Die Zan-Spieler
sollte so früh wie möglich stattfinden.“
„In Ordnung. Das wird sofort zu Ihren Wünschen erledigt. Soll ich Mitteilung an Ihr Büro machen? Das Büro des Bezirksvorsitzenden wird frühestens in etwa einer Stunde geöffnet sein.“
„Melden Sie sich persönlich bei mir in Zimmer sieben-drei-null-fünf, Gebäude acht-neun-null-fünf. Venle?“
„Hier.“
„Ihr Verhalten grenzt an Gehorsamsverweigerung.“
„Das hat man bereits festgestellt, Sir. Aber ich muß dazu sagen, daß, wenn ich in bezug auf eine Bestimmung gefehlt haben sollte, Ihr Büro sicher in bezug auf eine andere gefehlt hat, was vielleicht noch ernstere Folgen nach sich ziehen wird. Ich muß auf meinem Recht bestehen, frei und ohne jegliche Repressalien auf Irrtümer, wie geringfügig sie auch sein mögen, hinzuweisen.“ Venle zitierte.
„Oh, Ihre Rechte habe ich voll und ganz zur Kenntnis genommen. Lassen Sie sich von der weiteren Ausübung Ihrer Pflichten nicht abhalten. Ende.“ Eykors Schirmhälfte wurde ausgeblendet. Slegeles aufgedunsenes Gesicht füllte die ganze Bildfläche. Venle tat es wirklich leid, den Hirn-Arzt in die Angelegenheit hineingezogen zu haben. Der Mann war einfach nicht darauf vorbereitet.
Zu Siegele sagte er: „Wir kriegen sie schon wieder hin, ganz bestimmt. Glücklicherweise habe ich mein eigenes Personal mit hergebracht. Aber ich werde trotzdem noch Hilfe brauchen; können Sie sich mit der Rekonvaleszenz-Zentrale in Verbindung setzen und mir ein paar, äh … Kinderärzte herüberschicken?“
Siegele stotterte: „Selbstverständlich, wenn Sie sie brauchen. Aber wieso Kinderärzte? Ich verstehe nicht …“
Venle sagte geduldig: „Anscheinend hat das Mädchen, was immer sie ist, jetzt nur noch die Reflexe, die sie als Säugling hatte. Sie atmet, sie hat einen kräftigen Puls, ihr Blut ist in Ordnung, obwohl ich da noch in einigen anderen Handbüchern nachsehen muß. Aber die Reflexe eines Säuglings! Man wird sich um sie kümmern müssen: Sie ist ein Säugling mit einem voll ausgebildeten Gebiß. Sie wird sich die Zunge abbeißen, bevor sie merkt, wofür die kleinen Beißerchen gedacht sind. Und was sagen wir ihren Leuten, wenn sie, was sie ganz sicher tun werden, sie holen kommen? Daß es uns verdammt leid tut? Sie ist offensichtlich eine Heranreifende. Noch nicht im gebärfähigen Alter. Sie werden das ganze Haus auf den Kopf stellen, wenn sie etwas herauskriegen.“ Venle überlegte einen Moment und fuhr dann fort: „Und eine Schande ist es sowieso; sie ist recht attraktiv, wenn auch etwas kindlich für meinen Geschmack.“
Siegele, der gerade aufgewacht war, unterbrach Venles Gedankengang. „Woher sollen sie wissen, daß sie vermißt wird? Und selbst wenn sie es wüßten, woher sollen sie wissen, daß sie gerade hier nach ihr suchen müssen?“
„Ich nehme doch an, daß ihre Abwesenheit irgend jemandem sonderbar vorkommen wird. Diese Leute leben auf sehr engem Raum, wissen Sie. Und es wird keines Genies bedürfen, um auf Gebäude acht-neun-null-fünf zu kommen. Natürlich können wir das Ganze immer noch leugnen, aber das würde auch bedeuten, daß wir ihren Körper loswerden müßten. Und viele andere, die etwas darüber wissen. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?“
„Ja … ich glaube schon. Wir könnten immer noch sagen, daß sie sich selbst so zugerichtet hat, oder? Dafür kann man uns doch nicht verantwortlich machen.“
„Ich möchte meinen, daß es einen Versuch wert wäre. Aber ich sage Ihnen eins: Sie und ich haben mehr von unseren eigenen Leuten zu fürchten als von denen. Kapiert?“
„Das ist Zynismus.“
„Realismus würde ich als Fachausdruck vorziehen … Ich weiß, daß diejenigen, die Vorgänge wie diese in Gang bringen, nie dafür geradestehen müssen. Die richten es schon so ein, daß ein anderer die Zeche bezahlt. Ich bin nicht in Gefahr, aber Sie könnten es sein. Sichern Sie sich ab. Ich werde für Sie tun, was ich kann.“
„Wir wollen beide hoffen, daß es nicht so weit kommen wird. Aber ich bin Ihnen auf jeden Fall dankbar.“
Venle meldete sich angeekelt ab und machte sich wieder an die Arbeit mit der Insassin des Kastens, wobei er Oeschone, außer in seinen ureigensten Gedanken, die feindseliger Natur waren, ignorierte; Venle nahm seine Arbeit weitaus ernster als seinen Status, und eine besonders starke insgeheime Abneigung betraf diejenigen, die sich um programmierte Namen bewarben und glaubten, dann für den Rest ihrer Tage nichts mehr tun zu müssen.
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