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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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aufgefressen, hatten die letzte Rübe aus dem Keller der Armen wegstibitzt, schlafenden Gänsen die Füße abgebissen, den Hühnern die Eier und ihre kleinen mit zartem Flaum bedeckten gelben Kücken geraubt und tausend andre Missetaten vollführt. Aber seit das Unglück über sie gekommen war, war das alles wie vergessen, niemand konnte es unterlassen, die letzten des Geschlechts, die den grauen Ratten so lange widerstanden hatten, zu bewundern.
    Die grauen Ratten, die auf dem Glimmingehof und dessen Umgebung wohnten, führten den Streit immer weiter und versuchten jede nur mögliche Gelegenheit zu benützen, sich der Burg zu bemächtigen. Man hätte meinen können, sie hätten die kleine Schar schwarzer Ratten wohl im Besitz von Glimmingehaus lassen können, da sie ja das ganze übrige Land besaßen, aber das fiel ihnen gar nicht ein. Sie pflegten zu sagen, es sei ihnen Ehrensache, die schwarzen Ratten doch noch zu besiegen. Aber wer die grauen Ratten kannte, wußte wohl, daß es einen andern Grund hatte; die Menschen benützten nämlich Glimmingehaus als Kornspeicher, und darum wollten die grauen keine Ruhe geben, bis sie es erobert hätten.

Der Storch
    Montag, 28. März
    Eines Morgens wurden die Gänse, die draußen auf dem Eis des Vombsee standen und schliefen, durch laute Rufe in der Luft sehr früh geweckt. „Trirop! Trirop!“ erklang es. „Trianut, der Kranich, läßt die Wildgans Akka und ihre Schar grüßen! Morgen findet der große Kranichtanz auf dem Kullaberg statt!“
    Akka streckte schnell den Kopf in die Höhe und antwortete: „Schönen Dank und Gruß! Schönen Dank und Gruß!“
    Darauf flogen die Kraniche weiter, aber die Wildgänse hörten noch lange,wie sie über jedem Feld und über jedem Waldhügel riefen: „Trianut läßt grüßen! Morgen findet der große Kranichtanz auf dem Kullaberg statt!“
    Die Wildgänse freuten sich über diese Botschaft. „Du hast Glück,“ sagten sie zu dem weißen Gänserich, „daß du bei dem großen Kranichtanz anwesend sein darfst.“
    „Ist es denn etwas so Merkwürdiges, die Kraniche tanzen zu sehen?“ fragte der Gänserich.
    „Es ist etwas, was du dir nie träumen lassen könntest,“ antworteten die Wildgänse.
    „Nun müssen wir überlegen, was wir morgen mit Däumling tun, damit ihm kein Unglück widerfährt, während wir nach dem Kullaberg reisen,“ sagte Akka.
    „Däumling darf nicht allein bleiben!“ rief der Gänserich. „Wenn die Kraniche ihm nicht erlauben, ihren Tanz mit anzusehen, dann bleibe ich bei ihm.“
    „Keinem Menschen ist je vergönnt gewesen, der Versammlung der Tiere auf dem Kullaberg beizuwohnen,“ sagte Akka, „und ich wage es nicht, Däumling dorthin mitzunehmen. Aber wir wollen später am Tage noch weiter darüber sprechen. Jetzt müssen wir vor allem daran denken, etwas zum Essen zu bekommen.“
    Damit gab Akka das Zeichen zum Aufbruch. Auch an diesem Tag suchte sie Smirres wegen das Weidefeld in großer Entfernung und ließ sich erst bei den sumpfigen Wiesen ein Stück südlich von Glimmingehaus nieder.
    Diesen ganzen Tag hindurch saß der Junge am Ufer eines kleinen Teichs und blies auf einer Rohrpfeife. Er war schlechter Laune, weil er den Kranichtanz nicht sehen sollte, und konnte sich nicht überwinden, mit dem Gänserich oder mit einer der Wildgänse ein einziges Wort zu sprechen.
    Ach, wie bitter war es, daß Akka ihm noch immer mißtraute! Wenn ein Junge es abgeschlagen hatte, wieder ein Mensch zu werden, weil er lieber mit einer Schar armer Wildgänse umherziehen wollte, dann müßte sie doch begreifen, daß er sie nicht verraten würde. Und ebensogut müßte sie begreifen, daß es ihre Pflicht wäre, ihn alles Merkwürdige, was sie ihm nur zeigen könnte, sehen zu lassen; er hatte doch so viel aufgegeben, um bei den Wildgänsen zu bleiben.
    „Ich muß ihnen meine Meinung gerade heraus sagen,“ dachte er. Aber eine Stunde um die andre verging, ohne daß er seine Absicht ausgeführt hätte. Dies klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber den Jungen war wirklich eine Art Ehrfurcht vor der alten Akka überkommen, und er fühlte wohl, daß es nicht leicht sein würde, sich ihrem Willen zu widersetzen.
    Auf der einen Seite der sumpfigen Wiese, wo die Gänse weideten, lag eine breite steinerne Mauer. Und da geschah es, daß der Blick des Jungen, als er gegen Abend den Kopf aufrichtete, um mit Akka zu sprechen, auf die Mauer fiel. Da entfuhr ihm ein kleiner Schrei der Verwunderung, so daß alle Gänse schnell

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