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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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geglaubt, aber er machte ihr Angst.
    Er verlangsamte seinen Schritt, sein Gesicht wandte sich ihr zu, als hätte er ihre Gedanken hören können. Im gleichen Moment traf ein heftiger Stoß Kays Kniekehlen und sie fiel vornüber auf ihre Hände. » Runter, dummes Ding « , zischte Bertha. » Willst du die Peitsche? «
    Kay kauerte neben ihr und folgte hastig ihrem Beispiel. Sie barg ihr Gesicht in den Händen und hielt den Atem an.
    Der schwere Schritt des Lords hielt an. Kay spürte, dass er vor ihr stand und auf sie herabblickte. Bertha stöhnte leise.
    Â» Hausmädchen? « , fragte eine tiefe Stimme, die wie eine Glocke hallte.
    Â» Ja, Eure Lordschaft « , wisperte Bertha. » Vergebt Karolyn, sie hat heute erst ihren Dienst angetreten. «
    Kay blinzelte durch die Finger und sah ein Paar glänzende, schwere Stiefel, ehrfurchtgebietend groß, mit dicken Nähten.
    Â» Karolyn, zeig mir dein Gesicht. «
    Kay ließ die Hände sinken und blickte zu Lord Harrynkar auf. Er hatte ein großes, kantiges Gesicht, das Stärke und Kraft ausstrahlte. Sein Blick war zwingend, und seine Augen besaßen eine Farbe, die sie nicht benennen konnte– war es tiefes Schwarz, dunkelstes Grün wie der Moder in einem Teich im Wald oder das pure Nichts, die dunkle Hölle einer schwarzen Seele, das sie anblickte?
    Kay bemerkte, dass sie zitterte. Er entließ sie nicht aus seiner Aufmerksamkeit, und seine Lippen umspielte ein Lächeln, das einem Dolch glich, dessen Schneide sich in einem Samtfutteral verbarg.
    Â» Karolyn « , sagte er nun und erteilte ihr mit einem Wink seiner behandschuhten Hand die Erlaubnis, sich aufzurichten. » Du wirst mir treu dienen? «
    Â» Ich werde Euch treu dienen, Mylord « , erwiderte sie mit aller Festigkeit, die sie aufzubringen in der Lage war. Sie blinzelte nicht, während sie den Blick dieser unheimlichen Augen erwiderte. Er war ihr so nah, so nah, wie sie es sich in ihren düsteren Träumen ausgemalt hatte– und doch so fern wie der Stern, der den abendlichen Mond begleitete. Sie war unbewaffnet, das scharfe, kleine Messer ruhte tief in ihrem Bündel, eingerollt in ihre Wäsche.
    Â» Mylord « , sagte einer der Vermummten mit schlecht verhohlener Ungeduld. » Wir werden erwartet. «
    Harrynkar hob die Hand und der Dracyrreiter verstummte. Kay spürte die Blicke, die sie aus der schattenhaften Gruppe trafen. Die Reiter hatten sich diskret entfernt, aber sie starrten alle auf das Hausmädchen, das die Aufmerksamkeit des mächtigen Lords auf sich gezogen hatte.
    Der Dracyrmeister nickte nachdenklich. »Ich werde dich im Auge behalten, Karolyn. Du hast etwas an dir, was mich verwirrt. « Er wandte sich ohne ein weiteres Wort ab. Einige Schritte weiter scharte sich die Gruppe der Reiter wieder um ihn wie dunkle Falter um eine mitternächtliche Sonne und sie setzten ihren Weg fort.
    Kay entließ zitternd ihren Atem und sank gegen die kalte Steinwand. Sie fuhr sich über die Augen. » Das war beängstigend « , murmelte sie mehr zu sich als zu ihrer Begleiterin.
    Bertha war bleich geworden. Sie schien ähnlich erschüttert wie Kay. » Das war es « , bestätigte sie. » Ich habe noch nie erlebt, dass er eine von uns überhaupt zur Kenntnis nimmt. Wir sind für ihn nicht wichtiger und nicht beachtenswerter als eine Küchenschabe. «
    Kay lachte rau. » Er ist der Dracyrmeister « , sagte sie. Der Hass in ihrem Inneren loderte immer noch heiß und verzehrend, aber jetzt hatte seine Flamme eine andere Qualität bekommen. Furcht? War es Angst, die sie spürte? Das war gut möglich, aber es würde sie von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Furcht war gut, sie schärfte die Sinne und mahnte zur Vorsicht.
    Die Mädchen setzten ihren Weg fort. Kay fühlte, dass ihre bisherige Zuversicht bröckelte. Natürlich hatte sie gewusst, dass es schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein würde, ihr Unternehmen zu einem glücklichen Ende zu führen. Natürlich war es ihr klar gewesen, dass sie sich unvorbereitet und einigermaßen naiv in diese Sache hineinstürzte. Aber dennoch hatte sie gewagt, sich den Triumph auszumalen. Und in einigen ihrer Träume hatte sie sogar zu hoffen gewagt, dass sie lebend entkommen, in eine unbestimmte, aber vom goldenen Licht der Freiheit überflutete Zukunft schreiten würde. Tod dem Tyrannen, Freiheit für das

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