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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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hatte, und Emily Roland war erneut ganz offiziell zu Laurence’ Fähnrich bestimmt worden. Davon abgesehen waren ihm beinahe alle alten Gefährten abhandengekommen. Immerhin war Gong Su die ganze Zeit über bei ihnen geblieben, sodass sich Temeraire wenigstens noch auf ein weiteres absolut loyales Mannschaftsmitglied verlassen konnte. Dorset jedoch hatte sich ohne guten Grund gegen sie entschieden. Angeblich sei es seine Pflicht, auf dem Stützpunkt zu bleiben, der über keinen anderen Arzt verfügte. Temeraire allerdings sah überhaupt nicht ein, weshalb Dorset nicht mitkommen konnte, wo doch Iskierkas neuer Arzt stattdessen die Stellung hätte halten können.
    Â»Sir«, sagte Leutnant Blincoln, der ziemlich verlegen am Rande der Lichtung stand, auf der Laurence an seinem Schreibpult saß. »Sir, ich habe gehofft, ich könnte Sie kurz sprechen.«
    Laurence sah von seinen Aufzeichnungen auf, und Blincoln setzte zu einer unbeholfenen Entschuldigungsrede an – es täte ihm sehr leid, wenn er es je an angemessenem Respekt hätte mangeln lassen; er habe stets versucht, seine Pflicht, so gut es ging, zu erfüllen; er hoffe, er dürfe sich die Freiheit erlauben und Kapitän Laurence darum bitten, wohlwollend zu erwägen …
    Â»Mr Blincoln«, unterbrach ihn Laurence, »angesichts der zurückliegenden Umstände kann ich mich wegen Ihres Verhaltens mir gegenüber nicht beklagen. Falls Sie allerdings eine Entschuldigung diesbezüglich für unabdingbar halten, dann sei sie nun hiermit angenommen. Es bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten, einen Mann in den Dienst zu nehmen, der sich nach meiner rechtmäßigen Verurteilung offen von mir abgewandt hat. Allerdings lege ich keinen Wert auf jemanden, von dem ich mit Sicherheit weiß, dass er sich in schändlicher und heimtückischer Weise einem jungen Offizier gegenüber aufgeführt hat, was sich durch weitere glaubhafte Berichte bestätigt hat. Dieser junge Offizier hatte keine Freunde und musste ohne die Verteidigung durch die Vorgesetzten, die ihm zugestanden hätte, auskommen. Ich habe keine Verwendung für jemanden, der sich wohlweislich und in egoistischer Absicht in die Aufzucht eines Tieres eingemischt hat, das nicht ihm gehört.«
    Mit dem jungen Offizier meinte Laurence Demane. Zweifelsohne hatten die Flieger in Sydney ihre Versuche, ihm Kulingile abspenstig zu machen, fortgesetzt, und es hatte Temeraire nicht überrascht, dass Rankin nichts unternommen hatte, ein solches Verhalten zu unterbinden. Temeraire selbst hätte es nicht so furchtbar schrecklich gefunden, wenn einer der anderen Flieger Erfolg gehabt hätte. Schließlich hätte er Demane mit Freuden wieder in seine eigene Mannschaft aufgenommen, was ohnehin besser für den Jungen gewesen wäre, falls sich sein Drache als so treulos erwiesen hätte. Natürlich hatte Temeraire nicht auf einen solchen Ausgang der Geschichte gehofft ; aber nur für den Fall, dass es dazu gekommen wäre … Nun ja, es war nicht dazu gekommen. Temeraire seufzte und spähte zu der erbärmlich kurzen Liste von Offizieren hinunter, die Laurence zu Papier gebracht hatte.
    Blincoln hatte in der Zwischenzeit zu Einwänden und Erklärungen angehoben, aber Laurence schnitt ihm das Wort ab. »Nein«, sagte er, »ich will nicht hören, welche Rechtfertigungen Sie anführen wollen. Dass Ihre Versuche, den Drachen wegzulocken, von Ihrem Vorgesetzten geduldet und von vielen Ihrer Kameraden nachgeahmt wurden, ist keine Entschuldigung für Sie und lässt auch alle anderen in keinem guten Licht dastehen. Sie haben sich schändlich verhalten, und das wissen Sie genau. Deshalb muss ich Ihnen und jedem anderen Mann, der ähnlich gehandelt hat, mitteilen, dass Sie nichts als die schärfste Verurteilung von mir zu erwarten haben.«
    Hastig trat Blincoln den Rückzug an, und Laurence legte seine Feder aus der Hand. »Ich merke, dass ich mich in den letzten Tagen zu übereilten Entscheidungen hinreißen lasse; ich hatte mich einfach zu sehr an eine handverlesene Besatzung gewöhnt«, sagte er wehmütig zu Temeraire.
    Â»Blincoln hat ganz ohne Zweifel genau das bekommen, was er verdient hat«, bestätigte Temeraire. »Allein, dass er auf die Idee gekommen ist, wir könnten ihn in meine Mannschaft aufnehmen! Ich habe bestimmt nicht vergessen, wie ungehörig er sich dir gegenüber verhalten

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