestätigung dessen, dass er keine Chance hatte, in den Rängen aufzusteigen. Tom wandte sich wieder der Bühne zu und setzte eine steife, offizielle, der Beförderung angemessene Miene auf. Ein Blick auf Vik bestätigte ihm, dass dieser das Gleiche tat. Vik strengte sich so an, einen ernsten Ausdruck aufzusetzen, dass es aussah, als leide er unter Verstopfung.
Sie stellten sich in einer Reihe vor der Bühne auf, während Marsh zu einer Rede über Patriotismus ansetzte. Major Cromwells Lider hingen herunter, als wäre sie eingeschlafen. Und Blackburn stand einfach nur steif da und blickte so, als wappnete er sich vor einer drohenden Wurzelkanalbehandlung.
Als die Rede zu Ende war, spielten die besten Musiker unter den Auszubildenden einen Marsch, und die zur Beförderung vorgesehenen Rekruten gingen zur Bühne. Vik erhielt als Erster seine Auszeichnung – einen Neuronalchip mit Upgrades von Blackburn, ein neues Rangabzeichen von Cromwell und einen Händedruck von General Marsh. Als Vik die Bühne verließ, suchte Tom sein Gesicht nach Anzeichen von Stolz ab. Doch irgendetwas stimmte bei ihm nicht. Er sah ein wenig blass aus. Erst als Viks Blick zu Yuri in der Gruppe der Rekruten huschte, erkannte Tom, was er hatte: Vik machte sich Sorgen wegen des Landesverrats, den sie gemeinsam begangen hatten. Wyatt war die Nächste, die sich vor Blackburn aufstellte. Sie starrte zu Boden, und er schaute über sie hinweg, während er ihr einen Neuralchip mit
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