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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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und Mittag,
Aus euren Steppen, euren ewgen Wäldern,
In allen Zungen, allen Trachten kommt!
Zäumet das Roß, das Rentier, das Kamel!
Wie Meereswogen strömet zahllos her,
Und dränget euch zu eures Königs Fahnen!
O warum bin ich hier geengt gebunden,
Beschränkt mit dem unendlichen Gefühl!
Du ewge Sonne, die den Erdenball
Umkreist, sei du die Botin meiner Wünsche!
Du allverbreitet ungehemmte Luft,
Die schnell die weitste Wanderung vollendet,
O trag ihm meine glühnde Sehnsucht zu!
Ich habe nichts als mein Gebet und Flehn,
Das schöpf ich flammend aus der tiefsten Seele,
Beflügelt send ichs in des Himmels Höhn,
Wie eine Heerschar send ich dirs entgegen!
Zweite Szene
    Eine Anhöhe, mit Bäumen umgeben. Eine weite und lachende Ferne eröffnet sich, man sieht einen schönen Strom durch die Landschaft ausgegossen, die von dem jungen Grün der Saaten belebt ist. Näher und ferner sieht man die Turmspitzen einiger Städte leuchten. – 
    Trommeln und Kriegsmusik hinter der Szene. Odowalsky und andere Offiziere treten auf. Gleich darauf Demetrius
    Odowalsky.
Laßt die Armee am Wald hinunterziehn,
Indes wir uns hier umschaun auf der Höhe.
    (Einige gehen. Demetrius tritt auf)
    Demetrius (zurückfahrend).
Ha welch ein Anblick!
    Odowalsky.
Herr, du siehst dein Reich
Vor dir geöffnet – das ist russisch Land.
    Razin.
Hier diese Säule trägt schon Moskaus Wappen,
Hier hört der Polen Herrschgebiete auf.
    Demetrius.
Ist das der Dnieper, der den stillen Strom
Durch diese Auen gießt?
    Odowalsky.
Dort fließt der Dnieper hinter Tschernigow
Das ist die Desna, Herr, die – – –
Und was du siehst, ist deines Reiches Boden.
    Razin.
Was dort am fernen Himmel glänzt, das sind
Die Kuppeln von Sewerisch Nowgorod.
    Demetrius.
Welch heitrer Anblick! Welche schöne Auen!
    Odowalsky.
Der Lenz hat sie mit seinem Schmuck bedeckt,
Denn Fülle Korns erzeugt der üppge Boden.
    Demetrius.
Der Blick schweift hin im Unermeßlichen.
    Odowalsky.
Doch ists ein kleiner Anfang nur, O Herr,
Des großen Russenreichs, denn unabsehbar
Streckt es der Morgensonne sich entgegen,
Und keine Grenzen hat es nach dem Nord
Als die lebendge Zeugungskraft der Erde.
    Razin.
Sieh, unser Zar ist ganz nachdenkend worden. 1
    Demetrius.
Auf diesen schönen Aun wohnt noch der Friede,
Und mit des Krieges furchtbarem Gerät
Erschein ich jetzt, sie feindlich zu verheeren!
    Odowalsky.
Dergleichen, Herr, bedenkt man hinterdrein.
    Demetrius.
Du fühlst als Pole, ich bin Moskaus Sohn;
Es ist das Land, das mir das Leben gab!
Vergib mir, teurer Boden, heimische Erde,
Du heiliger Grenzpfeiler, den ich fasse,
Auf den mein Vater seinen Adler grub,
Daß ich, dein Sohn, mit fremden Feindeswaffen
In deines Friedens ruhigen Tempel falle.
Mein Erb zurückzufordern, komm ich her,
Und den geraubten edeln Vaternamen.
Hier herrschten die Waräger, meine Ahnherrn,
In langer Reih seit dreißig Menschenaltern;
Ich bin der Letzte ihres Stamms, dem Mord
Entrissen durch ein göttliches Verhängnis.
[Dritte Szene]
    Ein russisches Dorf Freier Platz vor der Kirche. Man hört die Sturmglocke.
    Gleb , Ilia und Timoska eilen, mit Äxten bewaffnet, auf die Szene.
    Gleb (aus dem Hause kommend).
Was rennt das Volk?
    Ilia (aus einem andern Haus).
Wer zog die Feuerglocke?
    Timoska.
Nachbarn, heraus! Kommt alle, kommt zu Rat!
    Oleg und Igor mit vielen andern Landleuten, Weibern und Kindern, welche Gepäcke tragen.
    Oleg.
Flieht, flieht, – – – rette sich, wer kann!
    Gleb.
Was gibts?
Wo kommt ihr her mit Weibern und mit Kindern?
    Igor.
Flieht! flieht! der Pole ist ins Land gefallen
Bei Moromesk und mordet, was er findet.
    Oleg.
Flieht, flieht ins innre Land, in feste Städte!
Wir haben unsre Hütten angezündet,
Uns aufgemacht, ein ganzes Dorf, und Fliehn
Landeinwärts zu dem Heer des Zaren.
    Timoska.
Da kommt ein neuer Trupp von Flüchtigen.
    Iwanske und Petruschke mit bewaffneten Landleuten treten an der entgegengesetzten Seite auf
    Iwanske.
Es leb der Zar, der große Fürst Dimitri!
    Petruschke.
Wer – – – – – – – kommt mit!
    Gleb.
Wie? Was ist das?
    Ilia.
Wo eilt ihr hin?
    Timoska.
Wer seid ihr?
    Iwanske.
– – – – – – – – – –
    Timoska.
Was ist denn das? Da flieht ein ganzes Dorf
Landeinwärts – – – – – – –
Und ihr wollt hin, wo diese hergeflohn?
Wollt übergehen zu dem Feind des Landes?
    Petruschke.
Was, Feind? Es ist kein Feind, der kommt, es ist
Ein Freund des Volks, der rechte Erb des Landes.
– – – – – –

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