Das Fliederbett
LOKA ENMARK
Das Fliederbett
S iehst du, siehst du nicht, wie sie sich bewegen! Ihre Bewegungen sind zwanglos, natürlich; man wird nie müde, sie zu betrachten. Welcher »man« wird nie müde, fragst du? Alle Menschen natürlich. Warum soll man nicht nach allen Männern und Frauen sehen, frage ich mich, ich, die ich mich nie nach Frauen umgedreht habe und jetzt mit fast der gleichen Begeisterung nach Negerinnen wie nach Negern sehe. Stell dir vor, ganz genauso, wie die sich bewegen, ist es, mit ihnen zu schlafen... Du siehst gelangweilt aus. Du bist trotzdem höflicher als ich zu meiner Zeit. Ich zog eine Grimasse, als ich das hier hörte: man soll so spät wie möglich mit Negern anfangen, weil man danach nichts anderes mehr will.
Die lyrischen Ergüsse der Freundinnen über die Vorzüge schwarzer Herren machten mich ein bißchen neugierig und sehr mißtrauisch. Mißtrauischer kannst du nicht sein. Jedesmal, wenn jemand anfing von dem zu fantasieren, was es in der weißen Welt nicht gibt, fiel ich ihm ungeniert ins Wort. Da gibt es, deklamierte ich geziert, wunderbare, schöne, blauschwarze Gesichter, in denen die Augäpfel und Zähne wie Gänseblümchen leuchten, seidene Haut, den wunderbar herben Geruch, der einen beinah dazu bringt, sich zwischen den verschwitzten Weißen eine Gasmaske zuzulegen, und dann dieses Tingeltangel da zwischen den Beinen, mit dem sie angeblich, weiß der Teufel wie viele Male, in einer Nacht mit einem lieben können. — Mit so wunderbaren Requisiten
muß es auch in den stärksten Ekstasen unmöglich sein zu versagen, lästerte ich weiter und schloß mit der Frage: der ganze Zauber mit denen soll also sein, daß man auf eine völlig neue Art mit den Beinen strampelt? Und wenn das getan ist, erscheinen mit einem Schlag alle Weißen exakt so sexy wie Spanferkel?
Ich war dieser weiblichen Lobgesänge überdrüssig und beforschte die Männer, was sie von dieser Sache hielten. Ich hörte ein ganz neues Lied. Als wenn es die großen Schwänze wären! riefen sie indigniert. Alle kannten die Masse von Frauen, die darüber weinten und klagten, daß ihre Männer zu große Schwänze hätten. Außerdem hätte die Größe gar nichts zu sagen. Es käme auf die richtige Anwendung an. Aber es war ja klar, daß sich unnormale Frauen mit Riesenöffnungen, denen ein gewöhnlicher, erstklassiger Mann nicht genügte, an Neger hängen müßten.
Waren es mehrere Männer, so konnte es fast zum Streit kommen. Ein Mutiger oder Gedankenloser fragte zum Beispiel, ob es wahr sei, daß ein Neger die ganze Nacht könnte, in einem fort, ohne schlaff zu werden. »Ich finde das merkwürdig«, beichtete der Unüberlegte, »wenn es bei mir gegangen ist, bin ich für mehrere Stunden hinterher groggy.« Mit lautem Gebrüll wurde ihm geantwortet: wer hat denn gesagt, daß es für einen selbst genauso oft gehen muß wie für die Frau. Man kann mit diesen kleinen Krämpfen sparen. Sie sind gar nicht so wichtig. Aha, aha. Diese neue Interpretation gefiel mir sehr. Einmal steigerte sie mein Interesse an Negern, zum anderen brachte sie mich zum Lachen.
Mehr aus Zufall geriet ich mit diesem für mich so wichtigen Negerproblem an einen Juden. Glaubte er, daß es so sehr viel anders sein müßte, mit einem Neger zu schlafen? Er betrachtete mich voller Abscheu und begann über Rassendiskriminierung und was er davon hielt, zu sprechen. Zum besseren Verständnis setzte er hinzu, daß er für sein Teil mit einer Negerin geschlafen hätte, und da gäbe es überhaupt keinen Unterschied. Als einziges waren ihm blaue Brustwarzen aufgefallen. Aber absolut kein Geruch. Absolut keiner. Der Gedanke, daß Neger riechen könnten, brachte ihn mehr auf, als des alten Albert Engströms Geschichte vom Teppichhändler, der sagt: »Das sind nicht die Teppiche, die stinken, das bin ich.« Ein netter Mann, den ich traf, erklärte das so: ich verstehe vollkommen, daß es netter sein muß, mit Negern zu schlafen. Meine einzige Erfahrung auf diesem Gebiet besteht aus pornographischen Filmen, und da sieht man ja, daß ein Neger so ist, wie es sein soll. Weiße sind bloß Karikaturen.
Die Kumpane sagten schlecht und recht: willst du hübsche Dinger haben, schlaf mit Negern. Sie sind oft groß und vor allem, rein plastisch gesehen, schön. Nimm dich nur vor ihnen als Menschen in acht. Sie sind wie arme, gierige Kinder. Paßt du nicht auf, nehmen sie alles, was du besitzt; das heißt, sie bitten und du gibst, weil du es so rührend findest, ihre
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