DS014 - Oase der Verlorenen
an. Dann weißt du’s«
»
Yeah!
Sieht fast so aus, als hat ihm ein Vampir das Blut ausgesogen!«
»Solche Viecher gibt’s doch gar nicht.«
»Wer ist das?« fragte ein Mann im Ölzeug eines Maschinenmaats.
»Sein Name ist Jules Fourmalier«, erwiderte ein Steward. »Passagier. Er hatte Kabine 12.«
Auf eine Information wie diese hatte Doc Savage gewartet. Ohne das leiseste Geräusch zu verursachen, hangelte er sich Hand über Hand weiter an der Schrägtrosse empor. Die wasserdichte Tasche baumelte an einem Riemen von seiner Schulter.
Als er den Mast erreichte, wechselte er auf die Schrägtrosse über, die zur anderen Bordseite führte, und kletterte behende daran hinab. Minuten später stand er vor der Tür von Kabine 12.
Sie war abgeschlossen. Aus der Umhängetasche holte Doc Savage ein Miniatur-Schlosserbesteck. Unter seinen geschickten Händen gab die Kabinentür rasch nach. Er schaltete das Licht ein.
Der
Stateroom
war ein Trümmerfeld. Die Bodenbeläge waren auf gerissen, die Matratzen aufgeschlitzt. Nicht einmal die Rettungsringe waren verschont geblieben; der Kork lag zerkrümelt am Boden. Die Einbauschränke waren bis in den letzten Winkel ausgeräumt worden; ihr Inhalt verteilte sich über den Boden.
Gleich innerhalb der Tür war Doc Savage stehengeblieben. Seinen goldflackernden Augen entging nicht die winzigste Einzelheit. So fiel ihm auch der Umstand auf, daß drei oder vier Bücher unangetastet stehengeblieben, ihre Buchrücken nicht abgerissen worden waren. Nach irgendeinem Papier, das zusammengefaltet leicht dort hätte versteckt sein können, war also offenbar nicht gesucht worden.
Eine Flasche milchtrübe
Shaving-Lotion
war entleert worden, um den Inhalt feststellen zu können. Die schnelltrocknende Flüssigkeit war nicht völlig verdunstet. Die Durchsuchung der Kabine mußte erst vor wenigen Minuten stattgefunden haben.
Doc Savage entschied sich, die Fußabdrücke des Eindringlings mit seinem geheimnisvollen Leuchtpulver sichtbar zu machen. Am geeignetsten erschien ihm der rauhe Teppich draußen auf dem Kabinengang. Er verließ die Kabine. Dabei fiel ihm auf, daß die Kabinentür ein Schnappschloß hatte. Wer immer den
Stateroom
verwüstet hatte, hatte die Kabinentür beim Weggehen einfach nur hinter sich zuzuschlagen brauchen.
Doc Savage verstreute sein Leuchtpulver. Nachdem es sich gesetzt hatte, glühte es nur noch an den Stellen, an denen Füße vorher den Kabinengangläufer eingedrückt hatten.
Mit dem Lineal in der Hand bückte sich Doc Savage, um die Abdrücke unmittelbar vor der Tür auszumessen.
Ein Stück weiter den Kabinengang hinunter erschien an der Ecke eines Quergangs eine Hand. Sie hielt eine Automatik. Der Lauf war auf Doc Savage gerichtet. Krachend löste sich ein Schuß.
Die Kugel jagte den Kabinengang entlang – und traf nur die Wandvertäfelung. Wie durch Zauberhand war Doc Savage verschwunden.
Der heimtückische Schütze hatte nämlich, ehe er schoß, den Sicherungsflügel seiner Automatik umlegen müssen. Das leise Knacken hatte Doc Savage gehört, die Situation blitzschnell abgeschätzt und unverzüglich gehandelt.
Ein zweiter Schuß donnerte los, den der Schütze wohl nur in der Aufregung abgab.
Im
Stateroom
griff Doc Savage in seine Umhängetasche und brachte einen Gegenstand zum Vorschein, der aussah wie eine kleine Kondensmilchdose. Er riß von der Büchse eine Plombe ab und schleuderte sie durch den Türspalt den Kabinengang entlang, auf den Schützen zu.
Die Büchse begann dichten schwarzen Qualm zu verströmen, der alsbald den ganzen Kabinengang füllte.
Weitere Schüsse donnerten los, und Doc Savage zählte mit. Als das Magazin der Automatik leergeschossen sein mußte, glitt er hinaus, zur anderen Seite hin, vom Schützen weg. Als er erst einmal aus dem Qualm der Rauchbombe heraus war, fand er einen kurzen Quergang und eine Schottür, durch die er wieder an Deck gelangte.
Hinter sich hörte er ein Rauschen und Zischen. Der heimtückische Schütze hatte den Hahn zu einem der Feuerlöschschläuche aufgedreht und versuchte wohl das Leuchtpulver wegzuspülen, damit seine Fußabdrücke nicht mehr identifiziert werden konnten.
Doc Savage hatte die Schottür hinter sich geschlossen und war an Deck stehengeblieben. Von weiter vorn waren aufgeregte Stimmen zu hören. Die Schüsse hatten das Palaver über Jules’ Leiche unterbrochen. Aber keiner der Matrosen schien sich hinunterwagen und nachforschen zu wollen, was es mit den Schüssen auf sich
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