Die Wildkirsche. Erotischer Roman
Begegnungen teilhaben zu lassen. Das war jeden Montag so.
„War das eine Nacht. Hui. Ich kann kaum laufen.“
„Aha.“
„Der hatte ein Ding! Dick und lang wie mein Unterarm, sage ich dir.“
„Wirklich?“
„Also Sandra, du kannst echt doof sein.“
„Ich bin nicht doof. Und bei dir haben alle Lover einen Riesenschwanz.“
„Du bist ja nur sauer, dass ich ihn gefickt habe und nicht du.“
Sandra sicherte die Datei und sah Katharina an.
„Nein, bin ich nicht. Ich habe nur keine Lust, mir immer die gleiche Schallplatte anzuhören. Das ist alles. Außerdem kommt gleich Thomas, unser neuer Fotograf. Mit dem gibt es noch eine Menge zu besprechen vor dem Abflug übermorgen.“
Katharina zuckte mit den Schultern und nahm zwei Becher aus dem Regal.
„Kaffee?“, fragte sie freundlich – ein Friedensangebot.
Sandra grinste. „Mit viel Zucker bitte.“
Katharina grinste zurück. Im nächsten Moment steckte Hamed, der Praktikant, seinen sorgfältig gestylten Schopf in die Tür und rollte theatralisch mit den Augen. „Der Fotograf ist da. Supersüß. Ich habe ihn im Konfi geparkt.“
„Guter Junge“, neckte Sandra und griff sich ihre Unterlagen. Auf diesen Termin freute sie sich schon seit einer Woche. Da war der neue Kollege nämlich zum ersten Mal in der Redaktion gewesen. Nach einigem Hin und Her hatte sich der Verlagsleiter entschlossen, für die Hauptstrecken des Magazins nur noch einen Fotografen einzusetzen. Sandra hatte die Idee unterstützt; ihr gefiel es, wenn das Blatt einen durchgehenden Look bekam. Und ihr gefiel Thomas. Gut gelaunt marschierte sie in den Besprechungsraum. Die Route ihrer anstehenden gemeinsamen Reise, auf welcher sie die bekannten und heimlichen Highlights des Landes festhalten sollten, stand zwar bereits fest, aber Thomas war schon viel in Asien unterwegs gewesen und wollte ein paar zusätzliche Stationen vorschlagen. Sie war froh über diese Unterstützung. Es war ihre erste Reise nach Vietnam; ein erfahrener Reisepartner konnte da nur von Vorteil sein. Der Fotograf stand am Fenster, als sie den Raum betrat, und drehte sich nun langsam zu ihr um. Sandra spürte, wie es in ihren Brustwarzen kribbelte. Der Typ war wirklich ein Sahnestückchen. Groß, blond, etwas hager und mit verstrubbeltem Haar. Er hatte genau das gewisse Etwas, was sie an einem Mann anziehend fand, ohne genau sagen zu können, was es war.
„Hi.“
„Hi Sandra, schön, dich zu sehen.“ Er gab ihr die Hand und lächelte. Blaue Augen, dachte Sandra, nein, graublau. Blaugrau …
„Ah, wie ich sehe, habt ihr noch nicht angefangen. Gut.“
Erstaunt blickte Sandra zur Tür. Katharina hatte mit dem Termin doch gar nichts zu tun … Doch schon war sie an ihr vorbeigeeilt und gab dem Fotografen die Hand. „Du musst Thomas sein. Freut mich, ich bin Katharina.“ Mit wippendem Schritt ging sie um den Konferenztisch herum und nahm Platz.
„Bitte setzt euch doch.“ Sie machte eine einladende Geste und lächelte Thomas fast mit mädchenhafter Scheu zu. Der erwiderte ihren Blick. Eine Sekunde zu lang, wie Sandra fand. Und fragte sich, ob sie vielleicht etwas nicht mitbekommen hatte. Katharina räusperte sich und warf die langen Haare in den Nacken. Sie spielte mit dem Kugelschreiber, der vor ihr auf dem Tisch lag. Sandra runzelte die Stirn. Katharina schien ihre Irritation nicht zu bemerken, stattdessen schenkte sie Thomas einen langen Augenaufschlag.
„Lasst euch nicht stören. Ich wollte nur die Gelegenheit nutzen, um unseren neuen Mann im Team ein bisschen kennenzulernen. Wir hatten ja noch nicht das Vergnügen.“
Sandra räusperte sich, versuchte, professionell zu sein. So hatte sie sich das alles nicht vorgestellt, aber gut. Katharina war ihre direkte Vorgesetzte. Sie hatte ihn zwar auf dem Papier mit ausgesucht, war aber bei seinem Besuch vor einer Woche gerade außer Haus unterwegs gewesen. Und immerhin hatte sie noch alle Zeit der Welt, mit Thomas alleine zu sein, wenn sie erst einmal unterwegs waren. Sie schlug ihre Unterlagen auf und begann, den Reiseablauf und die geplanten Fotostationen zu skizzieren.
Sandra sah mal wieder auf die Uhr. Es war bereits nach drei, und Katharina war immer noch nicht aus der Mittagspause zurück. Ihr Flieger nach Vietnam mit Zwischenstopp in London Heathrow würde am nächsten Vormittag ab Schönefeld gehen, und sie musste noch – auch wenn sie nicht die geringste Lust dazu verspürte – mit ihrer Chefin über die letzten Details der Reise sprechen. Immer
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