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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Asche zerfallen zu lassen. Burkhart betastete die Erde rund um den Stempelfuß. Sie war trocken und fest. Er nickte zufrieden. Seine Männer hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet. Sollte der alte Dom doch zum Teufel gehen.
    Ächzend erhob sich Burkhart. Er war nicht mehr der Jüngste, und mit jedem Stollen, den er unter eine Mauer oder einen Turm trieb, spürte er stärker, wie sich die Jahre in seine Knochen fraßen. Doch darunter litt nur seine Beweglichkeit, nicht aber seine Liebe zum Graben und Zerstören, auch nicht seine Gründlichkeit. Er ging zur hinteren Wand des Raums, die bereits mit Reisig aufgefüllt war. Ein Luftschacht, gerade armdick, führte von hier schräg an die Oberfläche. Das Feuer brauchte Nahrung, und dieser kleine Schacht sollte es mit Luft füttern. Burkhart stellte sein Öllicht auf den Boden. Er schob sich an das Loch und blickte hinauf. Wenn er die ersten Sterne in der Dämmerung sehen konnte, war der Schacht frei. Burkhart lächelte. Er spürte die Zugluft auf seinen Augen.
    Die Sterne standen gut.
    Als er sich nach seiner Lampe bücken wollte, verharrte er mitten in der Bewegung. Um ihn herrschte rabenschwarze Dunkelheit. Das Licht war erloschen.
    »Verdammt!«
    Durch den Belüftungsschacht strömte offenbar mehr Luft als erhofft. Und zumindest für einen Augenblick mehr als erwünscht. Doch mit dem leichten Luftzug verflog auch schon Burkharts Ärger. Das war nichts, was er nicht schon erlebt hatte. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Höhle und Stollen gut gebaut waren, so war er nun erbracht. Er blieb stehen. Ohne Licht konnte zwar auch der Maulwurf nichts sehen. Aber wenige Atemzüge nur, dann würden seine Augen bereits Schemen erkennen und er tastend zurück nach draußen kriechen können.
    Während er dastand, wartend und hoffend, dass sich endlich ein Umriss aus der Dunkelheit schälte, wanderte sein Blick durch das schwarze Nichts. Da, da war etwas. Aber das war kein Umriss. Es war – ein Schimmer, ein Lichtschein, hinter dem Reisig. Und der Lichtschein flackerte.
    Feuer!
    Burkhart taumelte vor Schreck und stieß sich an einem der Balken. Hatte die Zugluft einen Funken seiner Lampe ins Reisig geblasen? Himmel, das durfte nicht geschehen, nicht jetzt, nicht jetzt schon! Er stürzte zu den Reisigbündeln und riss sie beiseite, um den Flammen das Futter zu nehmen. Wieder warf er eines hinter sich und noch eines.
    Als er alles Reisig weggezogen hatte, war das Licht immer noch da, doch es war kein Feuer zu sehen. Burkhart sank auf die Knie und starrte in eine Öffnung zu einem kleinen Gang, der zuvor vom Reisig verdeckt worden war, gerade groß genug, dass ein Mann hindurchkriechen konnte. An seinem Ende tanzte das Licht einer Fackel. In Burkhart wuchs die Wut. Die künftige Dombaustelle stand unter Bewachung, also konnten nur seine eigenen Männer diesen schmalen Stollen heimlich gegraben haben, aus welchem Grund auch immer. Er würde diesen Grund erfahren. Und er würde seine Leute mit der Peitsche daran erinnern, dass funkenstiebende Fackeln hier unten nichts zu suchen hatten.
    Zornbebend drängte Burkhart sich in den Gang und hastete auf Knien voran, soweit die Enge es zuließ. Am Ende des Stollens angekommen, richtete er sich staunend in einer sauber abgestützten Kammer auf.
    Burkhart sah, was er nie hätte sehen sollen.
    Eines wusste er sofort. Er würde nicht erleben, wie der alte Dom zur Hölle fuhr.
     

SUMMUS
    Erster Teil



KÖLN AM TAG DES HEILIGEN VITALIS,
28. APRIL 1248
    »Heiliger Cyriakus, hilf!«
    Paulus rief jenen Heiligen an, von dem er sich nun noch am ehesten Unterstützung erhoffte, eine Angewohnheit, die er sich vor einiger Zeit schon zu eigen gemacht hatte, nachdem ihn ein Stoßgebet zu seinem Namenspatron, dem Apostel Paulus, von rasenden Ohrenschmerzen befreit hatte. Der heilige Cyriakus, der gemeinhin allen hart arbeitenden Menschen beistand, sollte ihm beim Stemmen der letzten Fässer unter die Arme greifen. Zumindest soweit das einem Heiligen möglich war.
    »Vierhundertdrei.«
    Der Schiffsschreiber murmelte die Zahl gelangweilt vor sich hin, aber in Paulus’ Ohren begann sie wie Feengesang zu klingen. Er hob ein Fässchen gepökelten Herings durch die Ladeluke hoch auf Deck. Ein anderer Hafenknecht nahm es in Empfang und rollte es fort. Der Schweiß rann Paulus’ Rücken hinab. Es war viel zu warm für die Jahreszeit.
    »Vierhundertvier.«
    Der Schreiber kratzte einen weiteren Strich auf seine Wachstafel, und Paulus umschlang die

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