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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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nicht, daß er sich jetzt noch einmal heranwagt,“ sagte er dann.
    „Ach, mit dem Bellen allein wird dieser Fuchs nicht in die Flucht geschlagen,“ sagte der Junge. „Er wird gleich wieder da sein, und das wäre auch am besten, denn ich habe mir nun einmal in den Kopf gesetzt, daß du ihn gefangen nehmen sollst.“
    „Treibst du schon wieder deinen Spott mit mir?“ rief der Hund.
    „Nein, gewiß nicht. Komm nur mit mir in die Hundehütte hinein, damit der Fuchs uns nicht hören kann; dann sage ich dir, wie du es machen mußt,“ sagte der Junge.
    Der Junge und der Hund krochen miteinander in die Hütte hinein und flüsterten da eifrig zusammen.
    Nach einer Weile steckte der Fuchs die Nase um die Ecke, und als alles still war, schlich er sich sachte in den Hof hinein. Er verfolgte die Spur des Jungen bis zur Hundehütte hin und setzte sich in angemessener Entfernung davon nieder, um zu überlegen, wie er ihn herauslocken könnte. Plötzlich steckte der Hund den Kopf heraus und knurrte den Fuchs an. „Mach daß du fort kommst, sonst komme ich heraus und packe dich!“ rief er.
    „Deinetwegen bleibe ich ruhig hier sitzen, solange ich Lust habe,“ erwiderte der Fuchs.
    „Geh deiner Wege!“ brummte der Hund noch einmal in drohendem Ton. „Sonst hast du heute nacht zum letzenmal gejagt.“
    Aber der Fuchs grinste den Hund nur an und wich nicht vom Fleck. „Ich weiß schon, wie weit deine Kette reicht,“ sagte er.

    „Nun habe ich dich zweimal gewarnt,“ sagte der Hund und trat aus seiner Hütte heraus. „Jetzt mußt du die Folgen selbst tragen.“
    Und in demselben Augenblick fuhr er mit einem großen Satz auf den Fuchs los. Er erreichte ihn ohne jegliche Schwierigkeit, denn er war frei; der Junge hatte ihm sein Halsband abgenommen.
    Einen Augenblick kämpften die beiden Tiere miteinander; aber der Streit war bald entschieden: Der Hund stand als Sieger, der Fuchs lag auf dem Boden und wagte sich nicht zu rühren. „Ruhig, ruhig! Wenn du nicht ganz ruhig bleibst, beiße ich dich tot,“ sagte der Hund. Dann packte er ihn am Nacken und schleppte ihn in seine Hütte hinein. Da stand der Junge mit der Hundekette; er legte dem Fuchs das Halsband zweimal um den Hals und zog es recht fest zu, damit er ganz sicher gefangen saß; und die ganze Zeit über mußte der Fuchs vollkommen still liegen und wagte sich nicht zu rühren.
    „So so, mein Herr Smirre, nun hoffe ich, daß ein guter Kettenhund aus dir wird,“ sagte der Junge, als er fertig war.

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34
Die Sage von Uppland
    Donnerstag, 5. Mai
    Am nächsten Tag hatte der Regen aufgehört, aber es stürmte noch den ganzen Vormittag, und die Überschwemmung nahm immer mehr überhand. Gleich nach Mittag jedoch trat ein Umschlag in der Witterung ein. Es wurde auf einmal herrliches Wetter: warm, windstill und wunderschön.
    Der Junge lag höchst vergnügt mitten in einem Busch prachtvoll blühender Dotterblumen und schaute zum Himmel hinauf, als zwei Schulkinder mit ihren Büchern und ihrem Vesperbrot auf einem Wiesenpfad daherkamen, der sich am Ufer hinschlängelte. Die Kinder gingen ganz langsam und sahen sehr betrübt aus. Als sie dicht bei dem Jungen angekommen waren, setzten sie sich auf ein paar Steine und schütteten sich gegenseitig das Herz aus.
    „Mutter wird sehr ärgerlich werden, wenn sie hört, daß wir heute unsere Aufgabe wieder nicht gekonnt haben,“ sagte eines von ihnen.
    „Ja, und der Vater auch,“ fuhr das andre fort. Und von ihrem Kummer ganz überwältigt, brachen die beiden Kinder in lautes Weinen aus.
    Der Junge überlegte eben, ob er sie denn nicht auf irgendeine Weise trösten könnte, als eine kleine, bucklige alte Frau mit einem lieben, freundlichen Gesicht auf dem Pfade daherkam und vor den Kindern Halt machte.
    „Kinder, warum weint ihr denn?“ fragte die Alte.
    Da erzählten ihr die Kinder, sie hätten in der Schule ihre Aufgabe nicht gekonnt, und nun schämten sie sich so, daß sie nicht nach Hause gehen wollten.
    „Aber was ist denn das für eine schwere Aufgabe, die ihr gar nicht lernen könnt?“ fragte die Alte. Da berichteten die Kinder, sie hätten die Geographie von ganz Uppland aufgehabt.
    „Das ist allerdings nach dem Buch vielleicht gar nicht so leicht zu lernen,“ sagte die Alte. „Aber nun sollt ihr hören, was meine Mutter mir einmal von diesem Land erzählt hat. Ich selbst bin nicht in die Schule gegangen und habe deshalb auch nichts weiter davon gelernt, aber was meine Mutter mir darüber erzählt hat, hab

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