DS015 - Das Meer des Todes
Sie sind ...«
Monk verzog sein Gesicht zu einem liebenswürdigen Grinsen. Die Rothaarige war die bezauberndste Dame, die er je getroffen hatte. Er fand es jetzt entschieden weniger ärgerlich, daß Doc ihn zurückgelassen hatte.
Doc Savage ging voraus. Er ging sehr schnell, aber seine Gefährten hatten sich bei ihrem erzwungenen Aufenthalt auf dem Frachter ausgeruht und hatten keine Mühe, ihm zu folgen.
»Das Schiff, auf dem ihr wart, birgt ein Geheimnis«, sagte Doc. »Dort hat Bruze nämlich ein Vehikel, mit dem er das Sargassomeer verläßt. Ist euch nichts aufgefallen?«
»Absolut nicht!« schrie Renny. Er fand allmählich zu seiner normalen Lautstärke zurück. »Dazu hatten wir gar keine Gelegenheit.«
»Wie viel habt ihr vom Schiff gesehen?«
»Nur den Raum, in dem wir eingesperrt waren.«
»Und die Stahlkammer und den Korridor, durch die wir in den Laderaum gekommen sind«, ergänzte Ham. »Aber wir haben gehört, wie im Stern gehämmert wurde; vielleicht besteht da ein Zusammenhang ...«
»Bestimmt«, meinte Long Tom. »Das Vehikel kann nur im Heck des Frachters sein; im Bug ist es viel zu eng, und mittschiffs waren wir.«
Die Sonne schob sich über den Horizont. Der Dunst über dem Meer hatte eine rote Färbung angenommen und begann sich aufzulösen. Dann rückten die Umrisse des Schlachtschiffs ins Blickfeld.
Bruze stand an Deck. Seine Männer waren damit beschäftigt, schwere Lasten aus dem Schiffsbauch zu transportieren und vor Bruze abzuladen.
Doc begriff, daß die Banditen das Gold, das sich unter Kina la Forges Obhut befunden hatte, aus dem Tresor schafften, um es später mit ihren Rettungsbooten zu den beiden Barken zu befördern.
Das Wasser rings um das Wrack war mit einer Benzinschicht bedeckt, und durch die Feuerwehrschläuche am Tanker lief noch mehr Benzin. In ihrer Aufregung hatten die Banditen vergessen, die Ventile zu schließen.
»Bleibt hier«, sagte Doc zu seinen Gefährten.
Er ging allein weiter. In Rufweite vor dem Schlachtschiff hielt er an. Die Benzinschicht auf dem Wasser reichte genau bis zu ihm. Die Dämpfe, die davon aufstiegen, waren so penetrant, daß sie das Atmen erschwerten.
»Bruze!« schrie Doc.
Die Männer kamen an die Reling und starrten herüber.
»Sie sitzen in der Falle!« rief Doc. »Geben Sie auf!«
Bruze fluchte.
»Ich brauche nur ein brennendes Streichholz auf das Benzin zu werfen«, rief Doc, »und Sie und Ihre Leute werden bei lebendigem Leib gebraten!«
Einer der Banditen riß seine Maschinenpistole hoch, um Doc mit einem Feuerstoß endlich zu erledigen. Bruze schlug brutal zu; er wußte, daß das Mündungsfeuer genügte, das Benzin in Brand zu stecken. Aber Bruze hatte zu hart zugeschlagen. Der Mann wurde zu Boden geschleudert, seine Finger krampften sich um den Abzug, die Maschinenpistole war zum Teil mit Leuchtspur geladen, die Projektile klatschten aufs Wasser, und eine der Leuchtspurpatronen traf auf die Benzinschicht.
Plötzlich schien die Welt in Flammen aufzugehen.
Das Flammenmeer breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus, die Luft über dem Wasser schien zu brennen wie ein unsichtbares Gas, das Feuer löschte die ersten zaghaften Strahlen der Morgensonne aus.
Doc fuhr herum und schnellte von Wrackteil zu Wrackteil. Er wußte, daß er nicht in Gefahr war, aber er wollte die Ventile des Tankers schließen, bevor der explodierte.
Die benzingetränkten Feuerwehr Schläuche hatten inzwischen Feuer gefangen und wirkten wie Zündschnüre; aber an einigen Stellen lagen sie unter dem Wasserspiegel. So fraß sich das Feuer nicht allzu schnell weiter.
Es gelang Doc, die Ventile zu schließen. Er wandte sich um und blickte zu dem Frachter hinüber.
Um den Rumpf waberten Flammen; es war unmöglich, Einzelheiten zu erkennen. Doc kehrte zu seinen Freunden zurück und blickte abermals zum Frachter hinüber. Das Feuer loderte nicht mehr so hoch wie vorher, und man sah jetzt, daß im glutheißen Qualm verkrümmte, verschmorte Gestalten auf dem Deck lagen.
»Die Benzindämpfe sind explodiert«, erläuterte Long Tom. »Wahrscheinlich waren sie sofort tot. Es hat ihnen die Lungen verbrannt.«
Renny, Ham und Johnny sahen betreten aus. Bruze hatte seinen Tod selbst verschuldet, er hatte den Tod erlitten, den er anderen hatte bereiten wollen; ein abergläubischer Mensch hätte vielleicht eine ausgleichende Gerechtigkeit am Werk gewähnt. Dies alles änderte jedoch nichts daran, daß Doc und seine Männer sich unbehaglich fühlten.
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