Die Zwerge
dunkles Rot überging. Seltsam.
»Mir soll es recht sein. Ich bin an deiner Seite«, erwiderte Hammerfaust und reckte ihm die Rechte entgegen. »Deine Hand und dein Wort drauf, dass ich dich aus dem Stamm der Zweiten begleite und kein anderer.« Der Thronanwärter schlug ein, Bavragor grinste, und Tungdil meinte, eine gewisse Erleichterung zu erkennen. »Wann geht’s los?«
»Übermorgen, sobald ich mir einen Diamantschleifer aus den Clans der Vierten ausgesucht habe«, antwortete er.
»Dann suche ich meine besten Werkzeuge aus, damit die Geburt der Feuerklinge gelingt«, erwiderte Bavragor und verschwand zur Tür hinaus.
Tungdil fand den kurzen Auftritt seines angeheuerten Steinmetzen zwar ein wenig merkwürdig, verschwendete jedoch keinen weiteren Gedanken mehr darauf, weil er sich auf das Gespräch mit Gandogar vorbereiten musste.
Da sich wohl keiner der Vierten freiwillig auf seine Seite schlüge, wollte er sich an ihn wenden, damit er einen aus den Reihen seiner Clans abstellte. Viel konnte dabei nicht schief gehen, denn die Abordnung bestand nur aus den Besten, so wie es Brauch und Sitte war.
Tungdils Stolz rebellierte zwar gegen den Bittgang, der ihm bevorstand, doch er rief sich entschlossen ins Gedächtnis, dass es um das Geborgene Land und nicht um seine Eitelkeit ging.
Als er auf den Felsengang trat, kamen ihm vier Zwerge entgegen, die ihn offensichtlich suchten. Sie stellten sich der Reihe nach vor. »Balendilín sendet uns, damit du einen von uns auswählst«, erklärte ihm einer.
Tungdil schaute verwundert in die bärtigen Gesichter, die ihn erwartungsvoll ansahen. »Meine Wahl ist bereits getroffen«, erklärte er ihnen und bedauerte, so voreilig gehandelt zu haben. Bavragors Verhalten hatte ihn annehmen lassen, es käme nur einer für die Aufgabe infrage. »Ich habe Bavragor Hammerfaust ausgesucht.«
»Hammerfaust? Den singenden Säufer? Der die Steine mit seiner Stimme und seiner Bierfahne zum Erweichen bringt, den hast du genommen?«, platzte es voller Entsetzen aus einem Zwerg heraus.
»Er war schneller als ihr.«
»Er kam nicht einmal in die engere Wahl des Beraters! Du musst ihn entlassen! Er versucht schon seit Zyklen, sein Leben durchs Saufen zu verkürzen«, beschwor er Tungdil. »Seine Finger sind nur ruhig, wenn er vier Humpen intus hat.«
»Es geht nicht! Ich gab ihm mein Wort und meine Hand darauf.« Tungdil wurde rot; sein Zorn wuchs, da Bavragor ihn offensichtlich hereingelegt hatte. Ich werde ihn fragen, ob er mich von meinen Eid entbindet.
Sie erklärten ihm, in welcher Kneipe der Betrüger zu finden war, und Tungdil stampfte durch die Gänge, um ihm die Meinung zu sagen.
Er fand die Kneipe schnell. Sie war im Stil eines Tonnengewölbes angelegt; an den hohen Mittelpfeilern hingen Lampen und von der Decke baumelten Laternen, deren gelbe Scheiben goldenes Licht verbreiteten. Am hinteren Ende stand der steinerne Schanktisch mit vier Zwerginnen dahinter, die Bier aus riesigen, dunklen Fässern zapften und es den wartenden Gästen brachten. Zwei Krummhornspieler, ein Steinflötist und ein Trommler sorgten für die Musik – oder besser gesagt, sie sorgten für die Begleitung des Chores.
Hammerfaust hockte mit anderen staubbedeckten Zwergen zusammen, die ihr Tagwerk im Steinbruch beendet hatten, und feierte seine Berufung in die Expedition zum Grauen Gebirge, wie es sich für einen Steinmetz gehörte: Er schwenkte den Krug und schmetterte mit den anderen ein Lied, dass der Fels erbebte. Weißer Schaum quoll über den Rand und troff auf die braune Lederhose.
»Bavragor!«, rief Tungdil ihn in scharfem Ton zu sich.
»Da ist der künftige Großkönig!«, begrüßte der Zwerg ihn und hob den Humpen. »Es lebe Tungdil Goldhand!« Seine Trinkbrüder taten es ihm nach; graue Staubwolken stiegen in die Höhe, wenn sie sich zu schnell bewegten.
Tungdils Wut kochte hoch. Mit großen Schritten durchquerte er die Wirtschaft, riss dem Steinmetzen den Becher aus der Hand und stellte ihn hart auf den Tisch. »Du wirst mich aus meinem Schwur entlassen, weil du mich betrogen hast! Balendilín hat dich gar nicht zu mir geschickt.«
»Vorsicht mit dem Bier, es wäre schade drum«, erwiderte Hammerfaust unschuldig lächelnd. »Habe ich behauptet, dass mich jemand zu dir geschickt hätte?«
Verdutzt stockte Tungdil. »Nein … aber …«
Bavragor nahm den Becher in die Hand. »War es eine Voraussetzung?«
»Nein … zumindest …«
»Ich sage dir, wie es war. Ich bin in deine Kammer
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