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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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wenn sie sich von Piemur beim Füttern der Echsen helfen ließ; sie brauchte einen Verbündeten.
    Die Plätze, die man für die Mädchen reserviert hatte, waren durch Kissen auf den harten Bänken gekennzeichnet. Menolly wählte den Sitz, der am weitesten von der Kaminglut abgewandt war, und wartete höflich im Stehen.
    Die anderen Mädchen betraten den Speisesaal geschlossen. Aber ihre Einheit drückte sich nicht nur darin aus. Als sie sich dem Tisch näherten, betrachteten sie alle Menolly mit starren, ausdruckslosen Gesichtern. Menolly schluckte und schaute überall umher, nur nicht auf diese Front feindseliger Blicke. Sie entdeckte Piemur, der ihr zublinzelte, und musste lächeln.
    »Du bist Menolly?«, fragte eine ruhige Stimme. Die Mädchen
scharten sich hinter ihrer Sprecherin, wieder in einer Reihe, die ihre Einheit ausdrückte.
    »Dumme Frage, wer sollte sie sonst sein?«, warf ein dunkelhaariges Mädchen hinter ihr ein. »Ich heiße Pona und mein Großvater ist Burgherr von Boll.« Sie streckte die Rechte aus und Menolly entgegnete zögernd den ihr ungewohnten Händedruck.
    »Ich bin Menolly.« Ihr fiel ein, was Piemur über die Rangfolge gesagt hatte, und so fügte sie hinzu: »Mein Vater ist Yanus, der See-Baron aus der Halbkreis-Bucht.«
    Von den anderen kam ein verblüfftes Murmeln.
    »Sie steht über uns«, sagte eines der Mädchen, erstaunt und beleidigt zugleich.
    »Gibt es denn eine Rangordnung in der Harfnerhalle?«, fragte Menolly und ein ungutes Gefühl beschlich sie. Welche anderen Etiketteregeln mochte sie schon verletzt haben, während sie hier weilte? Hatte nicht Petiron immer wieder betont, dass in der Harfnerhalle mehr Wert auf musikalisches Talent gelegt wurde als auf Titel und Namen? Aber auch Piemur hatte erklärt: »Du stehst im Rang über ihnen.«
    »In der Halbkreis-Bucht steht nicht die älteste Meeresburg. Diesen Anspruch erhebt Tiliek«, meinte das dunkle Mädchen ein wenig verärgert.
    »Menolly ist aber die Tochter und somit direkte Linie«, entgegnete das andere Mädchen, das die Rangfolge erwähnt hatte. Sie streckte nun die Hand aus, weniger arrogant als ihreVorgängerin, fand Menolly. »Mein Vater ist Webermeister Timareen von Telgar. Ich heiße Audiva.«
    Auch das dunkelhaarige Mädchen wollte sich eben vorstellen, als ein allgemeines Füßescharren sie unterbrach. Die Mädchen eilten an ihre Plätze und stellten sich gerade hin wie die anderen. Menolly sah sich einem hochgewachsenen Jungen mit leicht vorquellenden Augen gegenüber, der die kleine Szene aufmerksam mitverfolgt hatte. Halb verdeckt von seiner Schulter, stand
Piemur, der angestrengt nach rechts spähte. Menolly versuchte, in die gleiche Richtung zu schielen, und kam zu dem Schluss, dass Piemur den Tisch der Meister beobachtete. Doch dann nahmen alle Platz, und sie beeilte sich, das Gleiche zu tun.
    Große Schüsseln mit dicker, heißer Fleischbrühe wurden herumgereicht, dazu Tabletts mit dem gelben Käse, den Camo offenbar doch noch aufgeschnitten hatte, und Bergen knuspriger Brotschnitten. Allem Anschein nach nahm man in der Gildehalle die Mahlzeiten in umgekehrter Reihenfolge ein, mit dem Hauptgewicht auf dem Mittagessen. Menolly aß mit Heißhunger, bis sie merkte, dass die anderen Mädchen an ihren Portionen nur nippten und das Brot geziert in kleine Krumen zerpflückten. Pona und Audiva beobachteten sie verstohlen und eines der übrigen Mädchen kicherte. Ah, dachte Menolly, meine Tischmanieren passen euch nicht! Aber wenn sie jetzt zu essen aufhörte, gab sie mehr oder weniger zu, dass der Fehler bei ihr lag. So ließ sie es sich weiter schmecken und langte ein zweites Mal zu, als die anderen noch kaum die Hälfte der ersten Portion geschafft hatten.
    »Ich habe gehört, dass du die Gegenüberstellung im Benden-Weyr miterleben durftest«, begann Pona herablassend.
    »Ja, ich war dabei.« Miterleben durftest? Sicher, so etwas betrachteten die Mädchen wohl als Privileg.
    »Du kannst dich nicht zufällig erinnern, wer von den Auserwählten einen Drachen für sich gewinnen konnte?« Die Frage schien Pona sehr zu beschäftigen.
    »Einige weiß ich noch. Talina von Ruatha bekommt die neue Königin...«
    »Bist du sicher?«
    Menolly schaute an ihr vorbei zu Audiva und entdeckte Vergnügen in ihrem Blick.
    »Aber ja.«
    »Zu schade, dass die drei Mädchen von der Burg deines Großvaters
nicht zum Zuge kamen, Pona«, sagte Audiva. »Aber das nächste Mal vielleicht...«
    »Und wer sonst noch?«
    »Ein Junge von

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