Drachengold
spricht bereits Französisch und hat mich gebeten, sie in Englisch zu unterweisen.« Die französischen Edelfrauen, die Laurence und die anderen an Bord der Triomphe gesehen hatten, waren, wie sich herausstellte, aus keinem geringeren Grund hier, als auf De Guignesâ Betreiben hin die Verhandlungen mit dem Oberhaupt der Inka fortzusetzen. »Und, wenn es möglich ist, sie dazu zu bewegen, ihn zu empfangen. Aber bislang hatten sie keinerlei Erfolg in dieser Hinsicht. Ich habe mich ihrer Gruppe angeschlossen und wurde eingeladen, regelmäÃig mit ihnen bei Hofe zu erscheinen«, erzählte Mrs Pemberton. »Doch ich hatte nicht die Ehre, bei all ihren Gesprächen mit der Inka-Herrscherin dabei zu sein. Und die Damen sind viel zu zugeknöpft, als dass sie sich verplappern würden, sodass ich etwas über ihre wahren Pläne hätte herausfinden können. Sie selbst, Sir, können sich wohl besser als ich vorstellen, welche Vorschläge sie vermutlich zu unterbreiten haben und welche Bedingungen sie aushandeln sollen.«
»Einen Austausch«, sagte Hammond nachdenklich. »Ich wäre keineswegs überrascht, wenn sie einen Austausch vorgeschlagen hätten â von Menschen, meine ich, gegen Drachen. Ich bin mir ganz sicher, dass Napoleon in Frankreich nur zu gerne eine ansehnliche Anzahl von Tieren in Empfang nehmen würde, und er würde sie, so könnte ich mir vorstellen, gegen die Insassen seiner Gefängnisse austauschen. Aber ich bin mir sicher, er würde sich auch schon auf ein vages Freundschaftsabkommen einlassen â eine Art Waffenstillstand â, er braucht schlieÃlich keinen Verbündeten auf diesem Kontinent, wenn er bereits die Tswana schiffeweise herschafft. Vielleicht sind sie auch nur hier, um zu verhindern, dass wir genau das vereinbaren ⦠Allerdings â¦Â« Er machte eine Pause und kaute einen Augenblick auf seinem Daumennagel herum. »Allerdings: Würde sich De Guignes mit so einer Nebensache aufhalten? Und würde er sich dafür an einen Drachen binden? Nein â¦! Oh, verflucht!«
In dieser Weise führte er einige weitere Minuten lang Selbstgespräche. Mrs Pemberton hörte ihm zu, bis er wieder still wurde und sich von ihr abwandte, um sich eine frische Tasse Koka-Tee einzuschenken. Dann sagte sie ruhig: »Ich werde mit mehr Nachdruck versuchen, etwas herauszufinden, Sir, und morgen früh Emily Roland Ihrer Majestät vorstellen, wenn Sie gestatten.«
Hammond vergaà einen Augenblick lang die dampfende Tasse in seiner Hand, während er zweifelnd Mrs Pemberton und Emily Roland ansah, die ihn beide, nicht weniger verunsichert, anstarrten.
»Es kann nicht schaden, ein weiteres Augen- und Ohrenpaar in der Nähe der Herrscherin zu haben«, betonte Mrs Pemberton. »Miss Roland und ich werden alle Angebote, die Sie Ihrer Majestät zu unterbreiten wünschen, überbringen, Mr Hammond. Und wir werden sehr gerne alles zu erreichen versuchen, was immer Ihnen am Herzen liegt.«
»Was mir am Herzen liegt«, wiederholte Hammond mehrere Tage später Laurence gegenüber und raufte sich die Haare. All seine Anstrengungen, zur Herrscherin vorgelassen zu werden, hatten zu keinem Erfolg geführt. »Was mir am Herzen liegt, ist die Freiheit, eigenständig Verhandlungen zu führen, ohne mich auf Unterhändlerinnen verlassen zu müssen. Unerfahrene Unterhändlerinnen, wohlgemerkt. Ein streitsüchtiger Drache, eine Gouvernante, ein fünfzehnjähriges Mädchen! Und ich muss mich voll und ganz auf sie verlassen â ich hoffe, dass das niemandem in England zu Ohren kommt.«
»Sie können sich immerhin damit trösten, dass unter den gegebenen Umständen die Franzosen kaum besser auf die Verhandlungen vorbereitet sein können als wir«, sagte Laurence.
»Ach, können sie nicht?«, fragte Hammond spöttisch. » Sie wussten immerhin, was sie erwartet. Bestimmt haben sie während der letzten zwei Jahre Spione durch Brasilien hierhergeschickt. Wir wissen doch bereits, dass Mme. Récamier in ihrem Auftrag hier ist. Ich habe geglaubt, sie würde Bonaparte verabscheuen, aber nun gehe ich davon aus, dass sie von der Gelegenheit, eine Intrige solchen AusmaÃes zu spinnen, so fasziniert ist, dass sie über ihre Abneigung hinweggesehen hat. Und zumindest hat es sich De Guignesâ Tier nicht in den Kopf gesetzt, den wichtigsten Drachen der Inka gegen sich
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