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Disziplinmanagement in der Schulklasse

Disziplinmanagement in der Schulklasse

Titel: Disziplinmanagement in der Schulklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Keller
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die antiken Lehrer sehr gestresst zu haben. Davon zeugt der Grabstein des Grammatikus P. Attilius Septiciamus, auf dem geschrieben steht: «Den Krankheiten und übergroßen Übeln des Lebens bin ich entkommen. Ich kenne keine Strafen mehr, ich genieße Ruhe und Frieden.»
    In der Endphase des Römischen Reiches zeichnete der berühmte Rhetoriklehrer Libanios ein Schülerbild, das nicht erfreulich ist:
    «Stellen Sie sich bloß einmal vor, mit welcher Geschwindigkeit die Schüler zum Unterricht kommen: Statt sich gegenseitig an Eile zu übertreffen, um ja nichts vom Lehrervortrag zu vermissen, trällern sie die neuesten Hits und bleiben unter Geschwätz und Gelächter immer wieder stehen, bis sogar unbeteiligte Zuschauer ihre Langsamkeit tadeln… Aber damit noch nicht genug: Selbst während des Unterrichts gehen die Ungehörigkeiten weiter! Da werden Zeichen hin und her ausgetauscht über die Stars unter den Schauspielern und Sportlern. Einige Schüler sitzen regungslos da mit übereinander geschlagenen Armen und geschlossenen Augen – man könnte sie glatt für Statuen halten! … Einige bohren ungeniert mit beiden Händen in der Nase, einige schauen einfach aus dem Fenster oder platzen damit heraus, was ihnen grade durch den Kopf geht. Was waren das dagegen für Schüler, die früher bei mir ihre geistige Nahrung suchten! …. Drei oder vier Tage lang beschäftigten sie sich mit nichts anderem als meinem Unterrichtsvortrag, zu Hause und vor allem hier in der Schule. Heute aber wenden sich die Schüler gleich nach der Stunde wieder den neuesten Hits zu…. Wird dann einer gefragt, ob ich meinen Unterricht gehalten habe und mit welchem Thema, dann wird er den ersten Teil der Frage gerade noch so beantworten können, den zweiten aber sicher nicht mehr.»
    Nicht minder negativ sah das spätrömische Schülerbild des heiligen Augustinus aus. Er bezeichnete den Großteil der Schülerschaft als zuchtlos, roh, unverschämt und zerstörerisch.
    Mittelalter
    Lange Zeit gab es im Mittelalter nur die Kloster- und Domschulen, in denen Latein Unterrichtssprache war und der Lehrplan weitgehend dem römischen glich. Erst im späten Mittelalter bildete sich ein neues Schulwesen heraus. Zum einen handelte es sich um Stadt- und Ratsschulen, zum anderen um Winkel- und Klippschulen, in denen nur das Allernötigste (Lesen, Schreiben, Rechnen) vermittelt wurde. Zieht man aus den vielen Quellen das Fazit, so fällt das Schul- und Schülerbild der Erwachsenen negativ aus. Karl der Große klagte über die Faulheit und das schlechte Benehmen seiner Aachener Palastschüler. In der St. Gallener Klosterschule reichte das Spektrum der Fehlverhaltensweisen von Unaufmerksamkeit bis zum Niederbrennen des Klosters aus Rache an einem Lehrer. Die Vaganten, umherziehende ältere Schüler, machten die mittelalterlichen Städte unsicher. Sie fielen auf durch Saufereien, üble Streiche und Randale. Der Dominikanermönch Dominici bezeichnetedie mittelalterlichen Schulen als Orte, an denen sich «eine Menge bösartiger, liederlicher Personen zusammenfindet, die zur Übelkeit sogleich bereit und schwer zu kontrollieren sind.»
    Die Verhaltensprobleme waren während des gesamten Mittelalters ein ständiges Klagelied der Erwachsenen. Und dies, obwohl die mittelalterliche Schulordnung außerordentlich streng war. Die Lehrer prügelten oft so brutal, dass in der Wormser Schulordnung von 1260 darum gebeten wurde, beim Züchtigen außerordentliche Verletzungen wie Wunden oder Knochenbrüche zu vermeiden.
    Frühneuzeit
    Im Verlaufe der Frühneuzeit bahnte sich ein Wandel von der Domschule zur Schule für das Volk an. Zum einen meinte Luther, dass alle Menschen zur Schule gehen müssten, um die Bibel selbst lesen zu können. Deshalb rief er 1524 zur Gründung von öffentlichen Schulen auf, was in Württemberg am schnellsten Anklang fand – in Form der Württembergischen Schulordnung von 1559. Zum anderen machte sich die Erkenntnis breit, dass Berufsfertigkeiten nicht mehr allein am Arbeitsplatz vermittelbar sind, sondern einer schulischen Vorbereitung bedürfen.
    In den kirchlichen und weltlichen Schulen erregten schlechte Leistungen und Fehlverhaltensweisen die Gemüter der Lehrer und Gelehrten. Melanchthon stellte den Schülern seiner Zeit folgendes Zeugnis aus: «Sie haben keine Lust zu lernen, kein Ehrgefühl, keinen Gehorsam. Wahrlich ein Kamel tanzen oder einen Esel das Lautenschlagen lehren, wäre erträglichere Mühe.» Die Berichte der Schulvisitatoren

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