Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
Reiseführer, keinen Schatten. Schnell unsere Wasserflaschen gefüllt, noch eine mehr als sonst, man weiß ja nie, machten wir uns auf den Weg. Die Beschilderung war wieder sehr gut und so liefen wir entlang der »Jakobsmuscheln« (Wegweiser) vorbei an einem alten Kloster, einen bewaldeten Hang hinauf auf die Hochebene der Rioja Alta. Die Hochebene gab mit ihren breiten Feldwegen und ihrer flachen Weite einen Vorgeschmack auf die Ebenen von Burgos bis Leon, welche wir in Kürze, so Gott will, erreichen würden. Franziska klimperte unterdessen ganz begeistert auf ihrem »Klavier« herum und so wurden andere Pilger schon von Weiten auf uns aufmerksam. Ihre »Kompositionen« sollten uns die nächsten Tage begleiten, bis die Batterien endlich den Geist aufgaben.
Es begann jetzt die Tierra de Campos, welche als Kornkammer Spaniens bezeichnet wird. Jetzt war es also vorbei mit den schönen Weinbergen, dachte ich so vor mich hin und wurde fast ein bisschen traurig, hatte mir doch der Anblick des Weinanbaus auf unseren Wegen bisher sehr gut gefallen. Ehe wir uns versahen, hatten wir bereits nach einer Stunde Azofra erreicht. Meine Füße schmerzten heute mehr denn je, ich dachte, ich bräuchte einfach anderes Schuhwerk. So beschloss ich in der nächsten größeren Stadt ein Sportgeschäft mit einer Auswahl an richtigen Bergschuhen zu suchen. Als ich dies Peter mitteilte, sagte er mir, dass sich jetzt auch bei ihm Blasen anmeldeten. Also würden wir zwei Paar Schuhe kaufen, so mein Kommentar. Peter lachte nur und sagte zu mir: »No pain, no glory!« Er verblüfft mich immer wieder. Wie meine Tochter, so auch mein Mann, beide können offensichtlich mit Schmerzen besser umgehen als ich. Meine Tochter freute sich indessen, und wir uns mit ihr, dass sie sich im Vorfeld für das richtige Schuhwerk entschieden hatte, im Gegensatz zu uns.
Hinter Azofra allerdings kündigte sich ein langer Anstieg von etwa zwei Stunden an. Hier überholten wir einen Psalmen singenden Pilger im Schottenrock. Später erfuhren wir, dass nur seine Vorfahren aus Schottland stammten, er selbst aber aus Kanada kam. Seinen »Kilt« bezeichnete er als die beste Wanderkleidung. Na ja, wenn er meint! Der Anstieg war geschafft und so kamen wir direkt in die neu angelegte Feriensiedlung, ausgestattet mit sehr schönen, neuen Tennisplätzen sowie dem Golfplatz von Ciruena. Nur was für reiche Spanier, dachte ich. Schnell erreichten wir hier einen nett angelegten Rastplatz, den wir gerne nach der Anstrengung des heutigen Vormittages nutzen, um ein paar Kalorien aufzunehmen und mit Franzi zu spielen. Da es sehr heiß war, bat ich, auf der Bank sitzend, wieder meinen Herrgott doch für ein bisschen Kühle und frischere Luft zu sorgen, um die weiteren sieben Kilometer und eineinhalb bis zwei Stunden Gehzeit besser zu überstehen. Was sage ich, mein Wunsch wurde umgehend erhört. Allerdings hatte ich wieder einmal nicht richtig formuliert. Zogen doch ganz unerwartet Wolken auf, welche in Minutenschnelle dafür sorgten, dass es anfing zu tröpfeln. Mein Fehler, wann wird denn die Luft frischer? Doch wenn es regnet, oder? Schnell schob ich hinterher, dass der Regen aufhören möchte und es nur kühler werden sollte. Auch würde ich mich künftig mehr anstrengen bei meinen Formulierungen. Jetzt holten wir schnell unsere Regenponchos aus dem Rucksack, wenigstens trugen wir sie nicht umsonst mit uns rum, und machten uns wieder auf den Weg.
Ein paar Kurven durch diese Neubausiedlung und noch die Straße überquerend liefen wir wieder einen breiten Feldweg entlang. Nachdem Franzi müde geworden war, schlief sie in ihrem Wagen, der übrigens auch mit einer Regenhaut überzogen war, ein. Larissa blieb heute trotz des schlafenden Kindes bei uns und das sagte mir, dass auch sie sich langsam ein wenig ausgepowert fühlte. Die Regenponchos konnten wir wieder ausziehen, denn außer den paar Tropfen Regen kam nichts mehr. Peter blieb heute immer ein Stück hinter uns und so vermutete ich, dass er ein bisschen alleine sein wollte. Als wir den endlos langen Feldweg entlangmarschierten, sahen wir plötzlich ungefähr 100 Meter vor uns einen Mann mit einer Kutte. Er schlurfte nur mit einer Tragetasche, die ihm am langen Riemen über der Schulter hing, ganz langsam, den Kopf tief geneigt, vor uns her. Meine Tochter und ich wussten nicht genau, was wir von ihm halten sollten, und so warteten wir erst einmal auf Peter. Dieser lachte über unsere doch betretenen Gesichter und meinte, das
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