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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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zu teuer«, warf Menolly hastig ein.
    Der Gerber drehte sich um und holte den Gürtel vom Haken.
    »Den hier hast du gemeint?«
    Menolly schaute das kostbare Stück sehnsüchtig an. Sebell nahm den Gürtel in die Hand und prüfte ihn genau.
    »Eine schöne Arbeit, Harfner«, sagte der Gerbergeselle. »Und wie geschaffen für das Mädchen mit ihren Feuerechsen.«
    »Was verlangen Sie dafür?«, erkundigte sich Piemur mit wichtiger Miene.
    Der Gerber warf einen Blick auf Piemur, strich mit den Fingerspitzen über den Gürtel und schaute dann Menolly an.
    »Er gehört dir, Mädchen. Und ich nehme kein Geld von dir. Es war mir Lohn genug, mitanzusehen, wie du den jungen Raufbold abgefertigt hast. Hier, trag ihn, und er möge dir Glück bringen!«
    Piemur starrte ihn mit weit offenem Mund an.
    »Aber das kann ich nicht annehmen.« Menolly schob die Zweiermarke über die Theke.
    Der Gerber schüttelte den Kopf und drückte ihr den Gürtel und das Geld in die Hand.
    »O doch, du kannst, Harfnermädchen. Und damit ist der Handel abgeschlossen.« Und mit einem kräftigen Händedruck besiegelte er seine Worte.
    »Noch etwas, Gerber Ligand...« Sebell trat näher, beugte sich über die Theke und fuhr leise fort: »Ich glaube, wir alle sollten diesen Zwischenfall so rasch wie möglich vergessen...«
    »Ich verstehe, Harfner Sebell«, erwiderte der Gerber und
nickte. »Auch wenn es mir schwerfallen wird, diese Geschichte für mich zu behalten... Nein, keine Sorge, Harfnermädchen! Du machst ein Gesicht wie eine Siebenspanne Schlechtwetter. Und wenn du Schuhe brauchst, die zu deinem neuen Gürtel passen sollen, dann gib mir nur Nachricht. Ich arbeite preisgünstig.« Er grinste Piemur an. »Auch wenn ich hin und wieder gern feilsche...«
    Piemur setzte eine unschuldige Miene auf. Er wollte etwas entgegnen, aber Sebell brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen. »Dir waschen wir jetzt erst mal das Gesicht, mein Junge.«
    »Hinter meinem Stand befindet sich ein Wassertrog«, warf der Gerber ein. »Bedient euch - und hier habt ihr ein sauberes Tuch!« Er drückte Menolly einen Lappen in die Hand und tat ihren Dank mit einer lässigen Geste ab.
    Kaum hatten sich Sebell, Menolly und Piemur zurückgezogen, drängten Kunden an den Gerberstand heran.
    »Ha!«, meinte Piemur, der einen Blick über die Schulter warf. »Gar nicht dumm von diesem Ligand, dass er dir den Gürtel geschenkt hat. Er macht jetzt bestimmt dreimal so viele Geschäfte wie vorher...«
    »Du hältst jetzt den Mund!«, befahl Sebell und rubbelte ihm das Gesicht sauber.
    »He -ich...« Piemurs Proteste erstickten unter dem Lappen.
    »Je weniger wir über diese Sache sprechen, Piemur, desto besser. Und was ich zu Ligand sagte, gilt erst recht für dich. Hier und in der Halle, verstanden? Es wird ohnehin genug Gerüchte geben.«
    »Glauben Sie - ich - puh, das reicht doch - ich würde - etwas tun - das Menolly schadet?«
    Sebell warf einen kritischen Blick auf sein Werk und ließ den sauberen Piemur los. »Nein, das glaube ich nicht. Du willst sicher auch weiterhin die Echsen füttern...«

    »Also, das ist unfair!«
    »Sebell, was mache ich nur, wenn sich meine Echsen auch in Zukunft so aufführen?« Menolly brachte es nicht länger fertig, ihre Ängste zu unterdrücken.
    »Sie haben dich nur verteidigt...«, begann Piemur, aber er schwieg sofort, als Sebell mit dem Lappen drohte.
    »Heute hatten sie, wie Piemur ganz recht bemerkte, Grund für ihre Angriffslust. Und der nächtliche Spuk vor Kurzem war die Folge ungewöhnlicher Ereignisse, die sämtliche Drachen und Echsen von Pern beeinflussten.« Sebell drehte sich um und entdeckte, dass die Leute vor dem Harfnerstand ihr Gespräch unauffällig zu belauschen suchten. Er winkte die beiden Lehrlinge ein Stück hinter die Verkaufsbuden, wo sie besser vor den Blicken der Neugierigen geschützt waren. »Das alles...« -Sebells Geste umfasste den Festplatz, die Harfnerhalle und die Burghöhe - »ist für sie genauso neu wie für dich. Sie sind jung wie du, auch wenn du schon eine Menge geleistet hast, Mädchen. Das alles ist wieder einmal eine Frage der Disziplin«, schloss er, aber in seiner Stimme war kein Tadel.
    »Du hast recht, mir fehlte die Selbstbeherrschung«, gestand Menolly. Ihre Herausforderung an Pona hätte alles verderben können.
    »He, das darfst du nicht sagen!«, rief Piemur entrüstet. »Deine Rechte war einsame Spitze...« -er ahmte den Schlag nach -, »und nach allem, was Pona dir angetan hatte,

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