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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Felssporn zurück, streckte sich auf der Laubdecke aus und wollte dort für den Rest der Nacht nahezu regungslos verharren. Er hatte alles Erdenkliche getan, um der Entdeckung zu entgehen. Zunächst einmal war er nur schwer auszumachen. Er befand sich in einem Versteck, hatte sich Gesicht und Hände geschwärzt, um vom Licht des Mondes oder einer Taschenlampe nicht sofort enttarnt zu werden; er trug dunkle Kleidung und sowohl in seinem Gürtel als auch in seinen Taschen und am Kragen steckten Farnwedel. Sein Messer befand sich in der Scheide, konnte also nicht im Mondlicht schimmern, und seine mattschwarze Pistole hatte er hinter den Gürtel geklemmt. Für die Flüssigkeits- und Energiezufuhr hatte er etwas zu essen dabei und ein wenig Wasser, und mit beidem haushaltete er. Dazu gehörte auch, dass er sich so wenig wie möglich bewegte. Das Wasser hatte er in eine nicht reflektierende Plastikflasche gefüllt, an der er hin und wieder vorsichtig nippte, um nichts zu verschütten. Zum Essen hatte er Trockenes ohne Aromen dabei — Nüsse und Backobst in einem Baumwollsäckchen, in das er geräuschlos hineingreifen konnte.
    Und es gab keine intensiven Düfte, die ihn hätten verraten können. Beim Duschen hatte er weder Seife noch Shampoo benutzt, auch kein Deodorant oder Rasierwasser danach. Die Kleidung, die er während seiner Reise getragen hatte, war entsorgt worden, denn es hatten ihr der Geruch von Zigarettenrauch, Abgase und Gerüche der Stadt allgemein angehaftet, und er trug jetzt neue Sachen, die er zuvor mit klarem Leitungswasser durchgespült hatte.
    Schließlich schaltete Wyatt seine Gedanken und Gefühle ab. Wie erfolgreich ein Mensch seine körperliche Gegenwart auch zu verbergen wusste, es gab da noch seine mentale Präsenz. Wenn Wyatt in einem Zustand erhöhter Anspannung und Erwartung die Nacht verbrachte, würden Le Pages Antennen diese Signale auffangen, denn ganz sicher war Le Page für dergleichen empfänglich. Allerdings hatte jede Medaille ihre Kehrseite: Sollte Le Pages Gegenwart ebenso geräusch- und geruchlos, ebenso wenig menschlich sein, würde Wyatt sie erst in allerletzter Sekunde bemerken.
    Also ruhte Wyatt sich aus. Genau genommen war es kein Schlafen — zweimal erstarrte er, als Füchse, die aufmerksamer schienen als australische Füchse, vorbeitrotteten —, sondern vielmehr eine Form von Entspannen im Zustand der Wachsamkeit. Und diese Stunden bis zur Morgendämmerung waren ein Geschenk, das ihm erlaubte nachzudenken. Kurios, aber diese Füchse erinnerten ihn an Lydia Stark: ihr rostbraunes Fell, schlanke Gestalten und wache Gesichter. Er hätte sich jetzt gleich auf die Suche nach Lydia begeben können, aber sein Vorgehen gegen Le Page hatte Vorrang. Die Wertpapiere in die Hände bekommen oder das Geld, sofern Le Page sie zu Geld gemacht hatte. Irgendwann zeigte sich die Sonne zwischen den Bergen, warf ihr Licht auf Wiesen und Bäume, und Wyatt war bereit.
    Es war kühl; sein Atem wurde zu Nebel, ein durch und durch verräterisches Zeichen. Wyatt band sich ein Halstuch vor Mund und Nase, verließ sein Nest aus Blättern und bewegte sich auf den Rand der Böschung hinter Le Pages Haus zu. Er hatte gut zweihundert Meter abschüssiges Gelände zu überwinden, mit vielen Bäumen und ebenso vielen hinterhältigen Fallen: massive umgestürzte Baumstämme, Felsen, Baue, offenes Land und die Reste eines Maschendrahtzauns. Er konnte nicht jeden Laut vermeiden, nicht wenn das Herbstlaub an seinen Stiefeln raschelte, wenn niedrig hängende Zweige seinen Kopf und seine Schultern streiften. Und die Geräusche seiner Vorwärtsbewegung würden die Geräusche jedes möglichen Verfolgers überdecken. Also wandte Wyatt eine alte Technik an: drei langsame Schritte, stehen bleiben, lauschen, fünf schnelle Schritte, wieder stehen bleiben und lauschen. Auf diese Weise kam er voran und schuf für sich die Möglichkeit, Le Page oder dessen Hund oder eine bewaffnete Schutztruppe wahrzunehmen. Sollte mehr als ein bewaffneter Mann hinter ihm her sein, würde Wyatt im Falle eines Schusses auf die Verwundung des Gegners setzen, nicht auf dessen Tötung. Die Schreie eines Verwundeten könnten die Entschlossenheit der anderen erschüttern und Le Page zwingen, den Verletzten wegzuschaffen, die Truppe aufzuteilen, neu zu strukturieren und den Plan zu überdenken.
    Wyatt hatte noch die Hälfte des Weges vor sich, der weiter hangabwärts führte und von ihm in einem den Hindernissen ausweichenden Zickzackkurs

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