Domfeuer
Kölner Geschichte kennt zwei große Gottestrachten. Die älteste führte um die Römermauer, die andere und in diesem Buch geschilderte Prozession ging einen weiteren Weg. Diese Große Gottestracht, die vom säbelschwingenden »Gecken-Berndchen« angeführt wurde, soll zwar erst um 1270 entstanden sein und ist erst im 14. Jahrhundert zweifelsfrei urkundlich belegt, doch schien es nicht abwegig, diese Prozession für die Romanhandlung zu verwenden – sie fand stets am zweiten Freitag nach Ostern statt, und tatsächlich fiel der Tag nach dem Dombrand auf dieses Datum. Wer weiß – vielleicht ist dieses Ereignis der wahre Ursprung der Großen Kölner Gottestracht?
An die alten Kölner Prozessionen erinnert noch heute die Mülheimer Gottestracht, eine Schiffsprozession, bei der an Fronleichnam eine Flotte großer und kleiner Schiffe auf dem Rhein fährt.
Rheinmühlen
Summus, Johann, Lupus, Hilger, Ludwig oder Cono – jede Rheinmühle hatte einen Namen. Bis zum Jahr 1276 lagen bis zu sechsunddreißig Mühlen auf dem Rhein, dann legte man die Höchstzahl auf sechsundzwanzig fest. Alle waren in bürgerlichem Besitz, bis auf die Summus, die dem Domkapitel gehörte. Die Zahl verringerte sich im Lauf der Jahrhunderte immer weiter. Für das Jahr 1527 sind nur noch zehn Mühlen namentlich bekannt, aufgeteilt in eine Ober- und Unterreihe. In jenem Jahr versanken mit der Otto und der Lupus zwei weitere Mühlen im Rhein – dennoch war die Mahlleistung der verbliebenen acht Flussmühlen ausreichend, den Mehlbedarf von vierzigtausend Kölnern zu decken. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es nur noch zwei Rheinmühlen. Die Geschichte der Mühlenschiffe hat Horst Kranz in zwei Bänden über »Die Kölner Rheinmühlen« (Aachener Studien zur älteren Energiegeschichte) anschaulich aufgearbeitet.
Richerzeche und Patrizier
Die Handlung des Romans bedient sich im schier unerschöpflichen Fundus der Geschichte der Kölner Patrizier. Dietrich von der Mühlengasse, genannt der Weise, wurden zwar verbotene Geschäfte angedichtet, doch ist sein Lebensweg ansonsten korrekt nachgezeichnet. Die Häuser von Gir, Quatermart und Mummersloch standen an den genannten Stellen, und Hermann Mummersloch hat sich tatsächlich den Durchbruch durch die Römermauer genehmigen lassen.
Die Sippennamen der Patrizier sind bemerkenswert. »Das Wesen der patrizischen Ahnherren drückt sich auch in ihren Namen aus: die Unmaze, Gir, Hardevust und Overstolz müssen Leute von rücksichtsloser Erwerbsgier und herrischer Geistesart gewesen sein«, schreibt Luise von Winterfeld im Jahr 1925 in »Handel, Kapital und Patriziat in Köln bis 1400«.
Mehlstaubexplosion
Ob Kohlen-, Zucker-, Kaffee-, Kakao- oder Mehlstaub – jeder Staub kann explodieren, wenn er aus organischem und somit brennbarem Material besteht und fein genug ist. Das Prinzip ist simpel: Einen groben Klotz kann ein Streichholz nicht entzünden, sehr wohl aber, wenn er in Späne zerteilt ist. Je feiner also ein Stoff, desto größer ist seine Oberfläche und desto entzündlicher ist er. In der richtigen Mischung mit Sauerstoff genügt ein Funke, und der Staub zündet durch.
Die erste dokumentierte Staubexplosion hat sich 1785 im Mehllager einer Bäckerei in Turin ereignet. Dass Stäube sich entzünden können, bewies 1844 erstmals der englische Naturforscher Michael Faraday. Bei der größten Mehlstaubexplosion in Deutschland im Februar 1979 in der Bremer Rolandmühle kamen vierzehn Menschen ums Leben, siebzehn wurden verletzt. Ein Kabelbrand hatte erst kleinere Explosionen ausgelöst, sich weiter über eine Förderbrücke ausgebreitet und den Mehlspeicher erreicht. Eine weitere kleinere Explosion wirbelte den Mehlstaub auf und entzündete ihn – mit katastrophaler Folge.
Bazobo
»Regenreicher Frühling, fieberreicher Sommer«, so sagte man in früheren Zeiten in Italien, als das Land noch von Sümpfen durchzogen war. Auch Friedrich Barbarossa war vor den Brutstätten für krankheitsübertragende Mücken gewarnt worden, als er im Frühjahr 1167 zu einem neuerlichen Feldzug nach Italien aufbrach. Doch der Kaiser überhörte die Mahnungen aus dem Kreis seiner Berater. Kölns Erzbischof Rainald von Dassel bereitete Barbarossa den Weg und schloss den verhassten Papst Alexander III. in Rom ein. Der Staufer eroberte die Stadt und ließ sich von seinem Gegenpapst Paschalis III. im Petersdom erneut zum Kaiser krönen.
Was dann geschah, werteten viele Zeitgenossen als göttliche Strafe. In der
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