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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Auslagen erspähe ich einen Bären. Einen Wärmbär. Einen Bären mit einer kleinen Wärmflasche im Bauch. Den werde ich für Theresa kaufen. Meine kleine Schwester liebt Bären und ihr ist immer kalt. Ich stelle mir ihr glückliches Gesicht vor, wenn sie ihn in vier Tagen auspackt. Und als ich den Bär bezahle, fühle ich fast so etwas wie Freude. Kurz kommt mir der Gedanke, dass Feste, an denen man den Menschen, die man liebt, etwas schenkt, einfach um zu sagen: Hey, ich hab mir Gedanken über dich gemacht und danke, dass es dich gibt, vielleicht gar nicht so dumm sind. Klar, man könnte das auch an irgendeinem anderen x-beliebigen Tag im Jahr machen, aber ich bin fast sicher, die meisten von uns würden es einfach vergessen. Nicht mal aus Ignoranz oder Geiz, sondern einfach nur, weil gerade irgendwas anderes noch viel dringender getan werden muss.
    Ich verfrachte den Bären in meinen Rucksack und laufe weiter und eigentlich habe ich auf einmal ganz gute Laune und selbst das dämliche »Jingle Bells«, das wie Sirup aus den Lautsprechern in meine Ohren tropft, ist gerade einigermaßen zu ertragen.
    Und dann. Ein Blick. Noch ein Blick. Nein, das kann nicht sein. Ich bleibe stehen. Erstarre. Wahnsinnig. Jetzt ist es amtlich. Ich bin wahnsinnig geworden. Ich sehe Dinge, die es nicht mehr gibt. Das Blut gefriert mir in den Adern und trotzdem klopft mein Herz. Klopft, nein, hämmert, will sich aus meiner Brust herausmeißeln. Will abhauen, einfach nur weg.
    Dann auf einmal ein Schmerz. Der Typ, der mir gerade in die Hacken gerannt ist, zischt mich an: »Pass bloß auf, du dämliche Kopftuchschlampe!«
    »Pass doch selber auf, Arschloch!«, zische ich zurück, ohne ihn anzusehen, denn ich kann meinen Blick nicht von dem abwenden, was ich gerade entdeckt habe. Aber ich werde an der Schulter gepackt und herumgerissen. Ein Typ, dem man es äußerlich gar nicht zugetraut hätte, starrt mich hasserfüllt an. Er ist durchschnittlich groß oder klein, durchschnittlich dumm oder schlau – vermutlich – und durchschnittlich gut oder schlecht.
    »Weeßte wat, vapiss dich doch dahin, wo de herjekommen bist. Sone wie dir brauchen wa hier nich«, schreit mich Herr Otto-Normalo-Durchschnitt-vom-Durchschnitt mit überraschend überdurchschnittlichem Hass an.
    All mein Blut schießt mir in den Kopf. Das ist die Wut. Diese ganze verdammte Wut, die ich in den letzten Jahren angestaut habe. Hergekommen bin ich aus Charlottenburg. Seit verdammt noch mal neunzehn Jahren komme ich her aus Charlottenburg. Und ich bin da auch nicht irgendwann hingekommen, sondern bin da geboren. Deutscher Pass. Name: Romea Achenbach. Zumindest der Nachname – urdeutsch. Und jetzt soll ich Nichts mich von diesem anderen Nichts anpöbeln lassen, als hätte er in irgendeiner Weise mehr Recht, auszusehen, wie er eben aussieht, als ich, die auch ganz normal mit Jeans und Mantel und ja, verdammt, eben mit Kopftuch rumläuft. Andere tragen eine Mütze. Und?
    »Haste vielleicht in letzter Zeit mal selbst in den Spiegel geschaut??«, halte ich trotzig entgegen.
    Er hebt seine Hand. Ist bereit, mich zu schlagen und scheint daran gewöhnt, Frauen zu schlagen. Hat vielleicht einen Club und Frauen, die für ihn arbeiten und wenn sie nicht spuren, dann setzt es eben was. Oder vielleicht hat er ja auch einfach nur sein Frauchen zu Hause, an dem er sich abreagiert? Wütend sind wir schließlich alle. Vielleicht ist er aber auch nur so ein Funktionierer. Banal. Und manchmal böse. Das Böse steckt im Banalen, hat mal eine kluge Frau gesagt.
    Und genau deswegen hätte ich ihm jetzt so gerne eine reingetreten und sein dämliches Gesicht gesehen, wenn die Kopftuchschlampe mit Kickboxen aufwartet. Aber ich habe jetzt keine Zeit dafür und reiße mich los. Er brüllt mir noch irgendwas hinterher. Doch ich bin schon so was von weg, sogar mit den Gedanken, dass ich es nicht verstehe. Verstehe jetzt nur, dass ich gerade sehe, was nicht sein kann. Mitten auf der Mall steht – Also, da steht – und wenn ich nicht genau wüsste, dass es überhaupt nicht sein kann, würde ich sagen, da vorne steht Julian Engelmann. Julian Engelmann, wie er vor drei Jahren war, als ich ihn kennenlernte. In Hip-Hop-Klamotten, ohne Bart und mit Rap-Hat und so verdammt cool.
    Wie in Hypnose gehe ich auf ihn zu. Er nimmt mich nicht wahr, steht einfach nur da und scheint an irgendwas zu denken. Und jetzt sehe ich, dass seine Lippen sich bewegen. Ich frage mich, was er da macht. Als ich näher komme,

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