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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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nein«, rief Hammond. »Gentlemen, wir müssen unbedingt nach Rio. Vielleicht haben Sie noch nicht begriffen, dass unsere Mission inzwischen von noch größerer Dringlichkeit ist. Wenn sich die Herrscherin der Inka entschieden hat, sich mit Napoleon zu verbünden, dann droht Brasilien nun von allen Seiten Gefahr. Sie müssen daran denken, dass sich der Prinzregent von Portugal dort aufhält, und mit ihm die ganze Königsfamilie. Sie müssen gewarnt werden – gewarnt und vielleicht sogar gerettet. Bislang wissen sie noch nicht, in welcher Gefahr sie schweben. Ich muss mit meiner ganzen Autorität als Botschafter darauf bestehen, dass wir unverzüglich nach Rio fliegen. Sie stimmen hoffentlich mit mir überein, dass ich die Lage keineswegs falsch einschätze.«
    Â»Wenn er uns schon nicht verheiraten kann, dann jagt er uns eben in den Tod«, murmelte Granby Laurence zu. »Sollten wir also lieber nach Venezuela fliegen und dann an der Küste entlang den Bogen nach Rio schlagen?«
    Â»Wir würden auf diese Weise einen Umweg von sechstausend Meilen machen«, sagte Laurence, »und haben keinerlei Garantie dafür, dass wir uns unterwegs verpflegen können.«
    Wieder beugten sie die Köpfe über die Skizze, ohne viel Hoffnung zu haben, eine Route zu finden, die sie auf direkterem Weg durch den Dschungel führen würde. Sie kannten ihre augenblickliche, genaue Position nicht, weshalb es schon schwer genug war, überhaupt einen Ausgangspunkt zu finden, und Granby bestand darauf, dass sie bei ihren Berechnungen pro Tag die Hälfte der Flugzeit für die Wassersuche veranschlagen müssten.
    Â»Und das ist noch keineswegs großzügig gerechnet«, sagte er. »Auf keinen Fall dürfen wir so weit fliegen, dass wir es nicht innerhalb eines Tages zurück zu einer ausreichenden Wasserquelle schaffen.«
    Â»Gut, so muss es gehen«, sagte Laurence schließlich, als sie sich endlich auf eine Strecke geeinigt hatten und sich auf ihren unbehaglich feuchten Lagern auf dem Boden ausstreckten, um sich vor Einbruch der Dunkelheit noch ein bisschen auszuruhen. Die Dämmerung hatte eben erst eingesetzt, als Demane Laurence wachrüttelte.
    Â»Die Affen sind still geworden«, sagte er leise. Laurence richtete sich auf und lauschte, aber das Rauschen des Wasserfalls überlagerte jedes mögliche Flügelschlagen. Einen Moment lang saßen sie nebeneinander und linsten nach oben: Dann ächzten und raschelten einige Äste, und der Kopf eines großen Drachen mit orangefarbenen Federn schob sich zu ihnen herunter und flüsterte auf Quechua: »Hammond? Sind Sie dort?«
    Â»Was gibt es?«, fragte Hammond und starrte hoch. Churki landete zwischen ihnen und schüttelte sich, um ihr Federkleid von den Blättern und Zweigen zu befreien, die sich dort verfangen hatten.
    Â»Wir müssen sofort aufbrechen«, sagte sie. »Die Tumi-Patrouillen sind unterwegs und suchen Sie, und sie durchkämmen den Dschungel ganz hier in der Nähe. Ich habe einen Leutnant bestochen, damit er mich durchlässt, sodass ich Sie retten kann, aber er kann die anderen nicht mehr lange ablenken.«
    Als Laurence und Granby eine Erklärung dafür verlangten, warum sie zur Verräterin geworden war und ihnen zu Hilfe kam, protestierte sie: »Also so kann man das nun wirklich nicht nennen. Es ist meine Pflicht. Schließlich konnte ich ja nicht wissen, dass die Herrscherin sich dafür entscheiden würde, lieber Ihren Feind zu heiraten, als ich Hammond bat, sich meinem Ayllu anzuschließen. Was für eine Kreatur wäre ich denn, wenn ich nicht alles in meiner Macht Stehende tun würde, um ihn zu schützen, nur weil es jetzt für mich etwas unbequemer geworden ist?«
    Natürlich bestand ihre Vorstellung von beschützen darin, dass Hammond sie zurück in das Gebiet ihrer Mutter begleiten sollte. »Der Herrscherin ist das vollkommen egal, das versichere ich«, fügte sie beschwörend hinzu, »und meine Mutter wird mir noch mehr Menschen überlassen, die sich meinem Ayllu anschließen können: Sie können drei Ehefrauen für sich haben, wenn Sie das gerne wollen.«
    Â»Na, das nenne ich doch mal ausgleichende Gerechtigkeit«, sagte Granby zu Laurence, denn Hammonds Unbehagen belustigte ihn sehr. Sie bereiteten alles für einen eiligen Aufbruch vor: In großer Hast kletterten alle auf die Drachen, die

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