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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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Lieutenant Blackburn achtete sorgsam darauf, ihn während des Unterrichts nie zu behelligen, nicht einmal zu Demonstrationszwecken. Stattdessen hatte er es sich angewöhnt, Tom von der anderen Seite der Kantine oder des Foyers aus zu beobachten, sprach aber nie ein Sterbenswörtchen mit ihm.
    Nun lag Tom auf seinem Bett, überprüfte ihr gemeinsames Forum und besuchte ihre Simulationen. Die Burg von Siegfried und Brunhilde stand leer, und keine Königin von Island erwartete ihn mit dem Schwert in der Hand. Auch in dem alten Rollenspiel mit der ägyptischen Königin und dem Ungeheuer hatte er kein Glück. Auf eine Enttäuschung vorbereitet klinkte er sich in die Simulation von England in der Renaissance ein – und stellte fest, dass er in eine Figur hineinschnellte.
    Er begegnete ihr erneut.
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm neben einem Thron an der Spitze des englischen Königshofes, während zu allen Seiten simulierte Höflinge umhergingen. Tom blieb vor ihr stehen. Die Anspannung ließ ihn am ganzen Körper verkrampfen. Er schaute an seiner Figur herunter, und die Simulation informierte ihn darüber, dass er Robert Devereux, Earl von Essexwar . Als sich Medusa zu ihm umdrehte, wurde er nicht von einer hübschen, rothaarigen Prinzessin begrüßt, sondern von dem gealterten Gesicht der – wie ihn das Programm informierte – siebenundsechzigjährigen Queen Elizabeth I. Ihre Lippen kräuselten sich, und ihre kalten Augen glänzten dunkel und hart wie polierter Onyx.
    Tom schloss seine Augen, während die Informationen in seinem Kopf herumwirbelten.
    Der junge Earl of Essex umschmeichelte und poussierte mit der viel älteren Königin Elizabeth. Er nutzte ihre Zuneigung aus und betrog sie. Als er ihre Gunst allmählich verlor, ging er gegen ihre Wachen an und stürmte verzweifelt in ihr Gemach. Dort platzte er herein, bevor sie für den Tag zurechtgemacht worden war – und erblickte ihr gealtertes Gesicht, ihr weißes Haar ohne Perücke. Augenblicklich zerschellte jedwede geheuchelte Liebelei zwischen ihnen beiden. Kurz danach ließ sie ihn enthaupten.
    Sie musste es bearbeitet haben. Es war zu pointiert. Tom öffnete die Augen wieder und blickte sie entschlossen an. »Ich muss mit dir reden.«
    »Was könntest du mir noch zu sagen haben?« Ihre Stimme klang kalt.
    Er hatte sich darauf vorbereitet. Er wackelte mit den Fingern und griff auf eine Bilddatei zu, die aus der Datenbank des Turms stammte. Sein Avatar Earl of Essex verschwand und wurde augenblicklich durch eine andere Gestalt ersetzt, nämlich der von Tom Raines, als dieser zum ersten Mal in den Turm ging. Der zu kurz geratene schmächtige Junge mit furchtbarer Akne, stumpfem Haar und gebeugter Haltung. Als dieser Kerl stand Tom nun da. Er war wieder jener Mensch, von dem er sich geschworen hatte, ihn ihr nie zu zeigen. Dann breitete er die Arme weit aus, damit sie ihn sehen konnte in dieser ganzen … tja, in diesem völligen Mangel an Großartigkeit.
    »Das bin ich. Okay?«
    »Das bist nicht du.« Medusa winkte mit Elizabeths verschrumpelter Hand, und nun änderte ihre eigene Erscheinung die Gestalt. Ein Junge, den Tom fast nicht erkannt hätte, stand an ihrer Stelle.
    Der Junge war er. Tom, wie er jetzt war. Ein hochgewachsener Kerl mit reiner Haut und blauen Augen, der in einer selbstsicheren, von einem Neuronalprozessor gesteuerten Pose dastand, dessen Muskeln sich während der Fitnessübungen gestählt hatten und dessen Selbstbewusstsein aus jeder Pore seines Gesichts strahlte.
    Tom starrte auf sein anderes Ich und kam sich dabei vor, als würde er einen Fremden betrachten. »Wann hast du mich gesehen?«
    »Ich habe einen kurzen Blick auf dich durch die Überwachungskameras im Beringer Club erhascht.«
    Die Bemerkung führte dazu, dass Tom sie mit hochgezogenen Brauen anschaute: Sie musste die Ironie erkannt haben, die darin lag.
    »Ja, ich bin scheinheilig. Das ändert aber nichts.« Medusa sank wieder auf ihren Thron. »Das kannst du nicht tun. Du kannst nicht so etwas abziehen, dich so grausam verhalten und dann hierherkommen und einen auf nett machen.«
    »Ich will es einfach in Ordnung bringen.«
    »Dann lass mich dich hassen.«
    Ihm war, als hätte er einen Schlag abbekommen. »Hasst du mich jetzt?«
    Medusa hob einen Finger, und Tom sah sich nun als sein neueres Ich dastehen. Sie selbst verwandelte sich in das Mädchen, das er flüchtig gesehen hatte, und er kämpfte gegen das Verlangen an wegzuschauen. Auch gegen das Verlangen hinzustarren,

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