Dramatische Werke
haben können.
Erster Arkebusier.
Das disputiert ihm Niemand nicht.
Wir aber stehen in des Kaisers Pflicht,
Und wer uns bezahlt, das ist der Kaiser.
Trompeter.
Das leugn' ich Ihm, sieht er, ins Angesicht.
Wer uns nicht zahlt, das ist der Kaiser!
Hat man uns nicht seit vierzig Wochen
Die Löhnung immer umsonst versprochen?
Erster Arkebusier.
Ei was! Das steht ja in guten Händen.
Erster Kürassier.
Fried', ihr Herrn! Wollt ihr mit Schlägen enden?
Ist denn darüber Zank und Zwist,
Ob der Kaiser unser Gebieter ist?
Eben drum, weil wir gern in Ehren
Seine tüchtigen Reiter wären,
Wollen wir nicht seine Heerde sein,
Wollen uns nicht von den Pfaffen und Schranzen
Herum lassen führen und verpflanzen.
Sagt selber! Kommt's nicht dem Herrn zu gut,
Wenn sein Kriegsvolk was auf sich halten thut?
Wer anders macht ihn, als seine Soldaten,
Zu dem großmächtigen Potentaten?
Verschafft und bewahrt ihm weit und breit
Das große Wort in der Christenheit?
Mögen sich Die sein Joch aufladen,
Die mitessen von seinen Gnaden,
Die mit ihm tafeln im goldnen Zimmer.
Wir, wir haben von seinem Glanz und Schimmer
Nichts, als die Müh' und als die Schmerzen,
Und wofür wir uns halten in unserm Herzen.
Zweiter Jäger.
Alle großen Tyrannen und Kaiser
Hielten's so und waren viel weiser.
Alles Andre thäten sie hudeln und schänden,
Den Soldaten trugen sie auf den Händen.
Erster Kürassier.
Der Soldat muß sich können fühlen.
Wer's nicht edel und nobel treibt,
Lieber weit von dem Handwerk bleibt.
Soll ich frisch um mein Leben spielen,
Muß mir noch etwas gelten mehr.
Oder ich lasse mich eben schlachten
Wie der Kroat – und muß mich verachten.
Beide Jäger.
Ja, übers Leben noch geht die Ehr!
Erster Kürassier.
Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug,
Wer damit ackern wollte, wäre nicht klug.
Es grünt uns kein Halm, es wächst keine Saat,
Ohne Heimath muß der Soldat
Auf dem Erdboden flüchtig schwärmen,
Darf sich an eignem Herd nicht wärmen,
Er muß vorbei an der Städte Glanz,
An des Dörfleins lustigen, grünen Auen,
Die Traubenlese, den Erntekranz
Muß er wandernd von ferne schauen.
Sagt mir, was hat er an Gut und Werth,
Wenn der Soldat sich nicht selber ehrt?
Etwas muß er sein eigen nennen,
Oder der Mensch wird morden und brennen.
Erster Arkebusier.
Das weiß Gott, 's ist ein elend Leben!
Erster Kürassier.
Möcht's doch nicht für ein andres geben.
Seht, ich bin weit in der Welt 'rum kommen,
Hab' Alles in Erfahrung genommen.
Hab' der hispanischen Monarchie
Gedient und der Republik Venedig
Und dem Königreich Napoli;
Aber das Glück war mir nirgends gnädig.
Hab' den Kaufmann gesehn und den Ritter
Und den Handwerksmann und den Jesuiter,
Und kein Rock hat mir unter allen
Wie mein eisernes Wamms gefallen.
Erster Arkebusier.
Ne! das kann ich eben nicht sagen.
Erster Kürassier.
Will Einer in der Welt was erjagen,
Mag er sich rühren und mag sich plagen;
Will er zu hohen Ehren und Würden,
Bück' er sich unter die goldnen Bürden;
Will er genießen den Vatersegen,
Kinder und Enkelein um sich pflegen,
Treib' er ein ehrlich Gewerb' in Ruh.
Ich – ich hab' kein Gemüth dazu.
Frei will ich leben und also sterben,
Niemand berauben und Niemand beerben
Und auf das Gehudel unter mir
Leicht wegschauen von meinem Thier.
Erster Jäger.
Bravo! Just so ergeht es mir.
Erster Arkebusier.
Lustiger freilich mag sich's haben,
Ueber Anderer Köpf' wegtraben.
Erster Kürassier.
Kamerad, die Zeiten sind schwer,
Das Schwert ist nicht bei der Wage mehr;
Aber so mag mir's Keiner verdenken,
Daß ich mich lieber zum Schwert will lenken.
Kann ich im Krieg mich doch menschlich fassen,
Aber nicht auf mir trommeln lassen.
Erster Arkebusier.
Wer ist dran Schuld, als wir Soldaten,
Daß der Nährstand in Schimpf gerathen?
Der leidige Krieg und die Noth und Plag
In die sechzehn Jahr' schon währen mag.
Erster Kürassier.
Bruder, den lieben Gott da droben,
Es können ihn Alle zugleich nicht loben.
Einer will die Sonn', die den Andern beschwert;
Dieser will's trocken, was Jener feucht begehrt.
Wo du nur die Noth siehst und die Plag',
Da scheint mir des Lebens heller Tag.
Geht's auf Kosten des Bürgers und Bauern,
Nun, wahrhaftig, sie werden mich dauern;
Aber ich kann's nicht ändern – seht,
's ist hier just, wie's beim Einhau'n geht:
Die Pferde schnauben und setzen an,
Liege, wer will, mitten in der Bahn,
Sei's mein Bruder, mein leiblicher Sohn,
Zerriss' mir die Seele sein Jammerton,
Ueber seinen Leib weg muß ich jagen,
Kann ihn nicht
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