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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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beiden Tantchen stürzten zuerst herein und fingen sich gerade noch ab, ehe sie auf den Boden plumpsten. Faulpelz, Brownie und Onkelchen segelten mit mehr Würde herein, und Spiegel gähnte erst einmal, ehe er ins Zimmer flog.
    Menolly fiel ein, dass sie noch Salbe auf ihre Sohlen streichen musste; die Haut war so empfindlich, dass ihr bei jeder Berührung Tränen in die Augen traten. Einen Moment lang wünschte sie sich, Mirrim mit ihrem energischen Ton und den sanften Händen wäre da. Sie massierte die andere Salbe in die Narbe und widerstand tapfer dem Drang, den Wulst zu kratzen.
    Dann zog sie sich aus und schlüpfte ins Bett. Sie merkte unterbewusst, dass die Feuerechsen sich an sie schmiegten. Du hast von den Harfnevn nichts zu befürchten. Pah! T’gellans Bemerkung klang wie Spott in ihren Ohren. Ehe sie in einen tiefen Schlaf versank, überlegte sie, ob Neid verwandt war mit Furcht.

KAPITEL FÜNF
    Auf weißer Gischt mein Traumboot fliegt.
Ein Drachen auf nachtschwarzem Meer.
Pfeilschnell, gesteuert vom Schlaf allein,
So segelt es kreuz und quer.
Ich fahr durch hundert Gezeiten der Nacht,
Wo noch nie ein Seemann war.
Und nur mein weißes Traumboot und ich
Kennen Inseln wunderbar.
     
    Der nächste Tag begann alles andere als glücklich für Menolly. Ihr Schlaf wurde von schrillen Schreien unterbrochen: Dunca, die Mädchen und ihre Feuerechsen kreischten um die Wette. Noch halb im Traum, bemühte sich Menolly die Echsen zu beruhigen, die wie wild durch das Zimmer kreisten, aber Dunca, die in der Tür stand, schrie weiter, und ihr Entsetzen, ob gespielt oder echt, verwirrte die Echsen so sehr, dass sie schließlich allen befahl, ins Freie zu fliegen.
    Das jedoch gab Duncas Entsetzen nur ein neues Ziel, denn nun deutete sie starr auf Menollys Nacktheit, bis das Mädchen ihr Hemd nahm und überstreifte.
    »Und wo warst du die ganze Nacht?«, keifte Dunca, von Schluchzern unterbrochen. »Wie bist du ins Haus gekommen? Und wann?«
    »Ich war die ganze Nacht hier. Und ich kam durch die Haustür.
Sie waren nicht da.« Dann, als sie den ungläubigen Blick auf Duncas Zügen bemerkte, fügte sie hinzu:
    »Es war gleich nach dem Abendessen. Piemur half mir über den Hof.«
    »Er musste doch zur Probe, und die fing gleich nach dem Abendessen an«, sagte eines der Mädchen, die sich hinter Dunca zusammendrängten.
    »Ja, aber er traf ganz schön atemlos ein«, meinte Audiva mit gerunzelter Stirn. »Ich erinnere mich, dass Brudegan ihn deswegen schalt.«
    »Du musst mir immer Bescheid sagen, wenn du heimkommst«, erklärte Dunca, mitnichten versöhnt.
    Menolly zögerte und nickte dann nur; es hatte keinen Sinn, mit dieser Frau zu streiten, die ganz offensichtlich darauf aus war, ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen.
    »Wenn du gewaschen und ordentlich gekleidet bist...« - Duncas Tonfall verriet, dass sie Menolly keines von beiden zutraute -, »komm zum Frühstück! Los, Mädchen, wir fangen inzwischen an!«
    Als die Mädchen gehorsam hinter ihr dreintrabten, spiegelten die meisten Gesichter Duncas Missbilligung wider. Nur Audiva blinzelte ihr zu und grinste kurz, ehe ihre Miene wieder ausdruckslos wurde.
    Bis Menolly ihre wunden Füße versorgt, sich gewaschen und angezogen und den kleinen Raum gefunden hatte, in dem die anderen Mädchen frühstückten, war die Mahlzeit fast vorbei. Die Schar beäugte sie kritisch und Dunca wies ihr brummig einen leeren Platz zu. Wieder beobachteten sie alle, sodass sie sich selbst beim Kauen und Schlucken unbeholfen vorkam. Das Essen schmeckte trocken und der Klah war kalt. Sie aß mühsam fertig und murmelte ein Danke. Dann erst merkte sie, dass auf ihrer Bluse ein paar Obstflecken prangten. Die Mädchen hatten also Grund, sie anzustarren. Und sie besaß nichts zum Wechsein,
wenn sie die Bluse wusch, nur die alten Klamotten aus der Höhle.
    Obwohl sie gegessen hatte, spürte sie immer noch quälenden Hunger. Die Feuerechsen warteten auf ihr Futter! Sie bezweifelte, dass Dunca Verständnis für ihre Lage aufbringen würde, aber die Verantwortung gegenüber den kleinen Freunden gab ihr Mut.
    »Darf ich jetzt bitte gehen? Die Feuerechsen warten auf ihr Futter. Ich muss zu Silvina...«
    »Weshalb belästigst du Silvina mit solchem Schnickschnack?«, fragte Dunca, und die Augen quollen ihr vor Entrüstung ein Stück weit aus dem Kopf. »Weißt du nicht, dass sie das gesamte Wirtschaftswesen der Harfnerhalle leitet? Sie hat enorm viel zu tun, und wenn du diese Biester nicht

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