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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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bis auch der Steiger sich zu einem halbherzigen Lächeln durchrang.
    Schließlich klopfte Meister Zist dem Bergmann auf die Schulter. »Spaß beiseite, Natalon, so arrogant sind die meisten Drachenreiter gar nicht. Selbstverständlich legen sie nicht jede Strecke auf dem Rücken ihrer Tiere zurück, sondern gehen auch zu Fuß, wenn es sein muss.«
    »Angenommen, man ignoriert unsere Bitte. Irgendwann wird es zu spät, um das Wachwher-Ei zu holen.«
    Zist stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wenn du erst einmal so alt bist wie ich, Natalon, dann hast du hoffentlich gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen.«
    Natalon lachte. »Du hast Recht, Harfner. Wenn ich dein Alter erreicht habe, werde ich manches akzeptie-ren, mit dem ich mich jetzt noch nicht abfinden mag.«

    * * *

    An diesem Abend fiel Kindan auf, dass Meister Zist niedergedrückt wirkte. Während der letzten zwei Tage hatte sich der Junge abwechselnd deprimiert und glücklich gefühlt. Mal war er besorgt, weil der Drache noch nicht kam, dann wieder freute er sich, weil ihm eine Atempause vergönnt war. Einerseits war er stolz, weil man ihn dazu auserkoren hatte, einen Wachwher großzuziehen, doch mitunter plagten ihn Bedenken an-gesichts der schwierigen, verantwortungsvollen Aufgabe.
    »Von dir wird eine Menge verlangt, Junge«, eröffnete der Meister das Gespräch. Nachdem er an die Tür geklopft hatte, betrat er Kindans Zimmer. Der Bub lag bereits im Bett.
    »Das ist mir bewusst«, antwortete Kindan.
    »Dein Vater hat dir vermutlich alles beigebracht, was man über den Umgang mit einem Wachwher wissen muss«, sagte der Harfner.
    Doch Kindan schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht«, bekannte er. »Mein Vater pflegte zu sagen, ich käme nie in die Situation, mich um einen Wachwher kümmern zu müssen. Und als er noch lebte, war ich wohl zu jung, um richtig in der Führung eines Wachwhers unterwiesen zu werden. Meine Brüder hielten mir dauernd vor, ich sei für alles zu klein.«
    Meister Zist schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, deutete er ein Lächeln an. »Nun, du bist ein aufgeweckter Bursche, und der neuen Aufgabe mit Sicherheit gewachsen.«
    »Ich werde meine Heimatburg - äh ... ich meine natürlich das Camp ... nicht enttäuschen«, beteuerte er trotz seiner geheimen Befürchtungen.
    Der Harfner zog die Bettdecke höher und hüllte den Jungen darin ein. »Von deinen guten Absichten bin ich fest überzeugt«, erklärte er dann. Doch Kindan kannte den Meister so gut, dass ihm dessen sorgenvoller Ausdruck nicht entging.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er bangen Herzens.
    Überrascht hob der Harfner eine Augenbraue. »Mir scheint, du durchschaust mich schon ein bisschen zu gut, Kindan.« Er atmete ein und blies die Luft mit einem Seufzer wieder aus. »Es gibt da ein kleines Problem, das mich beschäftigt«, gab er zu.
    Kindan sah ihn forschend an.
    »Bei der ganzen Sache ist mir nicht recht wohl«, fuhr der Harfner leise fort. Dann erwiderte er Kindans Blick.
    »Du weißt ja, dass du nicht mehr mein Lehrling sein kannst, wenn du mit dem Wachwher verbunden bist, nicht wahr?«
    Kindan nickte in feierlichem Ernst. Diese Vorstellung machte ihm schon seit Tagen zu schaffen. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen seiner Pflicht den Bergleuten gegenüber - vor allen Dingen lagen ihm Natalon und Zenor am Herzen - und seinem persönlichen Wunsch, Harfner zu werden. Immer noch klammerte er sich an den Traum, er könnte vielleicht beides miteinander verbinden, obwohl sein Verstand ihm sagte, dass dies nicht möglich sei.
    »Nun ja ...«, sprach Meister Zist weiter. »Morgen treffen wir endlich mit Meisterin Aleesa zusammen.«
    »Was, morgen schon!« Vor Überraschung setzte sich Kindan kerzengerade hin. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich ein Drachenreiter angekündigt hat.«
    Meister Zist vollführte beschwichtigende Gesten mit den Händen. »Man braucht nicht immer alles zu wissen.
    Verlasse dich darauf, morgen werden wir von einem Drachen abgeholt. Und frage mich bitte nicht, woher ich meine Gewissheit nehme. Es ist ein Geheimnis. Ein Zunftgeheimnis.«
    Kindan nickte.
    »Dir darf ich es jedoch verraten, denn du hast mehr als einmal bewiesen, dass du schweigen kannst«, fuhr der Meister fort. »Und in diesem speziellen Fall ist es umso wichtiger, dass du niemandem etwas verrätst.«
    Meister Zist legte eine Pause ein, um die dramatische Wirkung zu erhöhen, wenn er den Jungen in das Geheimnis einweihte. »Vor langer Zeit, als ich

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