Die Wollnys Die ungeschminkte Wahrheit. (German Edition)
Klinikunterlagen von damals besorgt hatte, wurde mein schrecklicher Verdacht zur Gewissheit: meine Mutter hatte mich dazu missbraucht, meinen Vater vorzeitig aus dem Gefängnis zu bekommen. Sie hatte den Ärzten immer wieder erzählt, dass ich völlig durchdreht sei, seit mein Vater inhaftiert wäre und die Klinik schließlich so dazu gebracht, ein Gnadengesuch für meinen Vater zu stellen. Als diesem Gnadengesuch stattgegeben wurde und mein Vater frei kam, holte mich meine Mutter sofort aus der Klinik und brach jede weitere Behandlung ab.
Mein Papa hat mir damals nicht geholfen, da er meine Mutter liebte und folglich auch vertraut hat. Er wunderte sich zwar, über meine angebliche Aggressivität, aber da er ja zu diesem Zeitpunkt bereits im Gefängnis saß, war er auf die Aussage meiner Mutter angewiesen, um sich ein Bild zu machen.
Dieser Aufenthalt in der Psychiatrie hat mir mein Leben nachhaltig erschwert. In den vier Monaten dort, wurde ich in der Klinik Schule unterrichtet. Das Leistungsniveau dort war auf psychisch kranke Kinder abgestimmt. Ich, als gesundes Mädchen, war mit dem Unterricht völlig unterfordert und verpasste gleichzeitig den für mich so dringend notwendigen Unterrichtsstoff der „normalen“ Schule. Als ich wieder Zuhause war kostete es mich lange Zeit dieses mangelnde Wissen wieder aufzuarbeiten. Das Ergebnis waren viele schlechte Noten. Was aber viel schlimmer war, als meine Noten, war die Tatsache, dass mein Aufenthalt auch bei meinem Mitschülern Spuren hinterlassen hatte. Ich wurde von der Klassengemeinschaft ausgestoßen und war fortan als psychisch krank und aggressiv gebrandmarkt. Als ich dann auch noch die Klasse wiederholen musste, weil ich einfach zu viel Lernstoff verpasst hatte, wurde es mit dem Mobbing ganz schlimm. Ich fühlte mich in meiner neuen Klasse absolut fehl am Platz. Auch hier wurde ich schnell zum Außenseiter. Diesen Makel bin ich nicht mehr losgeworden und er ist letztendlich dafür verantwortlich, dass ich die Schule nach der achten Klasse ohne einen Schulabschluss verließ. Ich wusste aber genau, dass ich ohne einen gültigen Abschluss keine Chance haben würde, eine Ausbildung in meinem Wunschberuf als Kinderpflegerin machen zu können und so holte ich meinen Schulabschluss in der Abendschule nach. Auch meine Ausbildung zur Kinderpflegerin schaffte ich ohne Probleme, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon selbst Mutter zwei kleiner Jungen war. Meine Mutter hatte mir zunächst zugesagt, die Betreuung der Kinder zu übernehmen, während ich die Ausbildung machte. Leider wurde es ihr nach nur drei Monaten zu viel. Nach reiflicher Überlegung, nahm ich mir eine Tagesmutter. Obwohl die Doppelbelastung eine Ausbildung zu machen und gleichzeitig zwei kleine Kinder zu versorgen alles andere als einfach war, habe ich es geschafft und darauf bin ich stolz.
Die Erkenntnis und die Traurigkeit darüber, dass ich von meiner Mutter für ihre Zwecke missbraucht wurde, sitzen allerdings auch heute noch tief.
Mittlerweile bin ich selbst Mutter von drei tollen Kindern und allein der Gedanke daran, meinen Kindern etwas Ähnliches anzutun, treibt mir die Übelkeit in meinen Magen.
Was für ein Mensch muss man sein, damit man sein eigenes, gesundes Kind in der Psychiatrie unterbringt?
Diese Frage mögen sich andere beantworten. Ich habe die Antwort darauf bereits gefunden!
Wie es weiterging…
Nachdem Dieter aus dem Gefängnis entlassen wurde, verlief das Leben von Silvia und ihm eine Zeitlang relativ ruhig. Nach und nach wurden Sarafina, Jeremy – Pascal, Sara – Jane, Lavinia, Calantha, Estefania und das Nesthäkchen Loredana geboren.
Noch vor Estefanias Geburt schaute sich die Familie Wollny nach einer größeren Wohnung um. Bisher hatten sie in einer drei Zimmer Wohnung gelebt. Die platzte nun allmählich aus allen Nähten.
Allerdings gestaltete sich die Wohnungssuche mit so vielen Kindern mehr als schwierig und erst mit der Hilfe eines Radiosenders und dem Bürgermeister wurde man fündig. Schließlich konnte die Großfamilie dann in ein drei Familienhaus in Neuss einziehen. Hier war mit neun Zimmern nun endlich genügend Platz für alle.
Die Versorgung von elf Kindern war an jedem Tag eine neue Herausforderung. Dazu kam, dass Dieter zwischenzeitlich einen Arbeitsunfall
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