DRACHENERDE - Die Trilogie
du hättest dort umkommen können. Und in aller Unbescheidenheit will ich darauf hinweisen, dass ich dies verhindert habe!“
„Mag sein …“
„Du hättest deine Geliebte nicht gefunden, Rajin. Jedenfalls nicht auf so einfache Weise, wie es dir vorgespiegelt wurde. Stattdessen wärst du ein Teil dieses Flickenteppichs aus Seelenresten geworden, der dort sein Unwesen treibt – erfüllt von einem unbestimmten, unstillbaren Hunger. Du hat es ja erlebt.“
„Vielleicht können wir ja noch einmal ins Leere Land zurückkehren …“
„Nein, geh dort nie wieder hin!“, warnte ihn Koraxxon. „Einmal habe ich dich schützen können, aber da du dir dort selbst der größte Feind wärst, kann ich nicht garantieren, dass mir das bei einem weiteren Versuch noch einmal gelingen würde! Du solltest dir magischen Beistand holen … Aber ich vermute, das ist der eigentliche Grund deiner Reise nach Magus, nicht wahr?“
Rajin ließ die Frage unbeantwortet. „Mach dich fertig, wir brechen gleich auf.“
„Was ist mit meinen Waffen? Ich möchte vermeiden, dass deine Getreuen sich gleich auf mich stürzen, wenn ich danach greife.“
„Ich würde dich nicht auf meinem Drachen mitnehmen, würde ich glauben, dass du deine Waffen gegen einen von uns richtest. Also nimm sie und mach dich reisefertig!“
Es war alles für den Aufbruch bereit, da wurde der Wald, der die Lichtung umgab, auf der Rajin und seine Getreuen gelagert hatten, plötzlich von Leben erfüllt. Ein barbarisches Kriegsgeheul ertönte. Laute, die an wütende Stiere erinnerten, erhoben sich in einem schauderhaften Chor, und ein Schwall von Pfeilen schnellte von allen Seiten aus dem dichten Grün des Waldes. Keiner davon traf jedoch. Sie blieben ein Stück vom Lager entfernt im grasbewachsenen Boden stecken und bildeten einen Kreis.
Ein weiterer, ähnlich gezielter Pfeilhagel folgte.
Die Ninjas griffen zu ihren Waffen. Die Reflexbogenschützen legten Pfeile ein, aber da war nirgends ein Gegner auszumachen. Die Drachen begannen unwirsch zu knurren.
„Bleibt ruhig!“, rief Koraxxon, der inzwischen wieder Schwert, Streitaxt und Schild angelegt hatte. Das Schwert trug er links, griffbereit für den Schwertarm, die Streitaxt rechts am Gürtel, und den Schild hatte er sich an einem Riemen auf den Rücken geschnallt. „Das sind die die Waldminotauren! Ich werde mit ihnen reden!“
„Habe ich mir doch gedacht, dass es deine Freunde sind, die uns zu töten versuchen!“, knurrte Andong.
„Wenn es ihr Ziel gewesen wäre, euch zu töten, dann hätten ihre Pfeile euch getroffen!“, erwiderte Koraxxon. „Nein, sie wollen etwas anderes … Jedenfalls sollte keiner von euch etwas Unbedachtes tun! Die Minotauren des Waldes sind hervorragende Bogenschützen, und wenn irgendjemand von uns jetzt eine falsche Bewegung macht, durchbohrt ihn schon im nächsten Moment ein tödlicher Pfeil!“
„Haben die noch nie einen Drachen gesehen, oder weshalb fürchten sie sich nicht?“, polterte Liisho. „Ein einziger Feuerstrahl aus einem Maul könnte Dutzenden von ihnen das Leben kosten, und der entstehende Waldbrand würde auch dem Rest der Bande noch den Garaus machen!“
„Du kannst getrost davon ausgehen, dass die Minotauren dieses Risiko sehr wohl bedacht haben“, hielt Koraxxon ihm entgegen. „Aber sie wissen auch, dass die meisten von uns tot wären, ehe einer von euch dem Drachen überhaupt nur den Befehl geben könnte, mit seinem Feuerstrahl das Unterholz des Waldrandes zu versengen.“
Die Drachen spürten die Bedrohung. Sie wurden unruhig. Ghuurrhaan wollte sich erheben, aber Rajin brachte ihn mit einem Gedanken dazu, zu bleiben, wo er war, und sich nicht zu rühren. Der Gigant quittierte das mit einem tiefen Grollen, das sehr deutlich zeigte, wie wenig er damit einverstanden war, einfach nur auszuharren und geduldig abzuwarten.
Am Waldrand war eine Bewegung zu sehen. Eine Gestalt, etwa um die Hälfte größer als ein Mann, brach aus dem Gestrüpp des Unterholzes.
Ein Minotaur.
Er hatte einen menschenähnlichen Körper, der es an Größe und Kraft durchaus mit dem des Dreiarmigen aufnehmen konnte, wenngleich Minotauren sicherlich nicht so unempfindlich gegen Verletzungen waren, wie man es den Dreiarmigen nachsagte. Jedenfalls hatten nur die Dreiarmigen eine Haut, die es an Festigkeit mit der eines Drachen aufnehmen konnte. Der auf den ungeheuer breiten Schultern sitzende Kopf glich dem eines Stieres mit ausladenden Hörnern.
Der Minotaur war
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