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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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Männer warf und daraufhin ein kurzes Wort mit ihrem Butler wechselte. Sofort wurden Käse- und Früchteplatten als Beilage zum Pudding gereicht, was man als eine eher ungewöhnliche Zusammenstellung bezeichnen konnte. Laurence vermutete, dass zwei weitere Gänge vorgesehen und nun übersprungen worden waren. Allerdings hatte sich bislang niemand über die Speisefolge beklagen können: frisch gefangener Kaiserbarsch in einer Soße aus Zitronen und Orangen mit jungen Erbsen; eine exzellente geröstete Lammkrone, mit eingelegten Kirschen garniert, frische Kartoffeln in ihrer Schale an Kalbskotelett mit brauner Butter und ein ganzer Thunfisch, in Salzkruste gebacken, der die Hälfte des Tisches in Anspruch genommen hatte.
    Kaum jedoch war der Pudding verspeist, erhob sich Mrs MacArthur, und in ebenso weiser Voraussicht lud Mr MacArthur nach dem Essen nur zu einer kurzen Portweinrunde und schlug beinahe umgehend vor, sich wieder zu den Damen zu gesellen.
    Als sie in den Salon zurückkehrten, waren einige der Frauen, unter ihnen Miss Hershelm, verschwunden, wie Laurence erleichtert feststellte. Mrs Gerald aber kam zu ihm, packte ihn resolut am Arm und teilte ihm mit, sie habe vor, ihn mit allen akzeptablen jungen Damen der Abendgesellschaft bekannt zu machen.
    Â»Es ist wirklich eine große Schande, dass Sie sich anscheinend bislang für keines der Mädchen erwärmen konnten«, sagte sie, »und es ist auch so unklug. Ich bin mir sicher, Sie könnten ein wenig angenehme Gesellschaft gebrauchen, und Sie müssen sich auch keine Sorgen machen, dass ich Ihnen ein ängstliches Frauenzimmer an den Hals werfe, das sich am Ende noch vor Drachen fürchtet. Miss Oakley, darf ich Ihnen Kapitän Laurence vorstellen?«
    Laurence gelang es irgendwann, sich Mrs Geralds Vorhaben zu entziehen, indem er vorschob, selbst nicht in Frage zu kommen und außerdem bald abreisen werde. Erleichtert gesellte er sich zu Hammond, der in der Nähe der Balkontür stand, wo er sich mit einer der anderen Damen unterhielt: einer gewissen Mrs Pemberton, die auf ebenjener Überfahrt zur Witwe geworden war, die sie in die Kolonie geführt hatte, und die erst vor Kurzem die Trauerkleidung abgelegt hatte.
    Â»Ich glaube nicht, dass wir es überhaupt in Erwägung gezogen hätten, wenn Elizabeth – Mrs MacArthur – nicht eine alte Schulfreundin von mir wäre«, antwortete sie, als sich Hammond verwundert darüber gezeigt hatte, dass sie eine solch lange Reise auf sich genommen hatte. »Aber Sie haben sich doch selbst in einem so weit entfernten Land wie China niedergelassen, wie können Sie denn da überrascht sein, dass andere Menschen ebenfalls mehr von der Welt sehen wollen als nur einen einzigen Pfarrbezirk in Devonshire und London für sechs Wochen im Jahr? Ich war froh über die Aussichten, als Elizabeth uns vorschlug, zu kommen und uns etwas Land übertragen zu lassen. Und ihr Ehemann hätte auch Arbeit für meinen Gatten gehabt. Aber für eine Frau allein gibt es hier nichts zu tun.«
    Außer wieder zu heiraten, aber das sprach Mrs Pemberton nicht aus. Ihr beredter Blick auf die anwesende Gesellschaft, die von Stunde zu Stunde wilder und lauter wurde, machte mehr als deutlich, dass sie die Möglichkeiten vor Ort als eher gering einschätzte.
    Â»Sie könnten nach England zurückkehren«, sagte Hammond.
    Â»Und wieder nach Devonshire ziehen, wo ich mit meiner Schwiegermutter Spitzendeckchen häkele, während ihr Mops zu unseren Füßen schnarcht«, ergänzte sie trocken; diese Aussicht konnte nur niederschmetternd sein für eine Frau, die ihrem Ehemann einmal um die Welt bis zu einer erst im Entstehen begriffenen Kolonie gefolgt war.
    Â»Wie ich gehört habe, werden Sie selbst bald aufbrechen?«
    Â»Sobald es die Flut zulässt und der Wind aus Westen kommt«, sagte Hammond, was zwar sehr poetisch klang, aber wenig zutreffend war. Von ihrem augenblicklichen Ankerplatz aus würde ein Wind aus Westen die Allegiance eher gegen die Felsen im Hafen treiben, als sie aufs offene Meer hinauszutragen.
    Â»Aber, Ma’am, ich selbst hoffe sehr, eines Tages wieder nach England zu kommen. Natürlich hadere ich nicht damit, im Dienste meines Landes umherzureisen, aber ich bin von Natur aus keiner, der ruhelos herumzieht, und sicherlich sehnt sich ein Frauenherz noch stärker nach den stillen Freuden eines

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