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Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Titel: Dr. Silberfisch in gemeiner Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tonollo
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euch, Kinder.« Der Doktor lachte freundlich und wischte sich mit dem verdreckten Taschentuch über sein violett geflecktes Gesicht.

 

»Es ist alles in bester Ordnung. Kann ich euch etwas anbieten? Eine heiße Schokolade vielleicht? Oder ein Stück Kuchen? Ich müsste noch welchen von letzter Woche dahaben. Ich könnte euch aber auch eine nette Geschichte aus einem alten Märchenbuch vorlesen …« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und zupfte sich dann am Ohrläppchen. »Das ich noch irgendwo haben müsste. Wir könnten aber auch gemeinsam zum Zoo gehen und die Affen füttern – hat diese Stadt überhaupt einen Zoo?«
    Pampe unterbrach den Redeschwall des Doktors. »Wissen Sie denn gar nicht, wer wir sind?« Dafür bekam er zum zweiten Mal von seiner Schwester einen Stoß in die Rippen.
    Doktor Silberfisch setzte seine runde Brille ab. »Oh ja!« Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Haben wir nicht gerade in diesem Zeitungshaus miteinander getanzt?«
    »Nicht ganz«, meinte Palme. »
Sie
haben getanzt. Wir waren nur zufällig dabei.«
    »Na, dann kommt doch herein, und ich zeige euch, wie man einen Wiener Walzer …« Plötzlich stockte er.
    »Alles okay?«, fragte Pit erneut.
    Doktor Silberfischs Gesicht wurde mit einem Mal ernst. Er schwankte leicht und griff sich an den Kopf.
    »Doktor?« Polly trat einen Schritt auf den Arzt zu.
    »Mir … mir ist so … komisch«, sagte der Erfinder benommen.
    Polly, Pit, Pampe und Palme sahen, wie die violette Gesichtsfarbe des Doktors anfing zu verblassen.
    »Der Zauber lässt nach«, zischte Pampe den anderen zu.
    Doktor Silberfisch schüttelte einmal heftig den Kopf und blinzelte mehrmals, dann sagte er überraschend gefasst: »Nanu! Was wollt ihr denn hier? Falls ihr einen Kinderarzt sucht, müsst ihr euch an Doktor Kleinschmidt wenden. Ich bin mittlerweile in Rente – und Erfinder.« Damit schloss er die Tür vor ihrer Nase.
    Pit sah Polly und die Zwillinge an. »Er hat alles vergessen«, strahlte er. »Er hat einfach vergessen, dass er jemals bei euch war!«
    »Der Zauber muss ihn ganz schön durcheinandergebracht haben.« Polly grinste, auch wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte – ein klein wenig.

Pollys Prüfung
     
    Als Polly, Pit, Pampe und Palme kurze Zeit später erschöpft und hungrig das Haus der Familie Rottentodd betraten, lief ihnen im Flur Karla über den Weg.
    »Oyjoyjoy!«, jammerte sie. »Sind die gnädigen Herrschaften in Salon und soll ich schicken all die kleinen Herrschaften zu den großen Herrschaften, wenn ich sehe die kleinen Herrschaften. Also, all die kleinen Herrschaften jetzt gehen zu den großen Herrschaften!«
    »Warum denn das jetzt?«, fragte Polly leicht genervt.
    »Haben die großen Herrschaften Karla nix gesagt. Aber Gast von kleines Pollyxenia muss nicht mit in Salon – nur wenn Gast von kleines Pollyxenia wollen.«
    »Klar komme ich mit«, sagte Pit entschieden.
    Die vier gingen hinüber in den Salon, wo Herr Rottentodd gerade im
Leichenboten
, dem Fachmagazin für den erfolgreichen Bestatter, nach einem Artikel über außergewöhnliche Bestattungsmethoden suchte. Frau Rottentodd blätterte gelangweiltin der
Ewig jungen Josefine
, dem zurzeit angesagtesten Magazin für die modebewusste Rottentodd-Frau.
    Polly hüstelte leise und ihre Eltern schauten auf.
    »Ah«, sagte Prospera Rottentodd. »Da seid ihr ja endlich!« Sie legte die
Ewig junge Josefine
zur Seite und schlug elegant die Beine übereinander. »Wir würden gerne wissen, was heute eigentlich hier los war, nicht wahr, mein süßes Mäuseschwänzchen?«
    »Selbstverständlich, meine kleine Fledermaus«, antwortete Patrizius Rottentodd pflichtbewusst und blätterte weiter.
    »Was soll denn heute los gewesen sein?«, fragte Palme unschuldig.
    »Mir schien«, antwortete Frau Rottentodd, »dass heute alle etwas …«, sie suchte nach dem passenden Wort, »
hektisch
waren. Und das ist für diese Familie ziemlich außergewöhnlich.«
    Pampe zuckte mit den Schultern. »Also, ich fand unser Tempo ganz normal.«
    Prospera räusperte sich. »Nun,
wir
fanden diesen Tag etwas merkwürdig, stimmt es nicht, Mäuseschwänzchen?«
    »Aber ja, Fledermäuschen«, meinte Patrizius, ohne von dem
Leichenboten
aufzusehen.
    »Nun«, fuhr Frau Rottentodd fort, »zunächst schien es so, als ob Pollyxenia krank wäre. Dann kam plötzlich ein ältererHerr in mein Badezimmer, der vorgab, Kinderarzt zu sein, danach aber nur noch im Flur herumstand. Karla hatte das Essen nicht

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