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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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gekränkt.
    Sina erkannte, dass sie sich zusammenreißen musste, wenn sie den Abend retten wollte. Sie konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt und sah den voll gedeckten Tisch vor sich. Den schweren Holztisch, das Prunkstück ihrer sonst eher kleinteilig eingerichteten Wohnung. Der Tisch – vor Monaten hatte ihn ihr Gabriele geschenkt. Sina wandte sich Klaus zu und bemühte sich um ein Lächeln.
    »Na also! Es geht doch«, lobte er sie. »Außerdem: Sei nicht ungerecht! Du magst ja recht haben – die Sache war schrecklich. Ein Martyrium, ohne Frage. Aber versuch auch, den Humor darin zu erkennen.«
    Sina verschlug es fast die Sprache. Eine eben von der Rispe gepflückte Beere ließ sie zurück in die Schale fallen. »Ich hör wohl nicht recht! Wie kannst du bei dieser Sache das Wort Humor in den Mund nehmen?«
    Klaus machte keinen Rückzieher: »Es war Humor im Spiel, Sina. Wenn auch rabenschwarzer Humor. Gib zu, dass du selbst lachen musstest, als sie dich in dieser ›Schwedenschanze‹ vor den Fernseher gesetzt hatten.«
    »Moment, Moment! Ich habe nicht über die Situation an sich gelacht, sondern über das Programm.«
    »Da haben wir’s! Ich sag’s ja: Humor!«
    Sina schüttelte energisch den Kopf: »Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Humor zu tun.«
    »Sondern?«
    »Verzweiflung!«
    »Pah!«

     
    Doch, doch: Es war eine Art Verzweiflung gewesen. Ein verzweifeltes, wohl fast hysterisches Lachen. Man hätte auch sagen können, dass Sina an jenem Abend kurz vorm Durchdrehen gewesen war. Das Fernsehprogramm hatte sie zunächst überhaupt nicht beachtet. Wie denn auch? Sie hatte mit sich selbst und dem Verarbeiten ihres Schocks mehr als genug zu tun gehabt. Erst als ein Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm erschienen war und über den Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg sprach, hatte Sina aufgehorcht.
    Sie war sich in diesem Augenblick vorgekommen, als stünde sie im Mittelpunkt einer gewaltigen Farce. So, als wäre sie unfreiwillige Kandidatin bei einer makabren Ausgabe von ›Versteckte Kamera‹.
    Die Wirtin war es gewesen, die sie auf den Sprecher im Fernsehen aufmerksam gemacht hatte. Sie hatte versucht, Sina zu beruhigen. Sagte, dass niemand etwas von einer Katastrophe wüsste. Ja, dass wohl selbst die Nachrichtenredaktionen nichts von irgendeiner Bombe in New York mitbekommen hätten. Sonst, so hatte die Wirtin argumentiert, würden sie wohl kaum über den Wahlkampf sprechen.
    Das war der Moment gewesen, in dem sich die Welt um Sina herum zu drehen begonnen hatte. Sie hatte sich schwindlig gefühlt und hatte die Geschehnisse auf keinen Nenner bringen können. Nichts hatte mehr einen Sinn für sie ergeben! War sie tatsächlich durchgedreht? Hatte sie sich alles nur eingebildet? Sina hatte an sich heruntergesehen, sah die zerfetzte, blutverschmierte Kleidung an ihrem Körper. Also keine Einbildung! Und dann hatte sie wieder zum Fernseher geblickt. Sah diesen gesetzten, unbekümmert blickenden Sprecher. Und seine Worte prägten sich bei ihr ein wie ein Brandzeichen: »Welchen Einfluss das Fernsehen in den USA mittlerweile ausübt, zeigt ein Vorfall aus New York, der sich heute am frühen Abend ereignete.«
    Der Sprecher der Nachrichten schmunzelte, während er seine kleine Anekdote als erheiternde Überleitung zum Wetterbericht vortrug. Die Sache hatte ihn sichtlich vergnügt gestimmt.
    »Ein bisher unerklärlicher Totalausfall eines der wichtigsten Sportkanäle löste heillose Verwirrung aus. Ausgerechnet während der Liveausstrahlung des Basketballspiels Chicago Bulls gegen die Mannschaft der Los Angelos Lakers brach die Satellitenübertragung zusammen. Tausende Amerikaner stürzte die plötzliche Unterbrechung eines ihrer Lieblingssportprogramme offenbar in tiefe seelische Krisen. Die Zahl der Fernsehgeräte, die aus den Fenstern geworfen wurden, soll jedenfalls in die Hunderte gehen. Das Telefonnetz brach wegen zahlloser empörter Anrufer bei der verantwortlichen Sendeanstalt kurzzeitig zusammen. – Zum Wetter …«

     
    »Selbstgespräche? Bist du in deinem Singledasein so einsam, dass du Selbstgespräche führst?«
    Klaus’ Fragen wirkten für Sina, als würden sie aus einer anderen Welt kommen. Sina schreckte auf und sah Klaus verdattert an. »Oh,’tschuldige. Ich war …«
    »Wieder abgedriftet. Ich habe es bemerkt.« Klaus schob Sina die letzte Beere in den Mund. »So! Wenn die anderen zu spät kommen, sind sie selbst schuld, dass sie nichts abbekommen.« Klaus grinste Sina

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