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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Laurence’ Schulter landete, sodass sie gemeinsam zu Boden stürzten.
    Splitter bohrten sich Laurence in die Seite, wo sein Hemd aus der Kniebundhose gerutscht war. Der große Strafgefangene bedachte ihn mit wilden Flüchen und hieb ihm seine geballte Faust ans Kinn. Laurence schmeckte Blut, als seine Lippe von einem Zahn aufgerissen wurde, und seine Sicht wurde verschwommen. Sie rollten über den Fußboden; im Nachhinein hatte Laurence an diese nächsten Minuten keine klare Erinnerung mehr. Er ließ wilde Hiebe auf den Mann niederprasseln; bei jeder Drehung landete er einen Treffer, der den Kopf des Gegners auf die Bohlen krachen ließ. Es war ein bösartiger
Kampf wie zwischen Tieren, der ohne Gefühle oder Gedanken ausgetragen wurde. Nur wie von Weitem bekam Laurence mit, wenn er versehentlich getreten wurde oder von der Wand oder umgestürztem Mobiliar aufgehalten wurde.
    Erst als der Körper seines Gegners ohnmächtig erschlaffte, ließ die Raserei nach. Laurence öffnete mühsam die geballte Hand und ließ die Haare des Mannes los; dann rappelte er sich taumelnd vom Boden auf. Sie waren bis zum Holztresen vor der Küche gerollt. Laurence streckte den Arm aus, umklammerte die Tischkante und zog sich hoch. Stärker als ihm lieb war, wurde er sich mit einem Mal des stechenden Schmerzes in seiner Seite und der brennenden Schnitte an Wange und Händen bewusst. Als er sein Gesicht abtastete, bekam er eine lange Glasscherbe zu fassen, löste sie und warf sie auf den Tresen.
    Die Schlägerei rings um ihn herum ließ bereits nach. Die Dauer dieser Auseinandersetzung war nicht mit einem Kampf an Deck eines Schiffes zu vergleichen, in dem es wirklich etwas zu gewinnen gab. Laurence humpelte an Granbys Seite: Agreuth und einer seiner Offizierskumpane waren ebenfalls wieder auf die Beine gekommen und hatten nun, obwohl sie stark geschwächt waren, Granby in einer Ecke erneut angegriffen, noch immer voller Bosheit, doch so erschöpft, dass sie eher hin und her schwankten, als dass sie wirklich miteinander rangen.
    Laurence schob sich dazwischen und befreite Granby, dann stützten sie einander und stolperten aus dem Hof hinaus in eine enge, stinkende Gasse, in der die Luft trotz allem kühl und frisch erschien, nun, da sie endlich unter der behelfsmäßigen Überdachung hervorgekommen waren. Ein feiner Regen ging nieder. Dankbar lehnte sich Laurence an die gegenüberliegende Mauer. Der Sprühnebel, der sich auf sein Gesicht legte, kühlte ihn ab und machte seinen Kopf frei, während sein gut trainierter Magen den Mann ignorierte, der nur wenige Schritte von ihm entfernt seinen Mageninhalt in die Gosse
erbrach. Einige Frauen, die die Gasse herunterkamen, rafften ihre Röcke und setzten ohne Zögern ihren Weg an ihnen vorbei fort. Die Aufregung im Hof der Taverne würdigten sie keines Blickes.
    »Mein Gott, du siehst schrecklich aus«, bemerkte Granby bedrückt.
    »Kann ich mir denken«, entgegnete Laurence und betastete vorsichtig sein Gesicht. »Und ich wage zu behaupten, dass ich mir auch zwei Rippen gebrochen habe. Es tut mir leid, das zu sagen, John, aber du siehst nicht so aus, als wärest du in besserer Verfassung.«
    »Nein, vermutlich nicht«, antwortete Granby. »Wir müssen uns ein Zimmer suchen, falls sie uns überhaupt irgendwo durch die Tür lassen, um uns zu waschen. Ich habe keine Ahnung, was Iskierka veranstalten würde, wenn sie mich in diesem Zustand zu Gesicht bekäme.«
    Laurence hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, was Iskierka tun würde und Temeraire ebenfalls, und er war sich sicher, dass von der Kolonie nichts Nennenswertes mehr übrig sein würde, wenn die beiden fertig wären.
    »Nun«, sagte Tharkay und gesellte sich zu ihnen, während er sich sein Halstuch um seine eigene blutende Hand wickelte, »ich glaube, ich habe unseren Mann vor einer Weile einen Blick in den Hof werfen sehen, aber ich fürchte, er hat es sich unter diesen Umständen doch noch mal anders überlegt. Ich werde Erkundigungen einholen, um ein weiteres Treffen mit ihm zu vereinbaren.«
    »Nein«, sagte Laurence und betupfte Lippe und Wange mit seinem Taschentuch. »Nein danke. Ich glaube, wir können auf seine Informationen verzichten. Ich habe genug gesehen, um mir ein Bild von der Disziplin hier in der Kolonie und von seiner militärischen Stärke zu machen.«
     
    Temeraire seufzte und spielte mit den letzten Bissen seines Känguru-Eintopfs herum. Das Fleisch hatte einen angenehmen Wildgeschmack, dem Hirschfleisch nicht

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