Dragon Love 04 - Hoellische Hochzeitsglocken
hinter Paula her. Beinahe war ich versucht, ihm Jim hinterherzuschicken, um sicherzugehen, dass er sich auch bestimmt in die erste Bankreihe setzte. Er war in der Lage, geistesabwesend irgendwohin zu laufen. Aber auf Jim konnte ich mich im Moment auch nicht verlassen. Er schwebte im siebten Himmel, weil wir ein langes Wochenende in Paris bei Amélie verbracht hatten. Sie war die Besitzerin des Welsh Corgi, in den Jim verliebt war.
Der Pfarrer redete leise mit Onkel Damian, wobei er mir von Zeit zu Zeit einen mitfühlenden Blick zuwarf. Dann eilte er wieder nach draußen, um weiter auf Drake zu warten.
„Ich halte nichts von Männern, die sich am Altar verspäten.“ Onkel Damian warf mir einen tadelnden Blick zu. Aus seiner Tasche drang ein bimmelndes Geräusch. Er zog sein Handy heraus, blickte auf die Nummer und sagte, er müsse den Anruf entgegennehmen.
„Ich fand ja schon Drakes Mutter schrecklich“, murmelte Jim.
Ich warf meinem Onkel, der ins Telefon bellte, einen Blick zu.
„Aber deine Familie schießt den Vogel ab. Warum hast du mir eigentlich nicht gesagt, dass dein Onkel Ernest Hemingway ist?“
„Sei nicht albern. Da ist höchstens eine ganz leichte Ähnlichkeit. Wenn überhaupt. Jedenfalls trinkt Onkel Damian nicht, und er schießt auch nicht auf unschuldige Tiere. Und für meine Familie kann ich schließlich nichts. Wie dem auch sei - Paula ist gut für Dad. Er war völlig verloren, als meine Mom starb, und da ich damals erst vierzehn war, war Paula für uns beide ein Segen. Natürlich macht sie mich mit ihrem endlosen Geplapper manchmal wahnsinnig, aber sie war immer lieb zu mir, und vor allem kümmert sie sich um Dad, sodass ich es nicht zu tun brauche.“ Ich warf einen Blick auf die Uhr, die auf dem Schreibtisch des Pfarrers stand, und versuchte, der Unruhe, die sich in mir auszubreiten begann, Herr zu werden. „Es nützt wahrscheinlich auch nichts, wenn ich dich frage, ob du weißt, wo mein saumseliger Bräutigam bleibt.“
Jim schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Dämon, kein Hellseher. Ich habe dir doch gestern Abend gesagt, dass wir ihn nicht alleine lassen sollten.“
„Ich hatte keine andere Wahl. Onkel Damian duldet keinen Widerspruch, deshalb hat es auch nichts geholfen, dass ich erklärt habe, es sei altmodisch und überholt, dass die Braut die Nacht vor der Hochzeit nicht unter einem Dach mit dem Bräutigam verbringen darf. Außerdem war das Hotel doch wirklich schön.“
„Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch“, erwiderte Jim.
Seufzend zupfte ich an der Spitzenmanschette meines Kleides. „Ich weiß. Ich versuche ja nur, ruhig zu bleiben. Es war kein leichter Monat. Fiat ist verschwunden, und die roten Drachen führen immer noch Krieg gegen uns, und ich wäre mit der Organisation dieser Hochzeit überfordert gewesen, wenn ich Traci nicht gehabt hätte.“
In dem Moment, als mir der Name über die Lippen kam, merkte ich, was ich getan hatte. Ich schlug mir die Hand vor den Mund, aber es war zu spät. Die Luft vor mir flimmerte, und dann erschien ein unauffälliger Mann mittleren Alters.
„Du hast mich gerufen, Herrin?“, sagte der Dämon, der wie immer leicht verärgert wirkte.
Ich blickte hastig zu meinem Onkel, in der Hoffnung, dass er nichts mitbekommen hatte, aber er klappte gerade sein Handy zu und kam so zielgerichtet auf mich zu, dass diese Hoffnung sofort wieder erstarb.
„Na, jetzt hast du es geschafft!“, sagte Jim fröhlich. „Onkel Damian auf hundert.“
„Jim!“, rief ich und legte beide Hände um sein Maul.
Onkel Damian zögerte einen Moment lang und blickte Jim an.
„Entschuldigung“, murmelte der Dämon unter meinen Händen.
„Ich glaube, du musst mir einiges erklären, Aisling“, sagte Onkel Damian streng.
Ich kam mir vor, als wäre ich wieder zehn und er hätte mich dabei erwischt, wie ich seine kubanischen Zigarren als Mini-Kanus missbrauchte.
„Herrin, soll ich mich um diesen Sterblichen kümmern?“, fragte Traci mit müder Resignation in der Stimme.
„Herrin?“ Onkel Damian runzelte verwirrt die buschigen schwarzen Augenbrauen. „Wer ist dieser Mann? Wieso ist er auf einmal aus dem Nichts hier aufgetaucht? Und was geht da mit deinem monströsen Hund vor?“
Ich blickte Jim an. Der zwinkerte mir zu. Eine vertraute, warme schwarze Masse drängte sich in mein Bewusstsein. Du kannst ihm das wahre Ausmaß deiner Macht zeigen. Er wird dir Respekt zollen.
„Halt den Mund!“, knurrte ich, fügte jedoch hastig
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